Wer als Eltern eines Intensivkindes ein gutes Verhältnis zu seinem Pflegedienst haben will, wird schnell merken oder auch wissen: Es braucht Spielregeln. Ja, die 24-Stunden-Intensivpflege / Beatmungspflege bricht in eure Privatsphäre ein, sorgt für Unordnung. Du wunderst dich als Mutter oder Vater, warum du häufig Unruhe spürst, dich unsicher fühlst oder unverstanden. Du erlebst eine Ahnung, es ist nicht nur die Erkrankung des Kindes.
Je nach häuslicher Gegebenheit beschneidet der Intensivpflegedienst dein Bedürfnis nach Ruhe, Rückzug, Alleinsein und sogar dein Gehört werden. Was tun? Ein Weg ist, die Antwort zu suchen, brauchst du wirklich 24-Stunden einen Pflegedienst am Tag? Eine Stundenreduzierung kann für Entspannung sorgen, doch brauchst du auch die Sicherheit, du bekommst dein erkranktes Kind gut versorgt. Aber, und hier setze ich ein Aber, auch bei weniger Stunden am Tag ist der Einbruch in die Privatsphäre da, der Einbruch in deine Kompetenz als Vater oder Mutter, dein/e Kind/er gut und sicher versorgen zu können. Du brauchst den Pflegedienst, damit du von der Last der Pflege runter kommen kannst, Ruhe findest. Ein Konflikt, ein unlösbarer Konflikt.
Spielregeln mit den Pflegedienst, „Rollenbewusstsein“ (ich als Pflegeperson mit Pflegedienst) und eine „gewisse“ Sicht und Reflektion auf die Lebenssituation kann die Unlösbarkeit mildern, erträglich machen und Wege zeigen, diese zu bewältigen. Eine Gelassenheit damit zu finden — es könnte möglich sein.
Aber ich will bei den „Spielregeln“ bleiben. Letztens bin ich auf das Thema gestoßen: Die Pflegenden machen eine Teambesprechung mit Pflegedienstleistung beim Pflegekunden zu Hause. Okay, es hat seine Pluspunkte:
- Alle kommen an einem Tisch, denn auch die Pflegefachkraft, welche am Kind an dem Tag arbeitet, kann daran teilnehmen.
- Wenn die Eltern daran teilnehmen, haben sie keine Wege.
Doch habe ich hier Bauchweh. Die Gründe für eine Teambesprechung im Haushalt mögen löblich sein, vielleicht auch die beste Lösung, doch möchte ich folgende Bedenken eingeben:
- Eine Teambesprechung beinhaltet nicht nur den Austausch und die Einigung über den weiteren Pflegeplan mit/ohne Eltern, sondern eine Reflexion über die Pflege — eine Reflektion kann auch sehr kritisch sein gegenüber den Eltern und den Pflegekunden. Diese Kritik gehört ungefiltert nicht in den Haushalt der Eltern, denn sie könnte ungerechtfertigt sein. Aber sie gehört geäußert, denn damit bekommen alle im Pflegeteam und die Pflegedienstleitung die Chance mögliche falsche Einstellungen zu korrigieren.
- Die Versorgung des erkrankten Kindes kann gestört sein, da sich die Pflegefachkraft auch auf die Teambesprechung konzentriert. Ihr Job ist die Versorgung des Kindes. Wenn es nach der Teambesprechung ein Protokoll gibt, sollte sie es lesen und bei Fragen sich gegenüber der Teamleitung / Bezugspflegenden äußern.
- Es kann die Nähe-Distanz zu der Familie belasten. Damit das Team „mal unter sich“ sprechen kann, verlassen die Eltern das Haus. Sorry, dies ist für mich ein „no go“ — ich als Vater soll meine Wohnung verlassen, damit die Pflegefachkräfte sich in der Kritik an uns Eltern und über die Pflege meines Kindes „frei“ äußern können?
- Ein „professioneller“ Pflegedienst zeichnet sich für mich dadurch aus, dass er seine Mitarbeiterführung in seinen Räumlichkeiten leistet und nicht in Räumen seines Kunden. Hat er kein Büro vor Ort, da es ein überregionaler Intensivpflegedienst ist, kann er auch Räumlichkeiten stundenweise anmieten. Der Pflegedienst zeigt damit auch, dass er sich den Konflikten um die „Nähe-Distanz“ zu seinen Pflegekunden bewusst ist und die Privatsphäre achtet.
Fazit für mich: Es gilt die Spielregel, eine Teambesprechung findet nicht bei uns Zuhause statt. Sicherlich, sie dient der Teamentwicklung und Fortbildung des Personals, doch nicht alle Qualifizierungsmaßnahmen müssen beim Pflegekunden stattfinden. Dies ist in anderen Dienstleistungsbereichen auch nicht üblich.