Im vergangenen Jahr stellte große Hitze besondere Anforderungen an unsere Gäste, dieses Jahr war die Anreise nach Berlin für alle ganz problemlos zu bewältigen. Der Grund: Ein erneuter Bahnstreik, pünktlich zum Jahresempfang. Doch wie schon 2014 zeigten sich unsere Gäste einfallsreich und flexibel. Diesmal bastelten sie keine Fächer, sondern bildeten ganz spontan Fahrgemeinschaften. So waren beispielsweise die beiden routinierten Bahnfahrer Dr. Peter Müller, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Gesundheit, und Prof. Nobert Klusen, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse und diesjähriger Keynote-Speaker, gemeinsam mit dem Auto von Hamburg nach Berlin unterwegs. Leider konnten nicht alle Gäste auf die Schnelle alternative Transportmittel finden, sodass einige leider ihre Teilnahme kurzfristig absagen mussten. Wir hoffen, den ein oder anderen dann im kommenden Jahr wieder begrüßen zu können.
Die meisten Teilnehmer schafften es jedoch pünktlich um 19 Uhr zur Hörsaalruine. Dr. Müller begrüßte die Gäste und stellte gleich einige Veränderungen bei Stiftung Gesundheit vor. Dazu zählte leider der schmerzliche Verlust, den wir durch den Tod unseres Kuratoriumsvorsitzenden Prof. Peter Oberender im Februar dieses Jahres zu beklagen hatten. Doch unserer Vorstandsvorsitzender konnte auch Erfreuliches berichten, etwa die Mitgliedschaft der Stiftung Gesundheit im Konsortium SUSTAIN – Sustainable tailored integrated care for older people. Als Teil des Gesamtprogramms Horizon 2020 wird SUSTAIN von der EU gefördert. Die Teilnehmer kommen aus sieben europäischen Staaten. Auch meine Funktion als Vorstandsmitglied zählte zu den Neuerungen – auch wenn es sich nach inzwischen einem guten halben Jahr für mich selbst gar nicht mehr neu anfühlt.
Für mehr gegenseitiges Verständnis im Gesundheitswesen
Im Anschluss an die kurze Einführung ging es auch direkt weiter mit der Keynote. In diesem Jahr konnten wir Prof. Norbert Klusen, Honorarprofessor für Internationale Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme an der Universität Hannover und Honorarprofessor für Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, dafür gewinnen. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse stellte das Sozialunternehmen TRANSFERIS – Leadership in Healthcare vor. Dieses hat es sich zum Ziel gesetzt durch Qualifizierungsprogramme und Austausch im Rahmen eines Forums ein besseres gegenseitiges Verständnis von Führungskräften im Gesundheitswesen zu schaffen und so die Grundlage für eine wirksamere Zusammenarbeit zu legen. Zum Abschluss ermutigte Prof. Klusen, selbst im TRANSFERIS-Beirat aktiv, die Anwesenden nochmals eindringlich, die Möglichkeiten, die sich durch diesen Austausch bieten, selbst zu nutzen – als Teilnehmer oder auch als gastgebende Institution.
Drei Mal ausgezeichnete Leistungen: Radio, Buch und Zeitung
Den Abschluss des offiziellen Teils bildete dann die Verleihung des Publizistik-Preises 2015. Auf den ersten drei Plätzen fand sich mit einem Hörfunk-Beitrag, einem Buch und einer Artikel-Serie eine schöne Mischung an Publikationsmedien. Auf Platz eins wählte die Jury Ulrike Klausmann für ihr Radio-Feature „Die Achse des Süßen – Eine kleine Kulturgeschichte des Zuckers“. Der Deutschlandfunk sendete den Beitrag am 30. November 2014. „Einen so reichen Strauß an Atmosphäre und Farben, Originaltönen und geradezu visuellen Episoden, das wirkt wie eine abendfüllende Fernseh-Dokumentation“, lobte Dr. Müller, der selbst als Journalist im Hörfunk tätig war, den Beitrag. Klausmann beschreibt nicht nur die Geschichte des Zuckers eindrücklich, sie lässt auch Menschen aus verschiedenen Kulturen zu Wort kommen. Sie berichten, was der Zucker in ihrer Heimat bedeutet und wie sich dort im Laufe der Geschichte der Blick auf das weiße Pulver gewandelt hat. Ein Vertreter der Zuckerwirtschaft, ein Kritiker der Nahrungsmittelindustrie und eine Eisdielenbesitzerin sind unter anderem Teil des Hörfunk-Beitrags und berichten von ihrer Sicht auf den Zucker. Alle Gäste kamen in den Genuss einer kurzen Hörprobe. Das komplette Feature können Interessierte über die Website der Stiftung Gesundheit hören und nachlesen. Es lohnt sich!
Daniel Schreiber freute sich über Platz zwei für sein Buch „Nüchtern – Über das Trinken und das Glück“. Es erzählt von seinen eigenen Erfahrungen und hinterfragt den ambivalenten Umgang mit Alkohol, mit dem eine ganze Gesellschaft das Trinken rechtfertigt. „Schonungslos offen, selbstkritisch und analytisch“, so beschreibt die Jury Schreibers Werk. „Und ganz nebenbei auch noch sehr unterhaltsam geschrieben.“ Den dritten Platz sicherte sich Sarah Bernhard mit ihrer Artikelreihe „Tod und Sterben – Übers Sterben reden“. Die Serie ist im Nordbayrischen Kurier erschienen und informiert über verschiedene Aspekte der Themen Tod, Sterben, Bestattung und Trauer. Zudem beschreiben Menschen, unter anderem pflegende Angehörige und Hospizmitarbeiter, wie sie mit dem Sterben umgehen. Die emotionalen und gleichzeitig informativen Artikel sollen Menschen helfen, über das Sterben zu reden. Bernhard wurde zur Preis-Vergabe von ihrem Chefredakteur Joachim Braun begleitet.
Nach dem offiziellem Teil konnten sich die Gäste am Buffet stärken, die Ausstellung des Medizinhistorischen Museums erkunden, die auch in diesem Jahr speziell für unsere Gäste länger geöffnet blieb, und zu späterer Stunde zur Musik von 4 Friends schwofen. Doch für den inoffiziellen Teil gilt: What happens in Berlin, stays in Berlin!