Was ist das Wichtigste beim Lernen? Überhaupt damit anzufangen!
An zweiter Stelle kommt (meiner Meinung nach), das nicht nur einmal zu machen, sondern im Idealfall regelmäßig.
Das ist nicht leicht. Man muss sich erstmal dazu aufraffen, außerdem müssen vorher noch die Fenster geputzt, die Wäsche gebügelt und der Kühlschrank abgetaut werden. Wenn das alles geschafft ist und nichts mehr zu finden ist, womit noch ein wenig länger prokrastiniert werden kann, geht es endlich los.
Im Ernst. Es gibt angenehmeres, als sich für eine bis mehrere Stunden an den Schreibtisch zu setzen und sich mit Themen zu beschäftigen, die zwar wichtig sind und die uns im besten Fall zwar grundsätzlich interessieren, die uns aber auch frustrieren können oder mit laaaangen, wenig interessanten Sachtexten oder nicht enden wollenden Multiple Choice Tests verbunden sind.
Niemand wird gern daran erinnert, etwas nicht besonders gut zu können, etwas nicht auf Anhieb zu verstehen oder Defizite zu haben. Aber irgendwann müssen wir uns stellen, und zwar im Idealfall lang genug vor der Prüfung, um das Ruder noch rumreißen zu können.
Langer Rede kurzer Sinn: Wir müssen uns dazu motivieren, uns regelmäßig hinzusetzen und zu lernen.
Bei mir ist es so, wenn ich erstmal damit angefangen habe, macht es mir wirklich Spaß und die Zeit vergeht auch recht schnell dabei. Es kostet mich nur tatsächlich Überwindung, überhaupt anzufangen und ich denke oft “morgen ist doch auch noch Zeit”.
Deswegen beginnt meine neue Serie auch mit einem Artikel über die Motivation, überhaupt mit dem Lernen zu beginnen.
Erstelle einen Lernplan!
Für mich ist ein Lernplan geradezu essentiell. Ich habe erstmal sämtliche feste Termine in einen halbstündigen Stundenplan eingetragen (jedes Office-Paket sollte dafür ein Template haben). Begonnen habe ich mit sämtlichen Terminen für Vorlesungen, Kurse und mein Wahlpflichtfach. Die sind auf meinem Lernplan fett umrandet und alle in einer Farbe, damit ich sie auf den ersten Blick als feste Uni-Termine erkenne. Ebenfalls in einer bestimmten Farbe eingetragen habe ich die vielen Stunden, die ich vor und nach dem Wochenende in der Bahn verbringe, damit nicht der Eindruck entsteht, da wäre noch Luft zum Lernen oder für Freizeit. Wenn die Zeit als fest verplant eingetragen ist, komme ich nicht in Versuchung da irgendwas hinzuprokrastinieren. 😉
Ich kann auch in der Bahn lernen, wenn ich einen Sitzplatz habe, aber da natürlich deutlich eingeschränkter als an meinem Schreibtisch. Das sind Zeiten, in denen ich eher Texte lese oder meine Karteikarten durchgehe, als irgendwas aufschreibe.
Dann habe ich auch noch mit einer anderen Farbe unterlegt meine Arbeitszeiten in den Plan eingetragen. Ich habe das Glück, einen Beruf zu haben bei dem auch während der Arbeit recht viel “Freizeit” anfallen kann, die ich ziemlich gut zum Lernen nutzen kann, aber da man sich nicht auf eine ruhige Schicht verlassen kann, betrachte ich diese Zeit als “Bonus” und nicht als festen Lerntermin.
Wenn die ganzen Zeiten und Termine, zu denen ich nicht am Schreibtisch oder in der Bib sitzen und lernen kann, markiert sind, gucke ich mir die Zeiträume an, in denen ich lernen könnte, verteile diese auf die einzelnen Fächer und trage sie dann fest und einheitlich farblich unterlegt in meinen Plan ein.
Wichtig ist, dass es realistische Zeiträume sind. Wenn ich um 14 Uhr Feierabend habe, kann ich nicht um 14 Uhr direkt mit lernen beginnen. Ich muss die Zeit einplanen, die ich von der Arbeit oder von der Uni nach Hause oder zur Bib brauche, und ich muss einplanen dass ich vorher noch was essen (und davor zubereiten) möchte und dass ich Zeit brauche, mein Hirn ein wenig durchzulüften. 😉
Ein Plan, der sich nicht einhalten lässt, schadet mehr als er nützt, weil man ständig das Gefühl hat nicht gut genug zu sein und die eigenen Ansprüche nicht erfüllen zu können.
