Drohender Notstand bei HIV-Medikamenten in der Ukraine

Der Ukraine droht ein Engpass bei der Versorgung mit einigen lebenswichtigen HIV-Medikamenten. 30.000 HIV Menschen mit HIV könnten deshalb ihre Behandlung unterbrechen müssen, so ukrainische HIV- und Aids-Organisationen.

Unter dem Titel „Friedhof statt Therapie“ stellten Aktivistinnen und Aktivisten des ukrainischen Netzwerks von Menschen mit HIV und Aids am Mittwoch gegenüber dem Ministerkabinett Grabkreuze auf, um Premierminister Arsenij Jazenjuk und die Regierung auf die möglichen Folgen eines Medikamenten-Engpasses aufmerksam zu machen.

Der Netzwerk-Vorsitzende Volodymyr Zhovtyak sagte, das ukrainische Gesundheitsministerium habe im Dezember 2014 rund 52 Millionen ukrainische Griwna (etwa 2,2 Mio. Euro) an die Pharma-Distributionsfirma „Vektor Farma“ gezahlt. Dieses Unternehmen, das sich im Anschluss umbenannt und den Besitzer gewechselt habe, fordere aber nun mehr Geld und habe noch keine Medikamente ausgeliefert.

„Wir wenden uns heute an den Ministerpräsidenten Arsenij Jazenjuk, sich mit der Situation rechtlich auseinanderzusetzen und die notwendigen Medikamente bereitzustellen, die wir so dringend brauchen. 30.000 Menschenleben stehen auf dem Spiel“, sagte Zhovtyak.

Vitaliy Shabunin vom ukrainischen Antikorruptionszentrum bestätigte, dass bisher keine Medikamente ausgegeben wurden, obwohl die Regierung in Vorauszahlung gegangen sei und alle Kosten abgedeckt habe.

Ministerpräsident Jazenjuk hat Medienberichten zufolge mittlerweile das Innenministerium aufgefordert, den Fall zu untersuchen und alles dafür zu tun, damit die mit Steuermitteln bezahlten Medikamente ausgeliefert werden. Gesundheitsminister Alexander Kvitashvili hat unterdessen offenbar die Rechtsschutzorgane um Mithilfe gebeten.

Insgesamt lebten Anfang 2014 nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 230.000 Menschen mit HIV in der Ukraine, im April 2014 waren 124.000 HIV-Infizierte als Empfänger von HIV-Medikamenten staatlich registriert.

(Ljuba Böttger/Holger Sweers)

 

Quellen/weitere Informationen

Pressemitteilung des ukrainischen Netzwerks der Menschen mit HIV und Aids in der Ukraine vom 27.07.2015 (in russischer Sprache)

Video von der Aktion auf Youtube

Meldung der Nachrichtenagentur AFP vom 27.05.2015 (in englischer Sprache)