Das Licht geht aus, das Publikum verstummt. Die Scheinwerfer gehen an. Vier Personen in schwarz stehen auf der Bühne. In der kommenden halben Stunde werden sie sinnlich erfahrbar machen, was viel zu oft ungesehen bleibt: Die Situation und die Herausforderungen der Krankenpflege. In dem Theaterstück Weiß auf Weiß.
Vier Monate vorher. Ich studiere Theaterpädagogik an der Hochschule Osnabrück Campus Lingen. Seit fünf Semestern beschäftige ich mich mit der Theatralität des Menschen als Ausdrucks- und Verständigungsform und ihrer Gestaltbarkeit in künstlerischen und sozialen Kontexten. Bevor ich mit dem Studium begann, arbeitete ich in meinem ersten Beruf als Gesundheits- und Krankenpfleger. In meiner Künstlerischen Abschlussarbeit, die ich im Januar 2015 begann, eröffnete sich mir die Möglichkeit, die Pflege und das Theater zu verbinden. Ich fragte bei den Pflegedualstudierenden an unserem Campus nach, wer Lust habe ein Theaterprojekt mit zu entwickeln und zu spielen, das sich mit der Situation der Krankenpflege auseinandersetzt.
Schnell fand sich eine feste Gruppe von vier Spielenden und wir schafften es – trotz Schichtdienst und der Doppelbelastung durch Ausbildung und Studium – fast wöchentlich zu proben. Gemeinsam sprachen wir über die Arbeit im Krankenhaus, suchten Bilder, Texte und Bewegungen, um das Erleben der Studierenden für die Bühne zu übersetzen. Mein Ziel war es, nicht nur ein sehenswertes Theaterstück zu inszenieren sondern meinen Spielenden die Möglichkeit zu geben, über ihre Situation im Sinne einer ästhetischen Supervision zu reflektieren und so einen neuen Zugang zu bekommen. So entstand ein gut 30 minütiges Theaterstück. Es erzählt von dem ersten Einsatz auf der Intensivstation, der Hektik in der morgendlichen Grundversorgung, Personalmangel und Frust aber auch von der Leidenschaft der Pflegenden für ihren Beruf und dem Wunsch, ihn gut ausüben zu können.
Die Scheinwerfer gehen aus. Stille – dann lautstarker Applaus. Vier Spielende verbeugen sich glücklich – die Premiere ist geschafft und die Resonanzen sehr gut. Weiß auf Weiß haben wir unser Stück genannt um zu zeigen, dass der Protest der Pflegenden, wie weiße Farbe auf weißem Grund, viel zu oft ungesehen bleibt. Mit unserem Stück haben wir ihn sichtbar gemacht und so ein wenig mehr in die Öffentlichkeit rücken können.
Frederick Hochheimer