Zwillinge, Drillinge — welche Unterstützung möglich

Im Tanz der KinderDie erste Zeit Zuhause nach der Geburt von Zwillingen, Drillinge oder eben Mehrlingen können für die Familie eine besondere Belastungsprobe werden. Es rollt ein Alltag auf die Familie zu, bei dem es nicht sofort greifbare Vorbilder und Lösungen gibt. Da klingt es wie eine Entlastung, wenn eins der Geschwister ein größeres gesundheitliches Problem hatte z.B. durch eine Frühgeburt und somit auf einen Kinderkrankenpflegedienst die erste Zeit angewiesen ist, der über mehrere Stunden am Tag nach Hause kommt — sicherlich, auf das ein jeder wiederum verzichten würde.

Doch, so erfahre ich es wiederholt, die Hilfe durch den Pflegedienst ist nicht die Unterstützung, die die Familie Zuhause in der Säuglingspflege braucht. Denn der Pflegedienst kümmert sich nur um das erkrankte Kind, dafür wird seine Anwesenheit von der Krankenkasse finanziert. Er ist nicht für für das / die Geschwisterkind/er zu ständig.

Ein Problem? Ja, denn wenn das erkrankte Kind schläft, entsteht für die Pflegefachkraft Leerlauf, also freie Zeit. Die Mutter oder der Vater braucht unbedingt eine Auszeit. Warum kümmert sich die Pflegefachkraft dann nicht um das andere, wache Kind? Vom Kostenträger, der Krankenkasse, hat der Pflegedienst nicht den Auftrag und wenn er es macht, kann das Personal in Schwierigkeiten kommen z.B. wenn Pflegefehler auftreten. Denn hier könnte vielleicht die Berufshaftpflicht meinen, sie decke nur die Handlungen für den Pflegeauftrag ab. Abgesehen davon könnte der Auftraggeber, die Krankenkasse, verärgert sein.

Hilfen bei Mehrlingen — was wären die Alternativen?

Nach meiner letzten Recherche und den Kenntnissen über die Familien gibt es Alternativen, doch ist es mit dem Rechtsanspruch auf Leistungen der Jugend– und Sozialämter schwierig.

  1. Haushaltshilfe
    • bei der gesetzlichen Krankenkasse kann diese Hilfe beantragt werden, doch ist sie in der Regel darauf beschränkt, dass ein Elternteil durch Krankheit oder längerer außerhäuslicher Therapie (Krankenhaus) verhindert ist. Genaueres regelt unter anderem die Satzung der Krankenkasse1.
    • beim Jugendamt kann diese Hilfe auch beantragt werden, wenn die Krankenkasse die Haushaltshilfe abgelehnt hat; sie wird unter dem „Deckblatt“ zusammengefasst: Betreuung und Versorgung des Kindes in Notsituationen.
    • Daneben gib es die Hilfe zur Weiterführung des Haushaltes vom Sozialamt. Wenn das Jugendamt und Krankenkasse keine Hilfeleistungen genehmigen, kann ein Antrag beim Sozialamt gestellt werden. Doch ist diese Leistung wiederum abhängig vom Einkommen und Vermögen der Eltern.
  2. Tagespflege2 — es wird eine Person vermittelt zur Förderung der Entwicklung des Kindes. Hier handelt es sich direkt um eine Kinderbetreuung. Doch ob diese Hilfe eingefordert werden kann, hängt einmal von Betreuungslandschaft vor Ort ab z.B. beim Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz oder dem eigenen Vermögen (wirtschaftliche Jugendhilfe).
  3. Hilfe zur Erziehung vom Jugendamt — dies ist aber keine entlastende Hilfe, sondern hier geht es um die Erziehungsfragen. Doch je nach familiärer Situation kann diese Orientierungshilfe auch eine hohe Stütze sein.
  4. Private Hilfen — z.B. die Betroffenen stellen selbst eine Haushaltshilfe ein;
    • Sozialstationen, Wohlfahrtsverbände können hier weiterhelfen; vielleicht haben diese auch noch andere Lösungen im Blick
    • Betroffene können darüber nachdenken, ob ein Au-Pair eine Möglichkeit wäre3;
    • eine andere Lösung wären Nachbarschaftshilfen oder
    • die Suche nach der „Wunsch-Oma“; eine Großeltern-Kind-Partnerschaft4
  5. Stiftungen? — Eltern können hier in Recherche gehen, z.B. in Familienzentren oder Schwangerschafts– und Konfliktberatungsstellen nachfragen. Vielleicht gib es doch die eine oder andere Stiftung, welche bei Mehrlingsgeburten finanzielle Hilfen unter bestimmten Bedingungen stellt.

Wichtig ist, wenn Eltern die Hilfen beim Jugend– oder Sozialamt beantragen im Säuglingsalter oder später, sie müssen ihre Not „richtig“ darstellen, z.B. sich vom Hausarzt bestätigen lassen, dass die Mutter oder der Vater aufgrund der Belastungssituation mit den Mehrlingen kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht.

Falls Ihr noch weitere Hilfen kennt, dann freue ich mich auf eure Antwort.

  1. http://www.diakoniestation.de/fileadmin/user_upload/familienunterstuetzende-leistungen.pdf
  2. http://www.babyclub.de/magazin/mama-und-familie/mama-und-familie/mehrlingseltern.html
  3. http://www.zwillingsschwangerschaft.net/2011/10/13/haushaltshilfe-nach-der-geburt-der-zwillinge-teil-2/
  4. http://www.vdk.de/deutschland/pages/presse/vdk-zeitung/25736/wie_kinder_ihre_wunsch_oma_bekommen