“Unsere Leistungsqualität ist sehr gut, wir haben so gut wie keine Beschwerden“. Viele Praxisinhaber nutzen diese Gleichsetzung – ausbleibende Beschwerden und eine hohe Selbsteinschätzung der Praxis-Dienstleistungsqualität – als Controlling-Prinzip für den Status-Quo der Patientenmeinung und die Güte der Praxisleistung. Sie blenden dabei jedoch die Tatsache aus, dass sich nur etwa 2% aller Praxisbesucher bei Ärgernissen überhaupt beschweren. Diese „Passivität“ der Praxis gegenüber führt häufig zu Reaktionen, die viel weitreichendere Wirkungen haben können als das Vorbringen einer Beschwerde: zum einen werden negative Erfahrungen in einer Praxis über Mund-zu-Mund-Propaganda an Dritte weitergegeben und schaden damit entscheidend dem Image einer Praxis. Zum anderen – abhängig vom individuell empfundenen “Schweregrad” des Ärgernisses – suchen Patienten einfach einen anderen Arzt auf. In beiden Fällen erfährt das Praxisteam nichts oder erst sehr spät über die Negativreaktionen. Dann sind mögliche Zusammenhänge aber nicht mehr direkt herstellbar, die Fakten jedoch geschaffen...weiterlesen…
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Dorothea Thomas ist Diplom-Gesundheitsökonomin, MBA. Im […]
Wahlverweigerung bei "Meine Wahl"
Nächsten Mittwoch, am 18. März, sollte in Berlin eine Veranstaltung zur “Mitbestimmung der Patienten bei der Hilfsmittelversorgung” stattfinden. In das Rote Rathaus hatte die Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin eingeladen. Mitbestimmung Hilfsmittelversorgung – da war doch was?
Im Juni 2008 hatte ein “Aktionsbündnis meine Wahl” auf sich aufmerksam gemacht. Der “Zusammenschluss von Menschen mit Behinderungen, Selbsthilfevereinigungen, Hilfsmittelherstellern und Versorgungspartnern wie Sanitätshäusern und Homecare-Unternehmen” hatte sich als eine Astrosurfing-Kampagne der PR-Agentur Weber Shandwick im Auftrag des Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) erwiesen.
Die meisten Selbsthilfeverbände und -gruppen hatten den Auftraggeber erkannt und wollten sich nicht, so wie die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe für die Interessen der Hilfsmittelhersteller instrumentalisieren lassen. Derzeit finden sich als Unterstützer auf der merklich verwaisten Internetseite (nächster Termin: 20. November 2008 in Hamburg) nur 86 Namen, darunter alleine 32 Selbsthilfegruppen zu Thema “Schnarchen/Schlafapnoe” und mindestens 25 Unternehmen und Dienstleister aus der Hilfsmittelbranche.
Unter den Unterstützern der Kampagne aus den Reihen der Selbsthilfe ist die Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin das renomierteste Aushängeschild. Ihr stellvertretender Vorsitzender, der auch als Moderator bei der Diskussionsrunde nächste Woche vorgesehen war, darf sein Testimonial ganz oben auf der Internetseite präsentieren:
Nun musste er eine Absage der Veranstaltung wegen “mangelnder Bereitschaft zur Mitwirkung auf verschiedenen Seiten” verkünden.
Ein Desaster für die Kommunikationsexperten von Weber Shandwick und die Lobbyisten des BVmed als Auftraggeber – jedoch ein Lichtblick für die Bemühungen nach Transparenz und Unabhängigkeit.
H1N1-Impfstoffpreis in Deutschland Spitze
Deutschland unterstützt grosszügig die Pharmaunternehmen. Wie auch schon bei der HPV-Impfung liegen die Preise des H1N1-Impfstoff gegen die Schweinegrippe höher als in anderen Ländern. In Deutschland hat GlaxoSmithKline (GSK) den Preis für Pandemrix® nach eigenen Angaben an den saisonalen Impfstoff-Preis angepasst: Zwei Impfungen kosteten in Deutschland knapp 30 Euro.
Wobei die Kostenstruktur nicht ganz transparent ist. In anderen Meldungen wird 9 Euro je Dosis angegeben, bzw. gut 10 Euro, die in Bayern die Apotheken vorstrecken sollten.
30 Euro wäre fast das Doppelte, gegenüber den Preisen in Frankreich. Dort hat die zuständige Behörde EPRUS nach Informationen des News-Dienstes APM mit GSK ausgehandelt, 50 Millionen Impfdosen für 350 Millionen Euro zu liefern. Hierzulande soll die gleiche Anzahl rund 700 Millionen Euro den Krankenkassen kosten.
In Deutschland wird bislang fast ausschliesslich mit Pandemrix® geimpft. In unserem Nachbarland wurde anscheinend hart verhandelt und mit verschiedenen Anbietern Verträge abgeschlossen. Celvapan® von Baxter, der als einziger Impfstoff auf Zellkulturen und nicht auf Hühnereiern gezüchtet worden ist, soll in Frankreich mit 10 Euro pro Impfdosis der teuerste sein. 50.000 Dosen sind in Frankreich davon geordert worden. Novartis liefert 16 Millionen Dosen des Impfstoffs Focetria® für 9,34 Euro je Dosis. Der bis Ende des Jahres erwartete Impfstoff des Hersteller Sanofi-Pasteur Humenza®, von dem 16 Millionen Impfdosen bestellt worden sind, soll Frankreich 6,25 Euro kosten.
Auch weltweit scheint der deutsche Preis mal wieder Spitze zu sein, sicher zur Freude von GSK. Analysten von JP Morgan schätzen, dass bei GSK 440 Millionen Dosen im Wert von 3,5 Milliarden Dollar bestellt worden sind. Das wären 7,95 Dollar je Dosis, in Euro rund 5,50 Euro.
Selbst bei einem Preis von knapp 10 Euro würde Deutschland mehr bezahlen, als die meisten anderen Länder in der Welt.