Der Krankenstand der Beschäftigten in bayerischen Pflegeheimen ist um mehr als 40 Prozent höher als der Durchschnitt der Beschäftigten aller Branchen. Die Pflegeheim-Mitarbeiter waren laut „Report Pflege 2014“ der AOK Bayern an 6,27 Prozent aller Kalendertage erkrankt. Im Vergleich dazu waren die bei der AOK Bayern versicherten Arbeitnehmer insgesamt lediglich an 4,5 Prozent der Kalendertage krank. Zudem ist der Krankenstand der Pflegenden deutlich angestiegen. 2008 lag er noch bei 5,38 Prozent.
„Der bayerische AOK-Report Pflege macht typische Gesundheitsbelastungen des Pflegepersonal deutlich“, so Hubertus Räde, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Bayern. Die Tätigkeit in Pflegeheimen ist insbesondere durch schweres Heben und Tragen sowie langes Stehen belastend für den Muskel- und Skelettapparat. Diese und hohe psychische Belastungen prägen das Krankheitsgeschehen in der Branche Pflegeheime. Acht Prozent aller Arbeitsunfähigkeitsfälle wurden durch psychische Störungen verursacht. Der bayernweite Durchschnitt beträgt hier 5,1 Prozent. Auffällig ist auch die jeweils längere Dauer der psychischen und Muskel-Skelett-Erkrankungen in der Branche. Mit durchschnittlich fast 32 Kalendertagen liegen die Genesungszeiten für psychische Erkrankungen um 22 Prozent und für Muskel-Skelett-Erkrankungen (mit rund 23 Kalendertagen) um 31 Prozent über dem Bayernwert.
„Zur besseren Bewältigung insbesondere der psychischen Anforderungen und zur Entlastung des Muskel-Skelettsystems bietet die AOK Bayern für Pflegeheime branchenspezifische betriebliche Gesundheitsförderung an“, so Räde. Allein in 338 bayerischen Pflegeheimen mit 36.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern habe die AOK Bayern im vergangenen Jahr Projekte durchgeführt, die arbeitsbedingte Gesundheitsbelastungen und Erkrankungen reduzieren sollen. Dazu unterstützt die AOK Bayern mit einem praxisnahen Konzept zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM).
Ein typisches Beispiel ist ein Gesundheitsprojekt, bei dem AOK-Experten die Sozialservice-Gesellschaft des Bayerischen Roten Kreuzes GmbH (BRK) begleitet haben. „Ausgangsbasis bildete eine betriebsspezifische Analyse arbeitsbedingter Gesundheitsbelastungen durch Gesundheitszirkel und Beschäftigtenbefragungen“, so Projektleiterin Anna Koniecko-Sippel, die die Aktivitäten begleitet hat. Alle Beteiligten, von der Geschäftsführung über den Betriebsrat bis zu den Beschäftigten seien von Beginn an eingebunden gewesen. Der ganzheitliche Ansatz habe sich bewährt: Trainingsmaßnahmen wie z.B. arbeitsplatzbezogene Rückenschulen stärken die Eigenverantwortung. Gleichzeitig nutzt die Sozialservice-Gesellschaft des BRK GmbH das BGM konsequent zur Verbesserung von Arbeitsorganisation und Organisationsstrukturen. „Dazu gehört die Anpassung des Dienstplanes hinsichtlich der Mitarbeiterbesetzung in den Spätdiensten, die Investition in Hilfsmittel ebenso wie Maßnahmen zur Teamentwicklung und Führungskräftetrainings“, so Koniecko-Sippel. Die wiederholt durchgeführten Mitarbeiterbefragungen zeigen auf, dass alle von den Bemühungen profitieren: Unternehmen, Bewohner und Beschäftigte. So haben sich sowohl Krankenstand als auch Fluktuationsrate positiv entwickelt und die Zufriedenheit der Beschäftigten ist gestiegen.
Die AOK Bayern unterstützte allein im letzten Jahr mehr als 3.000 bayerische Unternehmen in der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF). Mehr als jedes dritte Unternehmen zählte zum verarbeitenden Gewerbe und jedes vierte Unternehmen gehörte der Gesundheits- und Sozialbranche an. Davon profitieren auch kleine und mittelständische Unternehmen. 40 Prozent der Unternehmen mit langfristigen Projekten zur Betrieblichen Gesundheitsförderung beschäftigen weniger als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die AOK Bayern stemmte damit mehr als jedes fünfte BGF-Projekt der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland.
Pressemitteilung der AOK Bayern
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