Ja, sie existieren, die „echten“ Teams in Arztpraxen, die durch eine menschlich und arbeitstechnisch hervorragende Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Medizinischen Fachangestellten charakterisiert sind. Aber leider ist die Realität deutlich häufiger genau durch das Gegenteil geprägt: mehr als die Hälfte der Fachangestellten sind – in unterschiedlicher Intensität – mit einzelnen Aspekten ihrer Arbeit, den generellen Arbeitsbedingungen und der Teamarbeit in ihren Praxen unzufrieden. Die Publikation „Was Medizinische Fachangestellte an ihren Praxis-Chefs kritisieren“ skizziert auf der Basis von Resultaten aus Mitarbeiter-Zufriedenheitsbefragungen, welche konkreten Defizite Medizinische Fachangestellte an der Zusammenarbeit mit den Praxisinhabern besonders beklagen.
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Im einem früheren Beitrag zu diesem Thema (Mitarbeiterbefragung? Nein danke! Von Indifferenz, Eigennutz und Neophobie) wurde bereits auf die Gründe eingegangen, die die Durchführung von Mitarbeiterbefragungen verhindern. Verengter Blickwinkel Doch auch bei der Umsetzung von Befragungen können Fehler gemacht werden, die den Nutzen sichtlich schmälern. So wird in dem meisten Befragungen lediglich der engere persönliche Arbeitsrahmen […]
Die Cochrane Collaboration als Gehilfe der Pharmaindustrie
Die Cochrane Collaboration ist eine Organisation, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, Ärzte mittels systematischer Übersichtsarbeiten zu medizinischen Fragestellungen den Weg durch den Dschungel der medizinischen Fachliteratur zu ersparen. Gerne sieht sie sich dabei in einer unabhängigen und kritischen Rolle, wachsam und gefeit gegen die Manipulationen der Pharmaindustrie:
Bei den Veröffentlichungen der Cochrane Collaboration handelt es sich üblicherweise um systematische Reviews, in denen der Versuch unternommen wird, den aktuellen Wissensstand zu einer bestimmten Fragestellung zusammenzutragen und zu interpretieren, häufig kombiniert mit einer Meta-Analyse, einer Zusammenfassung der Einzelstudien mit statistischen Methoden.
Eine positive Bewertung eines Medikaments durch ein Cochrane-Review führt zu Jubelstürmen in den Marketingabteilungen der Pharmaindustrie. Selbst die BILD-Zeitung kommt dann nicht umhin, Cochrane-Bewertungen zu zitieren:
[…]
Nach ersten Studien kamen Forscher der Cochrane Library für Medizin zu dem Ergebnis, dass Raucher ihre Erfolgsaussichten bei einem Entzug mit Vareniclin verdreifachen. Als Nebenwirkung sind bisher nur Übelkeit und Kopfschmerzen bekannt.
Nun gibt es jedoch eine Reihe von Gründen, die Ergebnisse solcher Metaanalysen skeptisch zu betrachten. Das bekannteste Problem ist der Publication Bias: Unveröffentlichte (negative) Resultate klinischer Studien zu einem Medikament können keinen Eingang in eine von unabhängiger Seite durchgeführte Metaanalyse finden. Das Ergebnis von Metaanalysen ist deshalb häufig zugunsten des Medikaments und im Sinne der Hersteller verzerrt.
Hier im Blog habe ich im Zusammenhang mit dem von der BILD-Zeitung angeführten Cochrane-Review auf ein weiteres Problem hingewiesen: Sind die Ergebnisse der meist herstellerfinanzierten Studien systematisch verzerrt – im Fall Champix® (in den USA Chantix®) u.a. durch die unvollständige Verblindung der klinischen Studien – dann findet sich das Ergebnis dieser Verzerrung auch im Ergebnis der Metaanalyse. Garbage in, garbage out.
Der Mehrwert für das Marketing durch die Zusammenfassung von methodisch fragwürdigen Studien zu einem “Paket” mit einem unabhängigen Bewertungssiegel liegt auf der Hand. Fast erinnert das Verfahren an ein in jüngster Zeit ins Gerede gekommenes aber höchst erfolgreiches Geschäftsmodell: Aus eine Reihe von windigen Hypothekenkrediten ließ sich durch Zusammenfassung zu einem “Zertifikat”, welches durch eine namhafte Ratingagentur wohlwollend bewertet wurde, ein erfolgreiches Finanzprodukt zusammenzimmern.
Dieses Potential hat die Pharmaindustrie natürlich erkannt und tut ihr bestes, auf das Erscheinen möglichst positiv ausfallender Cochrane-Reviews hinzuwirken. Ein Beispiel hierfür findet sich in der Dezember-Ausgabe des arznei-telegramms: Auch hier geht es um ein Pfizer-Medikament, und zwar das Präparat Neurontin®:
Die Bemühungen von Pfizer haben sich offenbar gelohnt:
Evidence-biased medicine.
Arztpraxen: Wenn moderne Medizin auf mittelalterliche Personalführung trifft
Medizin im Wandel Die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der medizinischen Patientenversorgung entwickeln sich stetig weiter. Behandlungen, die vor wenigen Jahren nur denkbar waren, sind inzwischen Realität. Wer heute zu seinem Haus- oder einem Facharzt geht, erhält für fast jedes medizinische Problem eine adäquate Lösung. Gleichzeitig sinken die Belastungen von Behandlungen immer weiter. Führung in der […]