Nach einer Füllung müssen viele Zähne nach kurzer Zeit wieder therapiert werden. Das geht aus dem neuen BARMER GEK Zahnreport hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde. So müssen die Zahnärzte fast jeden dritten Zahn nach einer Füllung innerhalb von vier Jahren erneut einer Behandlung unterziehen. Im Jahr 2013 waren mehr als 20 Millionen gesetzlich Versicherte von einer Füllungstherapie betroffen. „Wir können praktisch nichts darüber sagen, wie nachhaltig eine Füllungstherapie ist“, sagte Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK. So sei unklar, welches Material und welche Füllungsart die Zahnärzte einsetzten. Undurchsichtig ist die zahnmedizinische Versorgung zudem wegen der sogenannten Mehrkostenregelung. Sie ermöglicht Leistungen, die privat vom Patienten zu zahlen sind und damit neben der von den Krankenkassen finanzierten Regelversorgung erfolgen. „Wir brauchen von den Zahnärzten mehr Transparenz in der Gesamtversorgung der Patienten, um sie für die Versorgungsforschung nutzbar zu machen“, forderte Straub. Dazu gehörten etwa Angaben zum Füllmaterial und der Füllungsart. Sowohl Patienten als auch Zahnärzte und Krankenkassen profitierten davon, sagte der Vorstandsvorsitzende der BARMER GEK. Stadtstaaten setzen auf Kronen, neue Bundesländer auf Füllungen Der aktuelle Zahnreport der BARMER GEK hat 17 Millionen Füllungen der Jahre 2010 bis 2013 unter die Lupe genommen. Dabei zeigt sich, dass eine Füllung im Durchschnitt zwischen 8,7 und 10,5 Jahren hält. Laut dem Report gibt es bei der Behandlung von schweren Zahnproblemen deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. So fertigten die Zahnärzte in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen mehr als doppelt so viele großflächige Füllungen an wie neue Kronen oder Teilkronen. In Hamburg, Bremen und Berlin hingegen kam weniger als eine Füllung auf eine neue Krone. Studienautor Professor Michael Walter, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, sieht die niedrigere Einkommensstruktur in den neuen Bundesländern als einen möglichen Grund für den verstärkten Einsatz von Füllungen. Im Gegensatz zu Kronen können die Versicherten sie auch ohne Zuzahlung in Anspruch nehmen. Nur gut jeder Zweite nimmt Zahnprophylaxe in Anspruch Laut Zahnreport haben im Jahr 2013 rund 53 Prozent der Versicherten eine Zahnprophylaxe vornehmen lassen. Während in Thüringen 63 Prozent der Versicherten ihre Zähne vorsorglich untersuchen ließen, gehörten die Bremer mit einer Quote von knapp 45 Prozent zu den Vorsorgemuffeln. „Die Bereitschaft zur Vorsorge ist ein wichtiger Faktor für die Zahngesundheit. Wie lange beispielsweise eine Füllung hält, kommt somit nicht nur auf deren Qualität an, sondern auch auf die Bereitschaft, aktiv etwas für die eigene Zahngesundheit zu tun“, erklärte Straub. Zahnvorsorge fange bei der BARMER GEK deshalb bereits ab dem sechsten Lebensmonat an und damit deutlich früher, als es der Gesetzgeber vorschreibe, sagte der BARMER GEK Chef mit Blick auf individuelle Verträge mit den kassenzahnärztlichen Vereinigungen zur dentalen Frühprävention. Zahnarztausgaben variieren zwischen Ländern um mehr als ein Fünftel Im Jahr 2013 lagen die Zahnarztausgaben je Versicherten im Schnitt bei 154,82 Euro. Hier sind Eigenanteile nicht mit eingerechnet. Unter den Bundesländern gab es dabei deutliche Unterschiede. Während sich in Rheinland-Pfalz die Durchschnittsausgaben auf 140,65 Euro beliefen, betrugen sie in Sachsen-Anhalt 171,03 Euro. Vergleichsweise hoch warendie Kosten auch in Mecklenburg-Vorpommern (169,34 Euro), Sachsen (165,25 Euro) und Bayern (164,29 Euro). Versicherte verschenken 20 Millionen Euro beim Bonus für Zahnersatz Versicherte werden mit dem Bonusheft dazu motiviert, einmal im Jahr zur Früherkennung beim Zahnarzt zu gehen. Rund 260.000 Personen nutzen diese Chance nicht. Allein die Versicherten der BARMER GEK verschenken auf diese Weise rund 20 Millionen Euro im Jahr, wenn man den Bonus für neuen Zahnersatz und Reparaturen zusammenfasst. Daten aus dem BARMER GEK Zahnreport 2015 Zahnentfernung Zwischen den Jahren 2010 und 2013 ist die Zahl der gesetzlich Versicherten, denen ein Zahn gezogen wurde, gesunken. Hochgerechnet aus Zahlen des Reports ergibt sich für die gesamte GKV eine Anzahl von knapp 6,5 Millionen Versicherten. In den neuen Bundesländern war der Anteil der Betroffenen durchweg höher als in den alten Ländern (Report S. 66 f). Prophylaxe-Ausgaben Im Jahr 2013 lagen die Prophylaxe-Ausgaben für einen Versicherten im Schnitt bei 27,02 Euro. Am höchsten waren die Kosten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit je 28,58 Euro, Schlusslicht war Sachsen-Anhalt mit 23,93 Euro. Insgesamt sind die Prophylaxe-Ausgaben für Frauen höher gewesen als für Männer, was daran liegen könnte, dass Männer die Vorsorge nicht ganz so wichtig nehmen (Report S. 46 und 150). Zahnersatz Für Zahnersatz beliefen sich die Ausgaben im Jahr 2013 pro Person im Durchschnitt auf 1.322,22 Euro. Davon betrug der Eigenanteil 738,74 Euro. Unter dem Strich waren die Durchschnittsausgaben für den Zahnersatz bei Frauen mit 1.353,62 Euro höher als bei Männern mit 1.284,66 Euro. Insgesamt haben 6,1 Prozent der Versicherten im Jahr 2013 Zahnersatz bekommen. Direktabrechnungsfälle sind hierbei nicht berücksichtigt, so dass die tatsächlichen Ausgaben höher ausfallen (Report S. 91 f). Zahnfleischerkrankung Fast jeder vierte Versicherte hat im Jahr 2013 untersuchen lassen, ob er an einer Zahnfleischerkrankung leidet. Allerdings kam es nur in knapp zwei Prozent tatsächlich zu einer Behandlung. Im Saarland traf dies nur auf ein Prozent zu, während in Nordrhein-Westfalen 2,1 Prozent der Versicherten ärztliche Hilfe benötigten (Report S. 76 bis 80). Höhere Ausgaben für Frauen Hochgerechnet aus Zahlen des Reports beanspruchten im Jahr 2013 fast 28 Millionen gesetzlich versicherte Frauen und gut 22,5 Millionen Männer vertragszahnärztliche Leistungen. Im Schnitt zahlten die Kassen für die Leistungen bei Frauen 160,34 Euro und bei Männern 149,08 Euro (Report S. 9). Pressemitteilung der BARMER GEK
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