Wussten Sie, dass Deutschland nicht nur Fussballweltmeister sondern auch
Herzkatheterweltmeister ist? In kaum einem anderen Land der Welt werden bezogen
auf die Bevölkerungszahl so viele Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt wie bei
uns in Deutschland. Trotzdem belegen wir was die Sterblichkeit an der sog.
Koronaren Herzkrankheit angeht, also der zunehmenden Verhärtung und Verkalkung
der Herzkranzarterien, die schließlich zu Herzinfarkt und Herzschwäche führen kann,
international nur einen mittelmäßigen Platz.
Gleichzeitig haben wir in Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme der Welt dennoch versterben jedes Jahr geschätzte 40.000 Menschen vermeidbar an Herz-Kreislauferkrankungen weil Sie
schlicht und einfach Ihre Behandlung nicht mitmachen, also beispielsweise ihre
Medikamente nicht regelmäßig einnehmen. Tatsächlich liegt die Behandlungstreue,
wir Mediziner reden auch von der sog. Compliance, nach Schätzungen der
Weltgesundheitsorganisation WHO bei chronischen, also dauerhaften Erkrankungen
weltweit bei lediglich 50 Prozent – das gilt auch für die regelmäßige Medikamenteneinnahme.
Aufklärung kommt zu kurz
Mein Name ist Dr. Stefan Waller. Ich bin Internist und Kardiologe, also Facharzt für
Herz-Kreislauferkrankungen, und habe viele Jahre in den verschiedenen Abteilungen der Inneren Medizin, die letzten Jahre insbesondere in der Kardiologie, vor allem
auch in der Herzkatheterdiagnostik gearbeitet. Dabei hat mich in all den Jahren, in
denen ich in der Kardiologie viele Herzinfarktpatienten betreut habe, oft der Umstand
verärgert, dass wir zwar akut eine sehr gute Notfallmedizin betreiben und den
Herzinfarktpatienten in kürzester Zeit bestmöglich behandeln und mit Stents im Wert
von tausenden Euro versorgen, danach aber oftmals schlicht die Zeit fehlt für die
mindestens ebenso wichtige Aufklärung über das Wesen der Erkrankung, die zum
Herzinfarkt geführt hat. Denn eins ist klar: Im akuten Herzinfarkt können wir mit
Stents viel Gutes tun und Leben retten.
Die Erkrankung tatsächlich aufhalten kann aber nur eine Person auf dieser Welt und das ist der Patient selber. Niemand anderes als der Patient selbst stellt durch seine zukünftige Lebensführung die Weichen für sein Schicksal. Dafür bedarf es oftmals gar nicht mal so großer aber dafür dauerhafter Veränderungen im Lebensstil, der Ernährung und auch einer konsequenten Einnahme hochwirksamer Herzmedikamente. Hier kann an den richtigen Stellschrauben mit überschaubarem Aufwand sehr viel erreicht werden, vorausgesetzt der Patient weiß wie und warum.
Gesundheitssystem zunehmend von Ökonomisierung geprägt
Und genau hier sehe ich das Problem: Die derzeitige Entwicklung im Gesundheitssystem ist geprägt von einer zunehmenden Ökonomisierung der Medizinlandschaft. Unter der Implementierung des DRG-Systems, worunter eine Vergütung der Gesundheitsdiensleistungen anhand entsprechender
Diagnosegruppen pauschal erfolgt und nicht mehr anhand der tatsächlich erbrachten Leistung und Liegedauer eines Patienten, ist ein anhaltender Trend mit Zunahme der Fallzahlen bei gleichzeitiger deutlicher Abnahme der Liegedauern von Patienten in einem Krankenhaus zu verzeichnen.
Gleichzeitig kommt es infolge der zunehmenden Privatisierung von Krankenhausbetrieben zu einer „Optimierung“ des Kostenfaktors medizinisches Personal. Diese geschilderten Entwicklungen führen zu einer zunehmenden Arbeitsverdichtung bei Ärzten, Pflegerinnen und anderen im Gesundheitssystem arbeitenden Berufsgruppen. Mit der Folge, dass immer weniger Zeit am Patienten selber übrig bleibt. Diese Zeit wäre aber dringend notwendig, um Patienten umfassend über ihre Erkrankung und vor allem auch die Sinnhaftigkeit der ihnen empfohlenen Behandlungsmassnahmen zu informieren.
Genau dieses Wissen um das Wesen und die Hintergründe der eigenen Erkrankung und deren Behandlungsmöglichkeiten sind meiner Meinung die absolute Voraussetzung für eine lebenslange Behandlungstreue seitens des Patienten. Die Tatsache, dass in Deutschland ein halbes Jahr nach erlittenem Herzinfarkt nicht einmal jeder zweite Patient seine Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wie z.B. Blutdruck und Blutfette einigermaßen unter Kontrolle hat (Herz 2014, 39;483-494), obwohl natürlich genau das die Voraussetzung wäre, um das weitere Fortschreiten der Herzerkrankung aufzuhalten,
zeigt, dass hier noch viel zu tun ist.
So entstand Dr. Heart
Leider bildet unser oben genanntes DRGVergütungssystem dringend notwendige Beratungs- und Informationsleistungen monetär unzureichend ab, so dass seit vielen Jahren ein Trend zu einer mechanistisch-geprägten Medizin deutlich zu spüren ist. In möglichst kurzen stationären Aufenthalten wird rasch operiert oder es werden möglichst viele gut abrechenbare menschliche Ersatzteile und „devices“/ medizinische Hightech-Produkte implantiert. Konservative Behandlungsverfahren und die „sprechende“ Medizin gelangen hierbei oftmals ins Hintertreffen. Das hierdurch entstehende Aufklärungsdefizit steht im krassen Gegensatz zu dem Anspruch des Patienten auf Augenhöhe in verständlicher Form über seine Krankheit informiert zu werden.
Aus diesem Missstand heraus habe ich das Dr. Heart Projekt ins Leben gerufen. In einfach zu verstehender Sprache, ohne mich hinter Mediziner-Floskeln zu verstecken, versuche ich auf der Dr. Heart Webseite (www.dr-heart.de) über kurze Videoclips relevante Informationen zur Herz-Kreislauf-Medizin für jeden verständlich zu vermitteln. Dabei liegt der Fokus auf einer herzgesunden Lebensweise, bis hin zu direkter praktischer Unterstützung bei der Umsetzung eines herzgesunden
Lebensstils, z.B. im Rahmen der Dr. Heart-Laufgruppe.
Geplant und teilweise auch schon in Produktion sind weitere Video-Formate wie Animationen, praktische Mitmach-Videoclips, wie ein Wohnzimmer Kardio-Workout, und ansprechende Kochvideos zur herzgesunden mediterranen Küche. In der Dr. Heart-Academy haben die Patienten die Möglichkeit ihr neu angeeignetes Wissen zu überprüfen.
Über die Dr. Heart Facebook-Seite (Dr.Waller.Heart) wird über aktuelle Entwicklungen und Trends in der Herz-Kreislauf-Medizin berichtet, neu veröffentlichte Clips angekündigt, Feedback gesammelt und das Dr. Heart-Themenprogramm mitgestaltet. Die Dr. Heart-Webseite wurde im April 2015 online
gestellt und freut sich seither einer wachsenden Beliebtheit. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie auf der Dr. Heart Seite vorbeischauen und mir Ihr ehrliches Feedback und Verbesserungsvorschläge geben würden. Wenn Ihnen die Inhalte gefallen freue ich mich über Hilfe bei der Weiterverbreitung an Freunde
und Patienten.
Ihr Dr. Stefan Waller
alias Dr. Heart