Fragen und Antworten zum Thema Arzneimittelfälschungen

Was ist ein gefälschtes Arzneimittel?

Das Bundesministerium für Gesundheit gibt auf seinen Internetseiten folgende Erklärung: „Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet solche Arzneimittel als gefälscht, die hinsichtlich ihrer Identität (z. B. Art und Menge der Wirkstoffe) und/oder Herkunft (z. B. Hersteller, Vertreiber) vorsätzlich und in betrügerischer Absicht falsch gekennzeichnet sind. Die Spanne der Fälschungen reicht dabei von Totalfälschungen bis hin zu Arzneimitteln, deren Verfallsdatum absichtlich verlängert und damit manipuliert wurde.

Arzneimittelfälschungen können

  • den richtigen Wirkstoff aber in falscher Dosierung (zu gering oder zu hoch) enthalten
  • keinen oder einen anderen Wirkstoff als den angegebenen enthalten
  • mit gefälschten Blistern, Beipackzetteln und/oder Umkartons angeboten werden.

Warum sind gefälschte Arzneimittel gefährlich?

Ein gefälschtes Arzneimittel bietet keinerlei Gewähr, dass es die notwendigen Inhaltsstoffe enthält, um eine Krankheit zu bekämpfen bzw. einer Erkrankung vorzubeugen. Ein gefälschtes Arzneimittel hat unter Umständen also überhaupt keinen therapeutischen Nutzen, und Erkrankungen können sich ungehindert im Körper ausbreiten. Mitunter enthalten gefälschte Arzneimittel sogar unmittelbar gesundheitsgefährdende oder tödliche Stoffe wie z. B. giftige Lösungsmittel. Weltweit sind bereits vielfach Menschen durch die Einnahme gefälschter Arzneimittel zu Tode gekommen.

Welche Arzneimittel werden gefälscht?

Grundsätzlich gilt: Gefälscht wird alles. Tabletten, Pillen, Dragees, Salben oder Lösungen, keine Darreichungsform und keine Wirkstoffgruppe (z. B. Schmerzmittel, Blutdrucksenker oder Impfstoffe) sind ausgenommen. Besonders häufig waren in der Vergangenheit Antibiotika, Potenzund Schlankheitsmittel von Fälschungen betroffen.

Welche Länder sind von Arzneimittelfälschungen betroffen?

Gefälschte Arzneimittel können auf allen Kontinenten und in allen Ländern auftauchen. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass weltweit etwa zehn Prozent der Arzneimittel gefälscht sind. Betroffen sind vor allem die Länder in Afrika, insbesondere südlich der Sahara, und in Südostasien. Es werden jedoch zunehmend auch gefälschte Produkte in Nord- und Südamerika sowie in Europa entdeckt.

Warum werden Arzneimittel gefälscht?

Arzneimittel werden in jedem Land der Welt benötigt. Da die Fälscher die Arzneimittel nicht nach vorgeschriebenen Regeln und Standards produzieren, können sie mit vergleichsweise geringem Aufwand hohe Gewinne erzielen. In vielen Ländern der Erde gibt es außerdem keine kontrollierte Vertriebskette – vom Hersteller über den Großhandel und die Apotheke zum Verbraucher -, wie wir sie etwa aus Deutschland kennen. Es bieten sich also vielfältige Einfallstore, um Fälschungen in Umlauf zu bringen. Hinzu kommt, dass manche Verbraucher offensichtlich bereit sind, illegal Medikamente zu kaufen, nur weil sie etwas billiger sind.

Wo werden die Arzneimittel gefälscht?

Das Geschäft der Fälscher spielt sich naturgemäß im Verborgenen ab. Trotzdem gibt es Hinweise, dass eine Vielzahl von Fälschungen aus dem asiatischen und osteuropäischen Raum stammen und von dort aus über Freihandelszonen und Freihäfen international vertrieben werden.

Wie kommen gefälschte Arzneimittel in Umlauf?

Es gibt vielfältige Wege, über die Fälscher ihre manipulierten Arzneimittel in Umlauf bringen. Dies fällt ihnen umso leichter, je weniger Kontrollen es auf dem jeweiligen Arzneimittelmarkt gibt. Korruption ist ein weiteres wichtiges Stichwort. Ferner bietet das Internet den Fälschern die Möglichkeit, von jedem Ort der Welt aus zu agieren und gefälschte Arzneimittel anzubieten.

Woran erkennen Sie ein gefälschtes Arzneimittel?

Gibt es keine offensichtlichen äußerlichen Hinweise, etwa Beschädigungen an der Verpackung oder auffällige Rechtschreibfehler z. B. im Produkt- oder Herstellernamen, kann selbst ein Fachmann mit bloßem Auge nicht erkennen, ob ein Arzneimittel echt ist. Einer Tablette, Salbe oder Lösung ist von außen nicht anzusehen, welche Inhaltsstoffe sie enthält. Klarheit kann dann nur eine genaue pharmazeutische Untersuchung bringen.

