Marco Muhrer-Schwaiger ist Unternehmer und u.a. Managing Partner der Muhrer-Schwaiger Holding & Consulting und kann auf eine 15-jährige, praktische Berufserfahrung im nationalen und internationalen Marketing verweisen, auf Konzernseite, auf Agenturseite und als Gastdozent an verschiedenen Universitäten. Seine Tätigkeit umfasst dabei Strategieentwicklung, Projektentwicklung und -management, PR und PA sowie Betriebsführung. Darunter befinden sich zahlreiche etablierte Marken und Dienstleistungen in der Gesundheitswirtschaft, der Industrie und der Grand Hotellerie. Er berät Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. Er ist u.a. Mitglied des Querdenker-Clubs und des internationalen “Think-Tanks SÜNJHAID! Die Gesundheitskapitäne – www.suenjhaid.org“. Wir haben den Experten für digitale Kommunikation im Gesundheitswesen um eine Einschätzung zum Umgang der Branche mit Social Media gebeten.
Was sind Ihrer Meinung nach Probleme im Umgang von Gesundheitsunternehmen mit Social Media?
Aus meiner Sicht und Erfahrung wichtig zu erwähnen ist, dass die Bespielung und Bespaßung der verschiedenen Social Media Kanäle alleine, ganz sicher nicht zum Ziel führt. Eine quick and dirty erstellte Facebookseite kann und wird nicht dafür Sorge tragen, dass eine Klinik in der Bevölkerung positiv wahrgenommen wird, die Zuweiser sich für das betreffende Haus entscheiden oder die Absolventen der MedUnis oder Pflegeschulen vor dem Unternehmen Schlange stehen. Eine solche Denke und Vorgangsweise stellt nur eine Verschwendung von Ressourcen dar und kann im schlimmsten Falle sogar eine negative Auswirkung haben. Ohne eine Unternehmenskultur, ein Leitbild oder eine ganzheitliche Kommunikationsstrategie bleibt am Ende des Tages nicht viel übrig.
Sie berichten in Ihrem Blog von einer „digitalen Realitätsverweigerung“. Warum kommt es, Ihrer Meinung nach, dazu?
Aus meiner Erfahrung stellt es sich wie folgt dar: Die Wiederstände sind meist hoch, hauptsächlich aus einem mir nicht nachvollziehbaren Unverständnis der Materie heraus, bzw. der Überheblichkeit gegenüber der Materie. Obwohl die Gesundheitswirtschaft eine ausgesprochene Zukunftswirtschaft ist, werden Themen wie Marketing, Kommunikation, PR und PA wie ungeliebte Kinder behandelt, es wird ihnen kein Stellenwert zugewiesen. In gut 95% der Fälle gibt es keine Strategie und die Engagements in diesem Bereich sind eher aus privatem Interesse einzelner Mitarbeiter heraus getriggert und im besten Falle semiprofessionell und suboptimal.
Die Negativen Beispiele überwiegen, diese aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Es ist schlicht falsch Social Media aus dem weiten Feld der Kommunikation heraus zu lösen und gesondert zu betrachten und zu bespielen. Es ist schlicht ein kleiner, wenn auch wichtiger Teil der Gesamtausrichtung der gesamten Kommunikationsmöglichkeiten und der Strategie. Hier muss eine ganzheitliche Betrachtung des Themas her. Vor allem eine differenzierte und selektive. Es ist ein großer Unterschied ob ich ein hippes Event, einen neuen Turnschuh oder eine Klinik vermarkten möchte.
Die Rezeptionsmuster sind speziell, die Patienten werden immer mündiger und ihr Selbstbewusstsein immer größer. Am Ende des Tages ist es wichtig diese Kanäle zu bespielen, jedoch wird das bloße Bespielen alleine nicht ausreichen um neue Patienten zu gewinnen.
Das Ziel der Reise ist den meisten Akteuren noch überhaupt nicht klar, frei nach dem Motto: „if you want to get lost, just follow me!“. Wohin es im besten Falle gehen kann sieht man wenn man sich den Stand der Industrie in diesem Metier von vor 5 Jahren ansieht. Agenda Setting und Issue Management ist für einen Großteil der Akteure ein „spanisches Dorf“.