Gestern kamen zwei Ereignisse zusammen, die mir suggeriert haben, dass ich zu viel Zeit im Internet verbringe.
Das erste Ereignis war, dass mir auffiel, dass mich der äußerst sympathische und liebenswerte DHL-Bote mit “du” und Vornamen anspricht. Genau genommen hat er mir am Nachmittag auf der Straße hinterhergerufen, dass er am Vormittag ein Paket für mich bei einem Nachbarn abgegeben hat. Noch interessanter war dabei, dass das Paket noch nicht mal für mich war, sondern für meine bessere Hälfte, der bezüglich Vor- und Nachnamen ganz anders heißt als ich. Aber unser DHL-Mensch hat das alles gewusst, obwohl wir sicher nicht seine einzigen Kunden sind.
Das zweite Ereignis, das mich zu der Einsicht kommen ließ, dass sich mein Leben primär online abspielt war, fand am Abend in der Tram statt. Der Akku meines Smartphones war alle. Schrecklich. Ich hatte noch etwa 15 Minuten Wegstrecke vor mir und das blöde Ding schaltet sich einfach ab. Ich starrte eine Weile aus dem Fenster und ärgerte mich, dass ich jetzt nichts mehr zu lesen hatte. Kurz vor der Haustür allerdings fiel mir ein, dass ich in meiner Tasche schon seit Wochen eine Print-Ausgabe von Das Magazin mit mir herumschleppe, welches ich (wahrscheinlich bei einer meiner zahlreichen online-Bestellungen) mal als kostenlose Beigabe erhalten hatte. Der Gedanke, ich könnte etwas Lesbares in meiner Tasche haben, war mir gar nicht gekommen, dabei ist die Zeit, in der ich immer etwas Gedrucktes in jeder Tasche zu liegen hatte, doch noch gar nicht so lange her! Jetzt lese ich alle Medien als ePaper. Alle. Die Zeitschriften, die ich aufgrund von Mitgliedschaften bei irgendwelchen Organisationen zwangsweise erhalte, langen idR ungelesen im Müll (im Papiermüll, versteht sich). Selbst an meiner Arbeitsstelle haben wir komplett auf papierlos umgestellt (ein Segen!). Bücher lese ich nur noch als eBooks (dabei mag ich gedruckte Bücher eigentlich ganz gerne). In Zeiten von Tablets und Smartphones ist es aber einfach praktischer, sämtliche Medien auf einem Gerät zu haben.
Nach diesen zwei Ereignissen bin ich erst mal ein wenig erschrocken – aber dann dachte ich mir, ist das jetzt eigentlich schlimm? Muss dieses Lese- und Kommunikationsverhalten jetzt wirklich so gescholten werden? Ich kommuniziere gerne via WhatsApp. Noch lieber, als dass ich telefoniere. Es geht schneller, ich kann, aber muss nicht in dem Moment, in dem der andere mit mir kommunizieren will, darauf reagieren. Das Telefon kann ich nur ignorieren und da ich ein höflicher Mensch bin, mache ich das nicht gerne. Natürlich mag ich es auch nicht, wenn ich mit einer Freundin Kaffee trinken gehe und die die ganze Zeit nur an ihrem Smartphone hängt. Das ist ja grob unhöflich (aber gegen ein kurzes: “Ich habe da eine Nachricht bekommen und muss da mal drauf antworten!” habe ich ja auch nichts). Fernsehen tue ich übrigens auch nicht mehr. Ich mag es nicht, dass der Fernseher mir vorschreibt, wann ich welches Programm zu sehen habe. Wenn ich etwas gucken will, dann streame ich es halt.
Mein Leben ist durch eBooks, WhatsApp, Streaming und online Nachrichtendienste (und Blogs!) leichter, komfortabler und einfacher geworden. Aus der analogen Revolution fällt bei mir zumindest aus. Ich werde nur bei einem Akku-Ausfall demnächst schneller mal in meiner Handtasche kramen und nach was Analogem suchen. Man weiß ja nie. Das Magazin, das übrigens echt lesenswert ist (ist so ein bisschen wie analoge Blogbeiträge ;-)) gibt es jetzt übrigens auch als ePaper.