BVMed-Umfrage: MedTech-Branche steht verstärkt unter Druck, schafft aber weiter neue Jobs

Die Medizintechnik-Branche steht in Deutschland verstärkt unter Druck. Nur noch 20 Prozent der Unternehmen erwarten für 2015 ein besseres Gewinnergebnis. 35 Prozent der Unternehmen erwarten in Deutschland sogar zurückgehende Gewinne gegenüber dem Vorjahr. Das geht aus der BVMed-Herbstumfrage 2015 hervor, an der sich 90 internationale Unternehmen der Medizintechnik-Branche beteiligt haben. „Insgesamt haben wir zwar steigende Fallzahlen durch den demografischen Wandel und den medizintechnischen Fortschritt, aber auch zusätzliche Hürden im System und einen enormen Preisdruck. Wir müssen sehr darauf achten, dass die Unternehmen ihre neuen und weiterentwickelten Technologien in Deutschland noch zeitnah in die Versorgung bringen können. Denn ein starker Heimatmarkt ist Voraussetzung für die Exporterfolge“, so der BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan bei der Vorstellung der Ergebnisse im Rahmen des BVMed-Medienseminars in Berlin. Die Ergebnisse der BVMed-Herbstumfrage können unterwww.bvmed.de/bvmed-medienseminar-2015 abgerufen werden.

Durch Mengensteigerungen aufgrund der demografischen Entwicklung und durch neue Behandlungsmethoden erwarten die BVMed-Unternehmen im deutschen Markt im Jahr 2015 ein Umsatzwachstum von 4,3 Prozent. Die weltweite Umsatzentwicklung ist mit einem erwarteten Plus von 6,8 Prozent nach wie vor besser als die Entwicklung im Inlandsmarkt. Die unterschiedliche Entwicklung spiegelt sich auch beim Ausblick auf das kommende Jahr 2016 wider. Während nur 43 Prozent der Unternehmen eine positive Entwicklung im Inland erwarten, sehen 62 Prozent weltweit eine günstigere Geschäftslage.

„Generell ist davon auszugehen, dass die Fallzahlen in der Medizintechnik durch die demografische Entwicklung und den medizintechnischen Fortschritt in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden. Eine ausreichend versicherungstechnische Vergütung ist daher unabdingbare Voraussetzung für die MedTech-Unternehmen und die weiterhin gewünschte qualitative Versorgung der Patienten“, so BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt.

Branche schafft neue Jobs

Trotz der schwierigeren Inlandssituation sorgt die Medizintechnik in Deutschland nach wie vor für zusätzliche Jobs. 51 Prozent der Unternehmen haben mehr Arbeitsplätze geschaffen, nur 11 Prozent Arbeitsplätze abgebaut. Hochgerechnet auf die BVMed-Mitgliedschaft haben die Unternehmen in diesem Jahr rund 2.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Die Berufsaussichten für Fachkräfte in der MedTech-Branche bewerten 97 Prozent der Unternehmen als sehr gut bzw. gut (Vorjahr: 95 Prozent). Gesucht werden vor allem Ingenieure, Medizintechniker, Naturwissenschaftler und Wirtschaftswissenschaftler. 83 Prozent der Unternehmen geben an, offene Stellen zu haben: vor allem in Vertrieb, Marketing, Key Account Management sowie Forschung. „Der Nachwuchs hat in der MedTech-Branche nach wie vor hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten“, stellten Lugan und Schmitt fest.

Innovationsklima stagniert

Auf einer Skala von 0 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) bewerten die Unternehmen das Innovationsklima für Medizintechnik in Deutschland mit 4,9. Der Index 2015 hat sich damit gegenüber dem Vorjahr nicht verändert, nachdem er zuvor signifikant um 1,3 Punkte gefallen war. Als innovativsten Forschungsbereich schätzen die Unternehmen wie im Vorjahr die Kardiologie ein. 38 Prozent der Befragten nennen diesen Versorgungsbereich. Es folgen Onkologie, Neurologie, Diagnostik, Orthopädie und Chirurgie.

Das Innovationsklima in Deutschland wird nach Meinung der Unternehmen vor allem durch innovationsfeindlich eingestellte Krankenkassen, bürokratische Prozesse, niedrige Erstattungspreise und die Unsicherheiten über die künftige Nutzenbewertung von Medizinprodukten zunehmend gefährdet. Bei den gesundheitspolitischen Forderungen steht der Hilfsmittelbereich an vorderster Stelle. Jeweils 34 Prozent der Unternehmen sprechen sich für die Wahlfreiheit des Hilfsmittel-Leistungserbringers für den Patienten sowie für Verhandlungsverträge statt Ausschreibungen aus. 33 Prozent der Unternehmen fordern eine stärkere Einbeziehung der Industrie in die Prozesse beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), 31 Prozent beschleunigte Erstattungsentscheidungen beim G-BA.

Fakten zur Branche

Nach Ansicht des BVMed-Vorsitzenden Dr. Meinrad Luganbieten medizintechnische Innovationen große Chancen für eine Verbesserung der Patientenversorgung und Effizienzsteigerungen im Gesundheitssystem in Deutschland. Lugan nannte zur Medica folgende Zahlen und Fakten zur Branche:

  • Die MedTech-Branche ist ein wichtiger Wirtschafts- und Arbeitsmarktfaktor. Die Branche beschäftigt in Deutschland nach der Gesundheitspersonal-Statistik des Statistischen Bundesamtes insgesamt über 195.000 Menschen – und damit mehr als die Pharmaindustrie. Jeder Arbeitsplatz sichert zudem 0,75 Arbeitsplätze in anderen Bereichen. Die deutschen MedTech-Unternehmen wachsen dabei insbesondere auf ausländischen Märkten. Die Exportquote liegt bei aktuell 68 Prozent. Der Gesamtumsatz der produzierenden Medizintechnikunternehmen mit über 20 Beschäftigten lag in Deutschland nach Angaben der offiziellen Wirtschaftsstatistik im Jahr 2014 bei 25,2 Milliarden Euro.
  • Die MedTech-Branche ist mittelständisch geprägt. 95 Prozent der MedTech-Unternehmen beschäftigen weniger als 250 Mitarbeiter.
  • Die MedTech-Branche ist innovativ und hat sehr kurze Produktzyklen. Rund ein Drittel ihres Umsatzes erzielen die deutschen Medizintechnikhersteller mit Produkten, die nicht älter als 3 Jahre sind. Im Durchschnitt investieren die forschenden MedTech-Unternehmen rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

Die ausführlichen Ergebnisse der BVMed-Herbstumfrage und alle Vorträge und Materialien des BVMed-Medienseminars können unter www.bvmed.de/bvmed-medienseminar-2015abgerufen werden.

Pressemitteilung des BVMed – Bundesverband Medizintechnologie e.V.

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