Kapseln herstellen wie die Profis

Nachdem die “herumtorkelnden Heilpraktiker” quer durch die Presse gegangen sind haben die meisten von Euch das Bild hier wahrscheinlich auch gesehen … und sich vielleicht ähnliches gefragt, wie Leserin Lea:

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Als ich im Tagi von der Homöopathischen Drogenparty las, blieb ich bei dem Bild hängen. Auf dem Bild sind Kapseln abgebildet, die sehr viel Luft und 20mg Aquarust enthalten. Als Kind durfte ich in der Apotheke zuschauen, wie mein Medikament abgewogen, zermörsert und gemischt mit ?Milchzucker? randvoll in 100 Kapselhälften gestrichen wurde, was einigermassen genau und zügig machbar ist.
Ich stelle es mir jedoch als unmöglich vor, halbwegs genau für jede Kapsel einzeln 20mg abzumessen und lose einzufüllen.
Hältst du es für machbar Kapseln wie auf dem Foto zu befüllen? Gibt es sogar Vorteile dabei?

Machbar ist es schon, die Kapseln so zu befüllen – indem man jede Kapsel einzeln einwägt. Das ist aufwändig und wohl auch nicht sehr genau. Eigentlich füllt man Kapseln so, wie du das schon gesehen hast, dann kann man viele Kapseln mit einem Durchgang machen. Dann sehen sie so aus:

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Und so geht’s: Man braucht die Kapselmaschine, Kapseln, Sieb, Mörser und Pistill, Messkolben in feiner Graduierung, Wirkstoff und Füllstoff (zum Beispiel Mannitol).

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Weil ich in dem Fall nur 20 Kapseln herstellen musste, habe ich den Rest der Maschine sauber abgeklebt. Die Löcher, die ich brauche werden dann mit den Kapseln gefüllt, das Oberteil der Kapseln entfernt und die Unterteile “eben” mit dem Maschinenrand ausgerichtet.

Damit man weiss, wie viel Pulver zum Füllen man braucht (Wirkstoff plus Füllmaterial) gibt es verschiedene Methoden. Wenn man das Kapselvolumen kennt, dann kann man es ausrechnen. Wenn man es nicht kennt, dann kann man es ermitteln, indem man die Unterteile (das reicht) nur mit dem Füllstoff füllt und den danach in den Messzylinder abfüllt, wo man das Volumen dann in ml ablesen kann.

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Ganz wichtig ist die Berechnung, wie viel Wirkstoff man braucht. Das kommt natürlich auf die Menge Wirkstoff in der einzelnen Kapsel und die Anzahl Kapseln an. Bei Kapseln für Kinder müssen wir oft auf Tabletten für Erwachsene mit dem Wirkstoff zurückgreifen. Die müssen dann erst mal Zerstossen werden, in anderen Fällen hat man den Wirkstoff in Reinform – das ist immer besser.

Der Wirkstoff muss gesiebt werden und abgewogen. Man gibt ihn in den Messzylinder und soviel Füllmaterial dazu, wie man berechnet oder vorher ermittelt hat (also bis zu dem ml-Volumen), das Ganze muss man nochmals gründlichst mischen und sieben. Dann kann man das alles in die Kapseln verteilen:

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Wenn alles rein geht, nicht ein Teil fehlt, nichts übersteht, dann hat man es richtig gemacht. Die Kapseln werden dann geschlossen mittels der Kapselmaschine und herausgedrückt.kapselherstellung4

Zur Kontrolle schaut man noch, ob alle gleich viel wiegen, füllt sie in ein Pulvis oder Glas oder Topf ab (dicht muss er sein, die Gelatine in den Kapseln verträgt keine Feuchtigkeit und viele Wirkstoffe auch nicht). Fertig.

Dauert auch so etwas – vor allem, wenn man genau arbeitet. Und das sollte man bei Kapseln. Oft enthalten sie potente Wirkstoffe und sind häufig für Kinder gedacht (weil es da keine Fertigarzneien gibt).

hier kann man sich das auch anschauen:

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