An derzeit keinem Staat der Welt bündeln sich Widersprüche auch “unserer” westlichen Politik so sehr wie an Saudi-Arabien: Einerseits beklagen wir – zu Recht! – die blutige Ausbreitung islamisch-fundamentalistischer Bewegungen, andererseits aber stützen und fördern wir das Regime in Saudi-Arabien, dass eine extremistische Auslegung des Islam als Staatsreligion führt und über seine Ölmilliarden in die gesamte Welt exportiert sowie gezielt liberale und demokratische Bewegungen in der islamischen Welt bekämpft. Anfang 2015 bündelte sich dieses “gemeinsame Versagen” bis in die Groteske: Nach den extremistischen Attentaten gegen die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris heuchelten Vertreter Saudi-Arabiens Solidarität mit Frankreich, während gleichzeitig (!) der liberale Blogger Raif Badawi in Mekka öffentlich ausgepeitscht wurde, weil er das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit in Anspruch genommen hatte. Dagegen war US-Präsident Obama schon fast bewundernswert eindeutig: Für die Gedenkfeiern in Paris fand er leider “keine Zeit”, zur bald darauf folgenden Bestattung des saudischen Königs reiste er jedoch mit seinem halben Kabinett an. Nein, die Ölgelder vergiften nicht nur die islamische, sondern auch die westliche Welt… Seit jenem Januar habe ich bei öffentlichen Vorträgen wieder und wieder auf diesen Widerspruch hingewiesen und hoffe, dass Raif Badawi – Ehemann & Vater von drei Kindern – nicht nur als Menschenrechtsaktivist, sondern auch als Symbol für die derzeitige Heuchelei erkannt und befreit werden wird. Immerhin hat der Aufschrei von Abertausenden Aktivistinnen und Aktivisten auf allen Kontinenten schon einmal dafür gesorgt, dass bislang keine zweite Auspeitschung Badawis stattgefunden hat.
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Heute war ich bei einem Vortrag von Peter Klupar, dem Chief Engineer bei Breakthrough Initiatives, einem privat finanzierten SETI-Forschungsprogramm. Hauptthema des Vortrags war deren Projekt Starshot. Ich habe nicht im Detail die Breakthrough Initiatives recherchiert; ich beschränke mich darauf, … Weiterlesen
Minzbikalium
Dr. Minzbi war sehr gewissenhaft. Eher so supergewissenhaft. Alles soll perfekt sein. Superperfekt. So.
Sonntagnacht nahm Dr Minzbi Frau Gräupfe auf, die einen komischen Infekt hatte. Dr Minzbi konnte auch nicht wirklich sagen, woher der kam, dieser Infekt, und das trotz sorgfältiger Untersuchungen, womit er einen längeren Zeitraum (ca. die ganze Nacht) ausgefüllt hatte. Deshalb fühlte sich Dr. Minzbi auch nicht sonderlich gut. Zu all dem hatte Frau Gräupfe auch noch eine transplantierte Niere, was jetzt nicht zur Unkompliziertheit der Angelegenheit beitrug. Aber Dr. Minzbi hatte sorgfältig ein Antibiotikum ausgewählt und für den nächsten Tag (Montag war das) nochmal einen Haufen Blutuntersuchungen angeordnet.
„Hallo Frau Gräupfe“, sagte ich, „hier brauchen wir nochmal Blut, an diesem schönen Montagmorgen und der Blutabnahmedienst hat ja nichts abnehmen können von ihnen, deswegen treffen sie jetzt mich, ihren Stationsarzt!“
Frau Gräupfe lag schlaff und schwach im Bett und sagte sie hätte keine anstechbaren Venen mehr und sie wünsche mir viel Spaß. Nach diesen ermutigenden Worten piekte ich dann irgendwie winzige Vene an und bekam tatsächlich das gewünschte Blut für zwei Abnahmeröhrchen. Als ich das letzte und dritte Röhrchen anschloss, verweigerte das Venchen aber die weitere Kooperation. Ein winziger Tropfen Blut rollte in die Monovette, das war’s. „Naja“, dachte ich mir, „auch egal, das war ja nur noch für das Kalium das in der Nacht vor ca. 4 Stunden im niedrig-normalen Bereich gewesen war. Da brauchen wir jetzt nicht unbedingt eine Kontrolle. Das ändert sich nicht so schnell in den 4 Stunden. Hier liebe Schwester. Nimm‘ diese Röhrchen. Das für’s Kalium kannst du getrost wegwerfen. Da ist zu wenig Blut drin.“
Die Schwester war hiervon verwirrt und schickte einfach alles ins Labor. Das Labor dachte: Was ankommt muss auch analysiert werden! Sie schafften es auch tatsächlich einen Kaliumwert aus dem Blutströpfchen zu ziehen, der Wert befand sich aber jenseits von gut und böse. Damit hätte die Patientin mindestens tot sein müssen. Naja, wir wussten alle WARUM der Wert so war und das Labor schrieb nett zum Kalium-Befund dazu, dass dieser wegen eines „unterfüllten“ Abnahmeröhrchens nicht zu verwenden war.
