Under pressure: eHealth und der Aktivierungszwang für Ärzte

eHealth bewirkt Veränderungen
Betrachtet man – unabhängig von den Prädispositionen des Praxismanagements und der Einstellung von Ärzten – die gegenwärtigen Entwicklungen im Bereich der Internetmedizin und leitet hieraus Annahmen über ihre mittelfristige Entwicklungsperspektive ab, so ist davon auszugehen, dass
– Bewertungsportale immer intensiver von Patienten genutzt werden und ihre Bedeutung für die Auswahl von Arztpraxen damit deutlich ansteigt,
– Patienten sich bei einer wachsenden Anzahl von Angeboten in zunehmendem Umfang im Netz informieren und sich der hierdurch induzierte Gesprächsbedarf mit Ärzte spürbar erhöht,
– die technischen Möglichkeiten zur Unterstützung der Praxisarbeit, zur Patientenkommunikation und zur interärztlichen Vernetzung zunehmen sowie
– Interaktionsformen wie Online-Sprechstunden und Telemonitoring die Arzt-Patienten-Beziehungen verändern.
Zwei Handlungs-Szenarien für Ärzte
Ärzten können mittelfristig zwischen zwei Handlungsalternativen wählen: (1) sie entwickeln für sich und ihre Praxisbetriebe Strategien zur Adapation an die neuen Umfeldbedingungen und zur Nutzung der Optionen oder (2) sie verweigern sich. Es ist aber auch schon jetzt relativ eindeutig: wer Szenario 2 wählt, zählt auf mittlere Sicht zu den Verlierern, da Patienten mit ihren Auswahlentscheidungen über die Frequentierung von Praxen und damit über deren wirtschaftliche Tragfähigkeit entscheiden.
Die Tücke der eHealth-Auswirkungen
Mediziner können sich den skizzierten Entwicklung nicht entziehen. Einer ähnlichen Situation standen Ärzte bei der “verordneten Einführung des Qualitätsmanagements” gegenüber. Doch damals existierten klare Vorgaben, eindeutige zeitliche Umsetzungskorridore und lange Fristen, die für alle gleichermaßen verbindlich waren, man hatte – bei aller Ablehnung gegen das System und seine vermuteten Konsequenzen – einen vorgegebenen Plan. eHealth kommt – von offiziellen Projekten angesehen – verdeckt. Es gibt kein System und keinen Masterplan, jeder Praxisinhaber muss für sich entscheiden und handeln. Dieser Sachverhalt kann als Chance gewertet werden, da eine individuelle Gestaltbarkeit besteht, die natürlich ein Mindestmaß an Sachkompetenz erfordert. Ihr Aufbau kommt jedoch bislang gar nicht bzw. nur schleppend voran, da die meisten Ärzte sich gleichgültig bis ablehnend zeigen.

© Klaus-Dieter Thill / IFABS

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