Dann war es also Nacht. Oder zumindest später Abend. So 22.30 Uhr. Ich lief zügig durch irgendeinen dunklen Stationsflur um nach einem Bauchschmerzpatienten zu schauen, da stellte die Pforte einen Anruf zu mir durch. „Klinikum Beteigeuze, Frau Zorgcooperations ihr Dienstarzt am Apparat“
„Ja“ rief eine aufgeregte Männerstimme, „meine Verwandte, die hat Krebs!“ Es folgte eine anschließende Stille in der weder ich noch er etwas sagten und nach eine längeren Pause erklärte er schließlich: „Da wollte ich wissen in welche Klinik sie kommt!“
„Huä?“, dachte ich, „ist das ein Notfall? Möchte der unbekannte Mann, welcher sich bis jetzt nicht weiter vorgestellt hatte, vielleicht voranmelden, dass er gleich kommt?“
„Wo ist sie denn nun ihre Verwandte“, fragte ich benommen. „Äh in Kleinbunzendorf.“ Ah hm nie gehört. Der Mann sprach weiter: „Und kommt sie jetzt zu ihnen nach Beteigeuze oder in die Universitätsklinik nebenan?“
„Ist das denn ein Notfall? Hat sie denn akute Beschwerden, ihre Verwandte?“
„Nein, nein. Aber sie hat Krebs und da wollte ich nur wissen, in welche Klinik, die Leute mit Krebs kommen!“
„Äh ja genau“, dachte ich mir, „nachts um halb elf.“ Dann erklärte ich diffus, das Leute mit einer Krebserkrankung sowohl in Beteigeuze selbst als auch den Unikliniken rechts und links von Beteigeuze behandelt werden könnten und ob er sich nicht vorstellen könne, die Verwandte persönlich zu fragen, welches Klinikum sie sich da vorstelle. Anschließend beendeten wir beide irgendwie unbefriedigt das Telefonat und ich weckte den Bauchschmerzpatienten auf, der inzwischen überhaupt keine Bauchschmerzen mehr hatte und eingeschlafen war, aber das merkte ich erst als ich schon im Zimmer rumstand und alle Zimmerbewohner aufgewacht waren.