„Tag ohne Grenzen“: Sport, Spaß und Inklusion

Tag ohne Grenzen

Pressekonferenz zum Tag ohne Grenzen in Hamburg: v.l.n.r.: Kirsten Bruhn (mehrfache Paralympics-Siegerin), Gregor Doepke (Leiter Kommunikation der DGUV), Innen- und Sportsenator Michael Neumann und Maya Lindholm (u.a. Paralympicssiegerin Rollstuhlbasketball) 21.05.2015, Rathaus Hamburg, Germany Bild-Quelle: MSSP – MICHAEL SCHWARTZ SPORTPHOTO

Rollstuhlfahrer und Extremsportler – ein Widerspruch? Absolut nicht! Das zeigt Deutschlands bester Rollstuhlskater David Lebuser am 5. und 6. Juni 2015 auf dem Hamburger Rathausmarkt. Unter dem Motto „Tag ohne Grenzen – Viel Sport! Viel Inklusion! Viel Spaß!“ findet dort eine Großveranstaltung des deutschen Reha- und Behindertensports statt. Mit Sport, Spaß und Informationen wollen die Veranstalter Menschen mit und ohne Behinderung zusammenbringen und dazu beitragen, Berührungsängste abzubauen und Inklusion zu fördern. Ein Highlight der Veranstaltung ist die Etappenankunft der Inklusionsfackel des Netzwerkes Inklusion Deutschland am Freitagabend. Die Fackel besucht zwischen dem 11. April und 11. Juli alle Landeshauptstädte mit Finale in Berlin. Ihre Botschaft lautet: Mehr Akzeptanz und Toleranz gegenüber Vielfalt.

Skaterpark, Basketballfeld, Tauchbecken

Das zweitägige Programm des Aktionstages bietet Besuchern eine Fülle von Möglichkeiten, sich zu informieren und sich selbst auszuprobieren. Dazu haben die Veranstalter auf dem Hamburger Rathausmarkt eine spektakuläre Zeltlandschaft mit zahlreichen Angeboten und Attraktionen errichtet. Menschen mit und ohne Behinderungen – jeder ist eingeladen, zuzuschauen und mitzumachen. Neben dem bekannten Rollstuhlskater Lebuser sind unter anderem die deutsche Rollstuhl-Rugby-Nationalmannschaft und die Rollstuhl-Basketball-Nationalmannschaften der Damen und der Herren vertreten. Auch Sprint-Profi und Paralympics-Sieger Heinrich Popow ist vor Ort. Jeder, der mag – ob mit oder ohne körperliche Einschränkungen – darf auf der Tartanbahn gegen den Profi antreten.

Und genau darum geht es beim Tag ohne Grenzen: Menschen mit und ohne Behinderungen können sich begegnen und gemeinsam Spaß haben. Der Sport ist dazu das geeignete Medium. Er begeistert und verbindet. Um das Verständnis und Mitgefühl für die Situation von Menschen mit Behinderungen zu fördern, kann hier jeder ausprobieren, wie es ist, mit einer körperlichen Einschränkung Sport zu treiben. Auf dem Soccercourt etwa können Besucher ausprobieren, wie es sich anfühlt, Fußball zu spielen ohne den Ball richtig zu sehen zu können, auf dem Basketballfeld können sie versuchen im Rollstuhl einen Ball zu dribbeln und im Chair Skating Parcours über die Halfpipe skaten. 150 Sportlerinnen und Sportler mit und ohne Behinderungen laden dabei zum Mitmachen ein und zeigen ihr Können.

Neue Denkansätze schaffen und Grenzen verschieben

Auch Menschen mit Einschränkungen erleben beim Tag ohne Grenzen, was sie vielleicht selbst nicht für möglich gehalten haben. Im Tauchcontainer etwa können sie sich fast ungehindert bewegen und auf der Ausstellung der neusten paralympischen Sportgeräte gibt es beeindruckende Innovationen von High-Tech-Rollstühlen bis Prothesen zu bestaunen. Im Chair Skating Parcours können sich Rollstuhlfahrer und Menschen ohne Einschränkungen im „Wheelskating“ versuchen. Der professionelle Wheelskater David Lebuser zeigt ihnen, was im Rollstuhl alles möglich ist – Sprünge, Drehungen, Balanceakte. Ähnlich wie ein Skateboard oder BMX nutzt er seinen Rollstuhl als Sportgerät. Damit ermöglicht er einen neuen Blick: cooles Fun-Fahrzeug statt nur Hilfsmittel. Auch für Rollstuhlfahrer kann das ein ganz neuer Ansatz sein.

Neue Denkansätze soll der Tag ohne Grenzen fördern. Gleichzeitig wollen die Veranstalter zeigen, wie der Rehasport Menschen dabei unterstützt, nach einem Unfall wieder in ihr Leben zurückzukehren. Die Initiative zur Veranstaltung geht von Berufsgenossenschaften, Unfallkassen, ihrem Spitzenverband der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und dem Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung aus. “Rehabilitation ist eine der zentralen Aufgaben der gesetzlichen Unfallversicherung und unserer BG-Kliniken”, sagt Gregor Doepke, Kommunikationsleiter der DGUV. “Unser Ziel ist es, Menschen, die durch einen Arbeitsunfall verletzt oder durch eine Berufskrankheit beeinträchtigt wurden, wieder zurück in den Job zu bringen. Sport ist für diesen Prozess sehr wichtig und Sport ist ein toller Motivator.” Denn er ist nicht nur ein geeignetes Medium, um Barrieren zu überwinden, sondern auch ein wichtiger Baustein im Rahmen der medizinischen, beruflichen und sozialen Rehabilitation der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen.

Barrieren abbauen: Feedback vom Berliner Schwimmteam

Auch die Stiftung Gesundheit arbeitet seit langer Zeit im Bereich Barrierefreiheit und versucht mit verschiedenen Projekten die Lebensumstände von Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Dazu ist es notwendig, sich direkt mit den Menschen auszutauschen, die eine barrierefreie Umwelt benötigen. Wir bei der Stiftung Gesundheit freuen uns zum Beispiel sehr über den Austausch mit dem Berliner Schwimmteam. Das Team gewann bei den Paralympics 2012 sechs der insgesamt zwölf deutschen Schwimmmedaillen. Die Teammitglieder berichten den Stiftungsmitarbeitern von den Hürden, die ihnen im Alltag begegnen. In der medizinischen Versorgung und vor allem in Arztpraxen stoßen Menschen mit Behinderungen oft auf Schwierigkeiten. Viele Praxen haben Hindernisse in Form von Treppen, engen Durchgängen oder anderen Barrieren. In diesem Video erzählt, Paralympics-Siegerin Daniela Schulte, welche Bedeutung für sie eine barrierefreie Praxis hat.

Barrierefreiheit: die passende Arztpraxis finden

Zu den Projekten der Stiftung Gesundheit gehört unter anderem das Projekt „Barrierefreie Praxis“. Es bietet Patienten deutschlandweit Informationen zum Grad der Barrierefreiheit von Arztpraxen. Über die Arzt-Auskunft können die Patienten Praxen finden, die zu ihren individuellen Bedürfnissen passen – ob es sich nun um eine geeignete Praxis für Menschen mit Hör- oder Sehbehinderung handelt oder um die Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer, etwa mit Behindertenparkplätzen oder höhenverstellbaren Behandlungsgeräten.