Die Schwester war hiervon verwirrt und schickte einfach alles ins Labor. Das Labor dachte: Was ankommt muss auch analysiert werden! Sie schafften es auch tatsächlich einen Kaliumwert aus dem Blutströpfchen zu ziehen, der Wert befand sich aber jenseits von gut und böse. Damit hätte die Patientin mindestens tot sein müssen. Naja, wir wussten alle WARUM der Wert so war und das Labor schrieb nett zum Kalium-Befund dazu, dass dieser wegen eines „unterfüllten“ Abnahmeröhrchens nicht zu verwenden war.
Ich verlegte Frau Gräupfe dann noch am selben Tag in eine andere Klinik, in der sie mit ihrer Nierentransplantation besser versorgt war.
Es folgte der nächste Tag und Dr. Minzbi war frisch erholt vom Dienst wieder da. Entsetzt stellte er fest, dass seine Patientin Frau Gräupfe verlegt worden war. Ob er da Sonntag wohl eine Fehlentscheidung getroffen hatte? Hätte er sich vielleicht schon in der Nacht verlegen sollen? Sofort rief er seine Kollegin, die Frau Zorgcooperations an, die diese Verlegung veranstaltet hatte.
„Jaja, keine Panik“, sagte ich, „der Frau Gräupfe ging es halt im Laufe des Tages immer schlechter, das konntest du ja nicht wissen und da dachten wir jetzt verlegen wir sie ins Uniklinik rechts von Beteigeuze. Die haben auch die Nierentransplantation gemacht.“
Dr. Minzbi war nicht zu beruhigen und begann mir nun von den Untersuchungen der Nacht zu erzählen, wo er NICHT herausbekommen konnte, WAS das für ein Infekt war. „Hmhm“, sagte ich“, der Oberarzt hat mit mir auch alles nochmal angeschaut. Wir wissen auch nicht was genau sie hat. Mach‘ dir keine Gedanken. Ich muss jetzt aber schnell aufhören zu telefonieren, ich mache gerade Visite!“
Minzbi ignorierte meine Anmerkung über die Visite und rief nun verzweifelt: „Und habt ihr die Kaliumwertkontrolle von gestern morgen gesehen!“
„Jop. Die stimmt nicht.“ Die Begleitschwester der Visite rüttelte ungeduldig an meinem Visitenwagen.
„WIE KANNST DU SAGEN DAS STIMMT NICHT!?“ Dr. Minzbi schien der nicht mit dem Leben vereinbare Kaliumwert den Rest zu geben.
„Das ist eine Fehlabnahme.“ erklärte ich nun beruhigend.
„WOHER KANNST DU WISSEN DASS DAS EINE FEHLABNAHME IST?!!“
„WEIL ICH ES SELBER ABGENOMMEN HABE! Ich muss jetzt wirklich die Visite weiter machen!“
Dr. Minzbi grummelte dann noch etwas, warum wir den Kaliumwert nicht nochmal abgenommen hätten und hätte Frau Gräupfe schönere Venen gehabt, dann hätten wir das vielleicht sogar getan.
„WEIL ICH ES SELBER ABGENOMMEN HABE! Ich muss jetzt wirklich die Visite weiter machen!“
Dr. Minzbi grummelte dann noch etwas, warum wir den Kaliumwert nicht nochmal abgenommen hätten und hätte Frau Gräupfe schönere Venen gehabt, dann hätten wir das vielleicht sogar getan.
Der Schwan und Chi Cygni am 15.6.
Hier sind zwei Weitfeldaufnahmen des Sternbilds Schwan, die mit einer Kamera mit Objektiv auf einer nachführenden Montierung für astrofotografische Aufnahmen gemacht wurden. Hieraus kann die augenblickliche Helligkeit des veränderlichen Sterns χ Cygni gemacht werden. Relativ einfach, per Vergleich. Man braucht nur eine gute Netzhaut … und eine Sternkarte bzw. eine entsprechende Software. Versuchen Sie es ruhig selbst.