Wenn mein Partner suchtkrank wird

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Wenn ein Mensch in eine Krise gerät und abhängig wird, ist das nicht nur für diesen eine schwere Zeit. Auch die Angehörigen leiden. Partner, Bruder, Schwester, Mutter, Vater. Ängste und Vorwürfe wechseln sich ab und sie wissen nicht, wie sie mit dieser Situation umgehen können. Für einen Austausch untereinander, Tipps, Ratschläge und einfach zum zuhören und da sein, gibt es bei Vitos Hochtaunus die Angehörigengruppe Sucht.

Wenn ein naher Angehöriger abhängig wird, belastet das auch die Angehörigen. Für sie bieten wir Hilfe. Hilfe, um Fragen zu stellen, Sorgen und Ängste loszuwerden und sich auszutauschen. Tatsächlich richtet sich diese Gruppe nur an Angehörige. So haben sie Zeit und Raum, über ihre Situation zu reden. Offen und ausführlich. Dies wäre zusammen mit den Betroffenen schwierig. Der Austausch wäre gehemmt und die Angst zu groß, etwas falsches zu sagen.

Habe ich ein Recht darauf, glücklich zu sein?

Die größte Angst der Angehörigen ist es, etwas falsch zu machen. Sie machen sich schwere Vorwürfe und haben Angst, den Betroffenen vor den Kopf zu stoßen. Das Ganze geht oft so weit, dass sie an ihren eigenen Ansprüchen an sich selbst kaputt gehen. Sie fragen sich, wie weit sie sich selbst einschränken müssen und, ob sie selbst denn überhaupt das Recht haben glücklich zu sein, wenn es dem Angehörigen so schlecht geht. In der Gruppe versuchen wir genau das Bewusstsein wieder herzustellen: Ja, du hast ein Recht darauf glücklich zu sein. Dein Leben muss nicht schlecht sein, weil dein Partner, weil ein Angehöriger abhängig ist.

Wir sind zu dritt und immer für Sie da

Nicht nur wir beide leiten der Gruppe. Dritter im Bunde ist Joachim Schuppe. Er ist seit 25 Jahren trockener Alkoholiker und hat eine Zusatzausbildung zum Suchthelfer absolviert. Er bringt noch einmal einen ganz anderen Blickwinkel in die Gespräche. Wir nennen uns zwar Leiter der Gruppe, doch eigentlich geht es darum, dass die Angehörigen erzählen und der eine von den Erfahrungen des anderen profitiert.

Wir leiten das Gespräch also so, dass ein Gespräch untereinander entstehen kann. Wir wollen Angehörigen helfen, mit ihren Ängsten und Problemen umzugehen. Unser Ziel ist es, den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich ihren Frust von der Seele zu reden. Sie können sich mit anderen Betroffenen austauschen und erfahren, wie sie mit dieser Situation umgehen.

Erzählen ohne Zwang

Man kann es sich wie einen Gesprächskreis vorstellen. Jeder, der möchte, kommt zu Wort. Und auch, wenn man sich mal nicht danach fühlt, viel preiszugeben und zu erzählen, kann man einfach nur zuhören. Hier wird niemand gezwungen seine Geschichte zu erzählen. Ebenso ist es mit persönlichen Dingen, wie dem Namen. Wenn neue Personen in die Gruppe kommen, stellen wir Leiter uns natürlich vor, aber es ist niemand zu einer Vorstellungsrunde gezwungen. Jeder kann erzählen, aber wir fragen nicht nach Namen oder ähnlichem.

Suchterkrankungen
Bei den Erkrankungen der Betroffenen handelt es sich meist um Alkoholsucht, oft aber auch Medikamenten- oder Tablettenabhängigkeit und vereinzelt um illegale Drogen. Dies ist aber eher selten.

Wir teilen Ängste und Sorgen

In einigen Zeiten bestand unsere Gruppe aus bis zu zwölf Personen. Das ist großartig für die Angehörigen. Sie können sich wirklich austauschen und aus dem Leben anderer erfahren. Man teilt Ängste und Sorgen, hilft sich mit Tipps und durch den Austausch. Es entsteht ein Zusammenhalt und für jeden einzelnen ein Halt durch die Gruppe. Derzeit kommen aber auch ab und an nur ein bis zwei Personen. Aber auch für sie haben wir ein offenes Ohr, hören zu und helfen ganz individuell.

Wir gehen den Weg gemeinsam

Viele Menschen kommen öfter zu den Treffen, andere kommen nur einmal. Das ist immer unterschiedlich. Wie haben auch Angehörige, deren Partner bereits trocken ist, die aber immer noch Ängste haben, die sie in der Gruppe abbauen können.

Beim zweiten Mal sind viele schon sehr viel lockerer und entspannter. Sie erzählen auch, dass der Austausch, dass die Tipps helfen. Bei den Tipps handelt es sich auch wirklich nur um Ratschläge. Wir sagen nicht: Das musst du tun, damit es dir besser geht. Viele Vorschläge sind einfach auch schwierig umzusetzen. Wenn wir einem Angehörigen sagen, er soll versuchen, auch mal hart zu sein und Grenzen zu setzen, dann ist die Angst schnell wieder da, sich falsch zu verhalten. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, doch wir können zusammen helfen, auf diesem voran zu gehen. Ganz wichtig ist auch, dass nicht wir als Leiter die federführenden Tipps geben, sondern die Gemeinschaft.

Wir freuen uns immer, wenn wir reflektiert bekommen, dass die Gruppe helfen konnte. Zu sehen, dass die Menschen wiederkommen und es ihnen besser geht, ist toll. Wir bauen natürlich auch eine Beziehung zu den Menschen auf, die öfter zu uns kommen. Es ist schön, zu merken, wie sich die Menschen nach und nach öffnen, Vertrauen fassen und wie ihnen das Reden und der Austausch guttun.

Einfach vorbeikommen, ganz ohne bürokratische Hürden

Die größte Herausforderung ist derzeit die kleine Gruppengröße mit höchstens zwei Personen. Wir wissen, dass der Bedarf eigentlich da ist und dennoch kommen nur wenige. Es ist uns wichtig, dass die Angehörigen wissen, dass sie hier auch anonym bleiben können, wenn sie das denn möchten. Unsere Treffen sind ganz ohne bürokratische Hürden möglich. Weder eine Anmeldung noch ein Entgelt ist erforderlich. Sie können einfach vorbeikommen.

Wann und Wo: jeden letzten Mittwoch im Monat im Waldkrankenhaus Köppern
Uhrzeit: von 17:30 Uhr bis 19:00 Uhr. Mal ein paar Minuten eher anfangen oder aufhören ist aber auch kein Problem. Bei weiterem Gesprächsbedarf nehmen wir uns auch individuell im Anschluss noch Zeit für Sie.
Anmeldung: keine Anmeldung notwendig und kostenlos
Bei weiteren Fragen rufen Sie uns einfach an: 06175 – 791 – 220 oder 06175 – 791 – 521

Headerbild: © Petra Bork / pixelio.de