Den Ig-Nobelpreis (englisch-/französischsprachiges Wortspiel: ignoble unwürdig, schmachvoll, schändlich) erwarte ich jedes Jahr mit fast so viel Spannung wie den normalen Nobelpreis. Erfreulicherweise berichtet die Zeit immer sehr gründlich darüber. Eine prima Zusammenfassung findet ihr in diesem Zeit Artikel.
In der Kategorie “Diagnostische Medizin” wurde der Preis für diese Arbeit im Britisch Medical Journal vergeben. In dieser Studie wurde eine neue Diagnostik des entzündeten Blinddarms vorgestellt: Je stärkere Schmerzen ein Patient auf dem Weg zum Krankenhaus hat, wenn er mit dem Auto schnell über einen “schlafenden Polizisten”, einen “speed bump” fährt, desto eher handelt es sich um einen entzündeten Blinddarm. In einem englischen Krankenhaus wurden Patienten mit Unterbauchschmerzen befragt, wie stark ihre Schmerzen beim Überfahren der speed bumps waren. Im weiteren Verlauf wurde die normale Diagnostik durchgeführt, bei einigen wurde der Blinddarm entfernt und histopathologisch untersucht. So konnte im Nachhinein ermittelt werden, dass die Angabe starker Schmerzen beim Überfahren der speed bumps eine Sensitivität von sagenhaften 97 % und eine Spezifität von 30 % für eine akute Blinddarmentzündung hat. Die Diagnostik sei treffender als bisher verwendete Befragungstechnik nach Ort, Wandern und Qualität der Schmerzen. Es wird vorgeschlagen, die Frage nach Schmerzen beim Überfahren von speed bumps in die telefonische Abklärung einer Anfrage an den Rettungsdienst aufzunehmen. Ich freue mich schon auf nach Höhe, Breite und Hubbelwinkel standardisierte schlafende Polizisten vor Notaufnahmen…
Also ich erkenne beim Ig Nobelpreis fast nie, was an diesen Erkenntnissen irgendwie weniger ersthaft sein soll, als an den mit mehr Ernsthaftigkeit anerkannten Studien. Auch die Erkenntnisse, dass alle Säugetiere von mehr als 3 Kg Gewicht ihre Blase in durchschnittlich 21 Sekunden entleeren, finde ich absolut wissenswert… 🙂
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