Strategisches Management in Arztpraxen: Zwischen den Extremen

“So unterschiedlich kann die Arbeit doch nicht sein!”
Für niedergelassene Ärzte sind Kategorisierungen wie “gutes” oder “schlechtes” Praxismanagement kaum nachvollziehbar. Doch die Leistungsqualität und ihre Unterschiede lassen sich mit Hilfe eines Best Practice-Benchmarkings einfach bestimmen: in Arztpraxen wird – über alle Fachgruppen und Praxisformen bzw. –größen betrachtet – ein durchschnittlicher Practice Management Quality Score (PMQS) von 53% umgesetzt, d. h. es werden im Best Practice-Vergleich nur 53% der Regelungen und Instrumente eingesetzt, die für einen reibungslos funktionierenden Praxisbetrieb notwendig sind.
Licht und Schatten
Was dabei “gut” und “schlecht” bedeutet, zeigt die Gegenüberstellung von strukturell identischen Praxistypen (Fachrichtung, Standort, Leistungsspektrum, Personalbesetzung etc.). Untersucht man beispielsweise das Management in Allgemeinarzt-Praxen mit drei Medizinischen Fachangestellten, so liegt der Betrieb mit dem niedrigsten PMQS bei 31,3%, das entspricht einem defizitären Praxismanagement und derjenige mit der besten Ausrichtung auf einem Niveau von 91,5%, entsprechend einer Best Practice-Praxisführung.
Die qualitativen Unterschiede

Die Unterschiedlichkeit der Zahlenwerte drückt sich auch in der konkreten Umsetzung des Managements aus: in der einen Praxis finden sich z. B. unklare Prioritäten, keinerlei Absprachen, fehlende bzw. nicht eingehaltene Ablauf-Standards, nur gering ausgeprägte interne Kommunikation und kaum Anerkennung für das Personal, in der anderen exakt die gegenteilige Situation. Die Best Practicioner-Praxis versorgt mehr Patienten, da man hier deutlich produktiver arbeitet, im Worst Practice-Betrieb werden pro Tag ca. 1,5 Stunden damit verbracht, Fehler zu korrigieren. Ein wesentlicher Differenzierungs-Aspekt ist auch die Grundhaltung der beiden Mediziner: der eine erwartet, dass das Personal „funktioniert“ und die Arbeit so verrichtet, wie es notwendig ist, ohne dabei selbst in Anspruch genommen zu werden, der andere versteht sich als Teil eines Teams und agiert partnerschaftlich. In der Konsequenz wirken sich die genannten Punkte nicht nur in Form sehr unterschiedlicher Zufriedenheitsbewertungen der Patienten aus, sondern beeinflussen auch das Praxisergebnis.

© Klaus-Dieter Thill / IFABS

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