Übers Sterben sprechen wir nicht. Oder zumindest nicht gerne. Schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Weil wir uns dann der Tatsache stellen müssten, dass wir alle sterben werden. Früher oder später. Doch übers Sterben müssen wir sprechen. Weil nur so gewährleistet ist, dass wir den Sterbeprozess bekommen, den wir uns wünschen. Weil es im Zweifel schon zu spät ist, wenn unser eigenes Sterben begonnen hat.
Deshalb war es sinnvoll und notwendig, das Thema Tod dort anzusprechen, wo sich Menschen auch heute noch über das Geschehen in ihrem Umfeld informieren: auf den verschiedenen Kanälen ihres Heimat-Mediums – oder anders gesagt: mitten im Lokalteil. Die verhaltene Leser-Resonanz zeigte allerdings, dass auch dort die Hürde möglicherweise noch zu hoch ist. Umso schöner, dass jetzt nicht nur wir, sondern auch die Stiftung Gesundheit übers Sterben spricht. Bei ihr suchen Menschen gezielt nach Informationen zu gesundheitsrelevanten Themen, sind also schon offen für die Beschäftigung mit sich selbst. Und das ist gut.
Denn die rigorose Weigerung, übers eigene Sterben zu sprechen, verschließt die Augen nicht nur für die traurigen Aspekte des Lebensendes. Sondern auch für die Hoffnung, die trotz allem immer wieder aufleuchtet: Durch die Erkenntnis, dass die Menschen um einen herum alles getan haben, um auch das schlimmste Leiden noch erträglich zu machen. Durch das Wissen darum, dass auch Trauer irgendwann erträglich wird. Und durch die Gewissheit, die schwierigsten Entscheidungen im Leben nicht auf jemanden anders abgewälzt zu haben.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Sterben ist nicht schön. Es ist oft hart und grausam und verlangt uns alles ab. Aber Sterben gehört zum Leben dazu. Und das ist es, was ich mit meiner Serie zeigen wollte.
Natürlich macht es mich stolz, insbesondere die hohen fachlichen Erwartungen der Medienpreis-Jury erfüllt zu haben. Noch mehr aber würde ich mich freuen, wenn ich auch nur einen von Ihnen dazu bringe, eine Patientenverfügung auszufüllen. Weil ich jetzt weiß, wie gut es sich anfühlt, wenn man sie in die Schublade legen und abhaken kann.
Die Artikel-Serie können Sie über die Website der Stiftung Gesundheit nachlesen: https://www.stiftung-gesundheit.de/publizistik-preis/preis-2015-bernhard.htm