Wie können Sie sich vor einem gefälschten Arzneimittel schützen?

  • Kaufen Sie Arzneimittel grundsätzlich nur in der Apotheke.
  • Kaufen Sie Medikamente im Internet nur, wenn sie von einer in Deutschland zertifizierten Online-Apotheke geliefert bzw. angeboten werden.
  • Kaufen Sie Arzneimittel nie auf Märkten, bei fliegenden Händlern oder sonstigen Gelegenheiten außerhalb einer Apotheke (z. B. im Fitnessstudio).
  • Kaufen Sie Medikamente für den Urlaub oder für die Geschäftsreise ins Ausland schon vor Antritt der Reise hier in Deutschland.
  • Verwenden Sie keine Arzneimittel, deren Verpackung mangelhaft, beschädigt oder verschmutzt ist.
  • Verwenden Sie keine Arzneimittel, auf denen der Name des Medikamentes, das Verfallsdatum, die Chargennummer oder der Herstellername fehlt oder fehlerhaft erscheint.
  • Noch ein Hinweis: In einigen Ländern gelten strenge Bestimmungen für die Einfuhr größerer Mengen von Arzneimitteln für den Eigenbedarf. Wenn Sie regelmäßig Arzneimittel einnehmen müssen, sollten Sie daher ggf. eine englischsprachige Bescheinigung Ihres Arztes mit sich führen, dass Sie Arzneimittel oder Applikationsgeräte (z. B. Spritzen, Pens) für den Eigenbedarf benötigen. Sie vermeiden so Probleme mit dem Zoll und sind nicht plötzlich gezwungen, Arzneimittel vor Ort kaufen zu müssen.

Können Sie auch bei Bestellungen im Internet sicher sein, keine gefälschten Arzneimittel zu erhalten?

Dies gilt nur, wenn Sie Arzneimittel über eine zertifizierte Online-Apotheke beziehen. Welche Apotheken in Deutschland zertifiziert sind, erfahren Sie im Versandapothekenregister auf der Internetseite http://www.dimdi.de. Aus anderen Quellen sollten Sie über das Internet keine Arzneimittel beziehen, denn das Internet gilt heute als der wichtigste Vertriebsweg für gefälschte Arzneimittel.

Was sollten Sie tun, wenn Sie den Verdacht haben, ein Arzneimittel ist gefälscht?

Erstens, das Arzneimittel unter keinen Umständen verwenden. Zweitens, das Arzneimittel möglichst unverzüglich einer Apotheke zur Prüfung vorlegen. Sollte sich das Arzneimittel tatsächlich als gefälscht erweisen, kann die Apotheke die Information zuständiger Behörden veranlassen. Verdachtsfälle können Sie übrigens auch auf der Internetseite des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (www.bvdva.de) melden.

Was wird zum Schutz vor gefälschten Arzneimitteln unternommen?

Es gibt mittlerweile viele Bemühungen, Arzneimittelfälschungen zu begegnen. Sie konzentrieren sich auf die Aufklärung der Verbraucher, die Regulierung der Märkte, Gesetzesinitiativen, die Verbesserung der Kontrollmöglichkeiten vor Ort sowie die Verbesserung des Schutzes der Verpackungen gegen Manipulationen. Federführend ist dabei die Weltgesundheitsorganisation in Genf, die mit internationalen Zollund Polizeibehörden sowie den Arzneimittelherstellern in der International Medical Products Anti-Counterfeiting Taskforce (IMPACT) zusammenarbeitet. Auch die EU engagiert sich im Kampf gegen Arzneimittelfälschungen. Zum Schutz der Verbraucher schreibt sie vor, dass zukünftig jede einzelne Arzneimittelpackung durch eine verschlüsselte Seriennummer zweifelsfrei zu identifizieren sein muss. Erste Pilotprojekte hierzu gab es bereits in Schweden (siehe http://www.efpia.org) und Deutschland (siehe http://www.securpharm.de).

Wo können Sie mehr zum Thema Arzneimittelfälschungen erfahren?

Auf den Internetseiten folgender Organisationen enthalten Sie weitere Informationen zum Thema Arzneimittelfälschungen:

  • Weltgesundheitsorganisation WHO (www.who.int/impact; Informationen in englischer Sprache)
  • Bundesgesundheitsministerium (www.bmg.bund.de)
  • vfa.Die forschenden Pharmaunternehmen (www.vfa.de)
  • Global Pharma Health Fund e.V. (www.gphf.org)

Quelle und Kontakt: Global Pharma Health Fund e.V. (GPHF)