Das führt auch direkt zum nächsten Punkt:
Jeder Mensch hat eine andere mögliche Konzentrationsspanne. Ich will jetzt zu Beginn des Semesters nicht direkt das Gaspedal voll durchtreten und habe mir deswegen nur anderthalbstündige Lerneinheiten verordnet. Wenn es auf die Prüfungen zugeht, hab ich noch Steigerungspotenzial.
Das sind Lerneinheiten, in denen ich es gut schaffe einen Teil des Stoffs gut nachzubereiten oder vorzubereiten, ich habe also hinterher nicht das Gefühl, gar nichts geschafft zu haben. Andererseits sind die Einheiten aber auch kurz genug, dass sie mir nicht eeeeewig lang vorkommen. Wenn ein Ende in Sicht ist, ist es für mich leichter einen Anfang zu finden.
Zwischen den Lerneinheiten habe ich ein- bis anderthalbstündige Pausen, die ich dann auch wirklich zu meinem Vergnügen nutze. Ich höre Musik, guck mir eine oder zwei Serienfolgen auf Netflix an, lese ein wenig Trivialliteratur oder leg mich für ein Nickerchen hin. Nickerchen sind toll. 😀
An dem Tag, an dem ich sehr lang in der Uni bin und deutlich mehr Veranstaltungen habe als an den anderen, habe ich mir keine Lerneinheit eingetragen. Ich weiß, dass ich nach diesem Tag total ausgelaugt bin und mich richtig zermatscht fühle. Sollte ich trotzdem die Lust verspüren, irgendwas zu lernen, mache ich das, aber ich gebe mir an dem Tag nichts vor.
Ebenso erlaube ich mir, die Fächer der Lerneinheiten austauschen, wenn ich an einem Tag das Gefühl habe dass z.B. Biologie jetzt dringender gelernt werden muss als Chemie, aber in der Regel halte ich mich an meine selbstauferlegten Vorgaben.
Tageslernplan.
Zusätzlich zu diesem Wochenlernplan erstelle ich mir einen Tageslernplan.
Dazu habe ich mir in einem Kramladen eine niedliche kleine Tafel geholt, die ich am Abend vorher entsprechend beschrifte und die dann auf Augenhöhe an meinem Schreibtisch hängt.
Das mag auf den ersten Blick vielleicht bescheuert klingen, aber mir tut es gut, genau vor Augen zu haben was an diesem Tag meine Aufgaben sind. Das macht es für mich überschaubar. Und es motiviert mich, nach jeder Lerneinheit die entsprechende Aufgabe abzuhaken und die Tafel nach der letzten Lerneinheit abzuwischen – auch wenn ich nicht völlig fertig geworden bin mit dem Stoff!
… und auch das ist ein guter Übergang zu meinem nächsten Lerntool.
Mein kleiner Lernblock.
Bewusst ein wenig unleserlich gemacht, aber dennoch genug zu erkennen um zu verstehen wie ich es meine.
Wenn ich mit irgendwas nicht fertiggeworden bin in meiner Lerneinheit und es beim nächsten Mal weitermachen muss, notiere ich es mir in meinem Block. Jedes Fach bekommt pro Datum eine eigene Seite zugewiesen. Außerdem unterteile ich die Seite mit gezogenen Strichen in Sachen, die ich noch recherchieren muss, Texte, die gelesen werden müssen, Zusammenfassungen, die ich noch schreiben will usw.
So sehe ich immer auf einen Blick, was ich noch zu tun habe und, für mich sehr entspannend, kann nichts vergessen.
… und meine Mini-Lernblöcke “to go”.
Hier notiere ich (im Unterricht, aber auch wenn mir beim Lernen oder unterwegs noch was auffällt dem ich nachgehen muss) stichwortartig, was ich vorbereiten oder nachbereiten muss. Hier kommt zwar nach Fächern, aber sonst recht unsortiert alles rein, was ich nicht vergessen darf. Das bereite ich abends auf und richte mich bei der Erstellung meines Tageslernplans für den nächsten Tag danach, oder lege dafür Einträge in meinem “normalen” Lernblock an.
Die einzelnen Farben sind momentan noch nicht unterschiedlichen Fächern zugeordnet, aber im Laufe der Zeit wird sich da sicher etwas herauskristallisieren.
So. Das ist mein Lernplansystem. Das mag tatsächlich total übertrieben und durchgeknallt wirken, aber ich habe wirklich sehr, sehr viel Lernstoff, sehr, sehr viel Angst etwas zu übersehen, und bin sehr, sehr schwer dazu zu motivieren, mich hinzusetzen und was zu machen. Wenn ich mir selbst klare Vorgaben mache und einen überschaubaren Zeitrahmen dafür abstecke, fällt es mir persönlich leichter.
Habt ihr euch auch Lernpläne angelegt? Erzählt mir davon! 🙂
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