Ich habe mich für die Facharztweiterbildung zum Psychiater und Psychotherapeuten entschieden, weil mich die Vielfalt und Komplexität des Gehirns und der menschlichen Psyche fasziniert. Vieles ist noch im Dunkeln, aber gleichzeitig werden uns immer mehr Zusammenhänge klarer. Die Forschung bringt ständig neue Erkenntnisse. Jeder Arzt hilft Menschen, die sich in einer Notlage befinden. Im Falle des Psychiaters sind es eben vor allem seelische Notlagen.
Ein Teil seiner Arbeit besteht aus Verstehen, Anteilnahme und Aufklärung. Aber gleichzeitig arbeitet er auch auf der körperlichen Ebene und versucht, mögliche biologische Auslöser von psychischen Störungen zu beheben. In vielen Fällen kann man glücklicherweise deutliche Besserungen und sogar Heilungen erreichen. In manchen Notfallsituationen kann schon ein Gespräch helfen, um den Patienten emotional zu entlasten. Dies zu erleben, kann sehr befriedigend sein.
Weiterbildungen
Nach sechs Jahren Medizinstudium bin ich Arzt. Anschließend habe ich zugleich mit meiner Tätigkeit als Assistenzarzt meine Facharztweiterbildung zum Psychiater und Psychotherapeuten gemacht. Die Facharztweiterbildung besteht immer aus dieser Kombination. Die Facharztweiterbildung dauert mindestens fünf Jahre und umfasst eine klinische und theoretische Ausbildung. Nach bestandener Prüfung vor der Ärztekammer ist man Psychiater und Psychotherapeut. Mit dem Studium sind das also elf Jahre Berufsausbildung.
Vitos Klinik Gießen-Marburg – Lebenslanges Lernen möglich
Die Facharztweiterbildung zum Psychiater und Psychotherapeuten in der Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Gießen-Marburg ist sehr gut strukturiert. Der Chefarzt engagiert sich für hochwertige Fortbildungsveranstaltungen und ein breit gefächertes Curriculum. Die psychotherapeutische Ausrichtung kann tiefenpsychologisch oder verhaltenstherapeutisch sein. Nach der Facharztprüfung zum Psychiater und Psychotherapeuten kann man weitere Schwerpunkte erwerben, beispielsweise forensische Psychiatrie.
In den fünf Jahren der Facharztweiterbildung hat man die Möglichkeit, mehrfach das Tätigkeitsfeld zu wechseln. In der Ausbildung erwirbt man Kenntnisse zu allen psychiatrischen Störungsbildern. Zu jedem Störungsbild gibt es in der Psychiatrie mehrere Ebenen und sich ergänzende Krankheitskonzepte (biopsychosozialer Ansatz), z. B. biologische, lerntheoretische oder tiefenpsychologische und soziale Aspekte, die auch bei der Therapie berücksichtigt werden müssen.
Distanz ist ebenso wichtig, wie Nähe
Ich nehme in meiner Arbeit eine Doppelfunktion ein. Ich arbeite einerseits intensiv mit dem Patienten zusammen und er gewährt mir oft tiefe Einblicke in sein Leben. Das führt dazu, dass wir eine besondere Beziehung zueinander aufbauen, die den Heilungsprozess unterstützt. Aber gleichzeitig ist es zentral, dass ich mich dem Patienten als eine Art unparteiischer Beobachter zeige, damit ich ihm als Arzt helfen kann. Unser Verhältnis ist zwar persönlich, aber ohne emotionalen Druck auszuüben. Ein tragfähiges Gleichgewicht zwischen therapeutischer Nähe und professioneller Distanz herzustellen ist eine ständige Herausforderung für einen Psychiater und Psychotherapeuten.
Das erste Patientengespräch
Jedes erste Gespräch ist so verschieden, wie die Menschen selbst. Einige Patienten kommen von sich aus, andere mit dem Rettungsdienst oder der Polizei. Schon daraus ergeben sich unterschiedliche Erstgespräche. Wenn wir von dem Fall ausgehen, dass der Patient sich selbst vorstellt, dreht es sich um folgende Fragen: Wie geht es Ihnen? Welche Beschwerden führen Sie zu uns? Wie ist Ihre Lebenssituation? Wie ist Ihr Tagesablauf etc.? Wie sieht das Umfeld aus? Im Zuge der Aufnahme erhebe ich auch einen sogenannten psychopathologischen Befund, welcher Diagnose und Prognose mit begründen muss. Im Erstkontakt geht es um eine Einschätzung der vorherrschenden Problematik und des Gefährdungsgrades des Patienten. Ich benötige Informationen zur psychiatrischen Krankheitsvorgeschichte und zu körperlichen Erkrankungen. Hinzu kommen wichtige Labordaten und bildgebende Untersuchungsverfahren. Die Biografie wird erst beim zweiten oder dritten Kontakt thematisiert.
Ein Psychiater braucht Fingerspitzengefühl
Es ist gerade in der Psychiatrie nicht immer leicht, die Patienten für eine Behandlung zu motivieren, da es für unsere Patienten oft schwierig ist, ihre eigene psychische Verfassung sozusagen objektiv zu bewerten und einzuschätzen. Umso wichtiger ist meine Funktion als Psychiater, ein gemeinsames Krankheitskonzept zu finden, mit dem der Patient Hilfe annehmen, sich vor Rückfällen besser schützen kann und hoffentlich zu einem selbstbewussten Umgang mit der Krise findet.
Herausforderung und Chance
Eine Schwierigkeit für viele Psychiater ist es, nicht gut abschalten zu können. Man ist auch nach Feierabend immer wieder gedanklich bei den Patienten. Dies gehört vermutlich in gewissem Maß zum Beruf dazu. Die Gratwanderung zwischen Engagement und Loslassen ist ein Lernprozess.
Gemeinsam mit dem Patienten den richtigen Weg zu finden, ist für mich das Schönste in meinem Beruf. Zu erleben, wie er nach einer Krise wieder ins Leben zurück findet, ist sehr berührend. Unsere Beziehung ist meist kurz, aber dennoch bei jedem Patienten besonders. Zudem ist dieser Beruf stark mit der eigenen Person verbunden. Man bringt sich immer neu ein und lernt nie aus. Sensibilität und Fachkompetenz entwickeln sich hoffentlich ein Leben lang weiter.