Ausgelagert


Herr Horgg war ein internistischer Patient mit einer typisch internistischen Erkrankung, die ich vergessen habe. Kardiale Dekompensation oder so.

Nun war Herr Horgg an einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt gekommen, nämlich dem Zeitpunkt, an welchem alle Betten in den internistischen Abteilungen schon von einer Unzahl anderer internistischen Patienten besetzt waren.

Da nun die Unfallchirurgen gerade unter einer Flaute an Schenkelhalsbrüchen litten und somit ein, zwei freie Betten hatten, gaben sie uns freundlicherweise eins ab und wir legten Herrn Horgg in die unfallchirurgische Abteilung. Selbstverständlich würde sich hier kein unfallchirurgischer Arzt um ihn kümmern. Stattdessen wird ein Internist abgestellt, der nun zusätzlich zu seiner normalen Stationsarbeit, zwei Mal am Tag quer durchs Krankenhaus joggt, mehrere Stockwerke durchquerend, ihm unbekannte Stationszimmer nach Akten und Kurven durchsuchend um Herrn Horgg und mögliche weitere so ausgelagerte, internistische Patienten zu betreuen. Dies ist offensichtlich nicht die beste Betreuung, die ein Patient haben kann. Der internistische Arzt schimpft mit den chirurgischen Schwester: „Täglich wiegen habe ich gesagt!“ „Aber wir wiegen unsere Patienten nie!“ „AHHHRGHL WIEGEN!! Wie soll ich denn sonst wissen ob die Wassertabletten anschlagen!“

Und die chirurgischen Schwestern, die sich nicht merken können, welcher der ständig wechselnden Internisten nun zuständig ist, rufen bei Problemen willkürlich irgendwelche sich zumindest internistisch anhörenden Ärzte an, was sie denn nun tun sollen.

Deswegen waren wir froh, als endlich ein Bett auf der kardiologischen Station frei wurde und wir Herrn Horgg auf eine ordentliche internistische Station verlegen konnten.

„GRM!“ schimpfte Herr Horgg, das sei ja ein schreckliches Zimmer, ob er nicht wieder zurück könne?!
„Aber hier sind sie jetzt viel besser betreut!“ rief ich erstaunt.

„Aber das Zimmer! Ganz schrecklich!“
„Hm ich verstehe sie nicht Herr Horgg. Sie haben hier sogar einen Balkon!“
„Grrr“, sagte Herr Horgg und rückte schließlich mit der Wahrheit heraus, „hier habe ich keinen Internet-Empfang für mein Handy!“

„Oh.“