„Was machst du, wenn dein bester Freund HIV hat?“, „Was, wenn die Erzieherin HIV hat?“ Mit diesen aus dem Alltag gegriffenen Fragen machen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) und die Deutsche AIDS-Stiftung (DAS) in einer gemeinsamen Kampagne auf die Diskriminierung HIV-positiver Menschen aufmerksam. Anlass ist der Welt-AIDS-Tag, der jährlich am 01.12. begangen wird und dieses Jahr unter dem Motto „Positiv zusammen leben“ steht.
Diskriminierung auch nach 30 Jahren HIV und AIDS
Seit dem Ausbruch der AIDS-Epidemie in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts sind mittlerweile 30 Jahre vergangen. 35 Millionen Menschen sind weltweit mit HIV infiziert und jedes Jahr kommt es zu 2,1 Millionen Neuerkrankungen, wovon 70% in Afrika südlich der Sahara zu verzeichnen sind. 39 Millionen HIV-Positive sind seit dem Ausbruch der Epidemie an den Folgen von AIDS gestorben. Auch wenn es nach wie vor keine Impfung oder Heilung gibt, hat die Medizin große Fortschritte gemacht. Dank moderner Medikamente haben HIV-Positive in westlichen Industrienationen oft die gleiche Lebenserwartung wie Gesunde, und in ihrem Alltag gibt es keine Einschränkungen bezüglich Berufswahl oder Freizeitgestaltung. Der normale Alltag mit HIV-Positiven birgt kein Ansteckungsrisiko.
Trotzdem werden HIV-positive Menschen noch immer diskriminiert – auch in Deutschland, wo momentan zirka 80.000 Menschen HIV-positiv sind. Von den Betroffenen geben 77% an, Diskriminierung erlebt zu haben. Bei einem HIV-positiven Bäcker würden laut einer Umfrage der BZgA nur 44% der Befragten Brötchen kaufen, nur 26% würden ihr Kind bedenkenlos mit einem HIV-positiven Kind spielen lassen. Dabei hat es deutschlandweit noch nie eine Ansteckung mit HIV in Kita, Schule oder auf dem Spielplatz gegeben.
Unwissenheit und Diskriminierung haben Folgen für Betroffene
Die zurückhaltende, manchmal sogar ablehnende Haltung gegenüber HIV-Positiven im Alltag ist meist Folge von Unwissenheit in Bezug darauf, wie man sich mit HIV anstecken kann. Wer HIV-Positive persönlich kennt und somit besser informiert ist, verhält sich tendenziell weniger ablehnend.
Diskriminierung im Alltag hat zum Teil gravierende Folgen für Menschen mit HIV. So wurde 2011 nach einer Umfrage der Deutschen AIDS-Hilfe 20% von ihnen eine ärztliche Behandlung verweigert. Sprachen sie die Infektion offen bei ihrem Arbeitgeber an, erfuhren 26% im Anschluss Diskriminierung durch ihren Arbeitgeber. Mindestens 30% zogen sich aus ihren Familien zurück. Geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, soziale Isolation und ein eingeschränkter Zugang zu medizinischer Versorgung sind direkte Folgen von Diskriminierung. Somit schränkt sie das Leben der Betroffenen oft stärker ein als die Erkrankung selbst.
Sich informieren baut Ängste ab
Wie die Studie der BZgA zeigt, ändert das Wissen über HIV das Verhalten von Mitmenschen im Alltag. Von Befragten, die Erfahrungen mit HIV-Positiven in ihrem persönlichen Umfeld haben, würden doppelt so viele ihr Kind mit einem HIV-positiven Kind spielen lassen wie es für die „unerfahrene“ Vergleichsgruppe der Fall ist. Nur halb so viele lehnen es komplett ab, eine HIV-positive Person zu küssen.
Diese Zahlen veranschaulichen, wie entscheidend Aufklärung über HIV und AIDS das Zusammenleben zwischen Infizierten und Gesunden erleichtern kann. Von einer gut informierten Öffentlichkeit profitieren alle: Gesunde verspüren weniger unbegründete Ängste und Infizierte sind seltener von Diskriminierung betroffen. Nur gut informiert können alle „positiv zusammen leben“.
Quellen und weitere Informationen finden Sie hier:
Homepage der gemeinsamen Kampagne: https://www.welt-aids-tag.de/welt-aids-tag/(Abruf 11/2015)
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): https://www.welt-aids-tag.de/fileadmin/user_upload/Wissen_Einstellungen_Bevoelkerung_HIV_WAT2014.pdf
Factsheet zur Kampagne: https://www.welt-aids-tag.de/fileadmin/user_upload/WAT_Website_Factsheet_20141017.pdf
Gemeinsame Pressemitteilung zur Kampagne: https://www.welt-aids-tag.de/fileadmin/user_upload/22.10.2015_Gemeinsame_Pressemitteilung_WAT_2015.pdf