Er war das beste Beispiel für ein aktives Leben im „besten Alter“. Auch mit über Sechzig engagierte sich Wolfgang Schmolinski noch in zahlreichen Projekten. Marco Woitke erinnert an seinen im August verstorbenen IWWIT-Teamkollegen.
Man lebt zweimal“, schrieb Honoré de Balzac: „Das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung“. Wie erinnern wir uns an Menschen, die etwas im Umfeld von HIV und Aids bewegt haben? Was bleibt von ihnen, wie bleiben sie in unserem Gedächtnis? Diese und andere Fragen zum Gedenken stehen in unserer Reihe mit Porträts von Verstorbenen.
Ein Allrounder – das warst du im wahrsten Sinne des Wortes. Unzählige Bereiche der Prävention hast du mit deiner unvergleichbar optimistischen und liebevollen Art bereichert. Sei es als Rollenmodell und Präventionist bei ICH WEISS WAS ICH TU, als Telefonberater und Youthworker bei der AIDS-Hilfe Hamburg, bei Hein & Fiete im Infoladen und auf Veranstaltungen, als Buddy im Projekt „Sprungbrett“ oder bei Schulungen für Auszubildende in der Pflege – immer hast du 100 % gegeben. Wer dich dabei erleben durfte, hatte stets das Gefühl, du gibst sogar noch viel mehr als das.
Theorien sind wertlose Modelle. Was zählt, ist Handeln.
(Constantin Brancusi)
Das war eines deiner Lebenszitate, und es ist genau das passende für dich. Vor fünf Jahren trafen wir uns zum ersten Mal auf einem Positiventreffen im Waldschlösschen, und die Chemie zwischen uns stimmte einfach sofort. Wir haben viel zusammengesessen, geredet, nachgedacht, gelacht, eben einfach die Zeit genossen.
Oft sind wir dann zu denselben Gelegenheiten ins Waldschlösschen gefahren, nicht nur zu Positiventreffen, auch Seminare haben wir gemeinsam besucht. Du hast mich immer in Göttingen vom Bahnhof abgeholt, und meist war erst mal ein Besuch im Café Pflicht, bevor es ins „Schlösschen“ ging.
Nach einem knappen Jahr, wieder auf einem Positiventreffen, bin ich durch dich quasi von einem Tag auf den anderen ins Kampagnenteam von ICH WEISS WAS ICH TU gekommen. Schon am Wochenende darauf haben wir uns in Hamburg wiedergesehen. Dort haben wir eh viel Zeit miteinander verbracht, immer wenn es die Gelegenheit gab. Bei passendem Wetter sind wir mit der Fähre rüber nach Finkenwerder gefahren, um spazieren zu gehen – eine deiner Lieblingsstrecken.
Du warst immer spitze, unkompliziert und hast dich nie in den Vordergrund gedrängt
Unzählige Veranstaltungen haben wir gemeinsam besucht und „bespaßt“. Mit dir zusammenzuarbeiten, war etwas Besonderes. Du warst dabei immer spitze, unkompliziert und hast dich nie in den Vordergrund gedrängt. So waren unsere gemeinsamen Einsätze immer sehr lustig und, so denke ich, auch ein voller Erfolg.
Nur die letzte Veranstaltung sollte ganz anders werden: Beim diesjährigen CSD in Hamburg warst du leider nicht dabei. Wir hatten uns schon verabredet, wie immer wollten wir zusammen „unsere Tour“ machen und danach gemeinsam etwas essen gehen.
Du hattest schon eine Woche vorher abgesagt, da es dir gar nicht gut ging. Zunächst dachte ich an nichts Schlimmes und war der Meinung, dass du bis zum CSD schon wieder fit sein würdest und wir uns dann doch wie geplant sehen. Gesehen haben wir uns, aber fit warst du leider nicht. Man hat dir angemerkt, dass es dir wirklich sehr schlecht geht. Auf dem Weg zum Restaurant habe ich mir ernsthafte Sorgen um dich gemacht.
Leider wurden diese Sorgen dann auch bestätigt. Als ich am 18. August von deinem Tod erfuhr, hat es mir fast die Beine weggerissen.
Es ist leichter zu lächeln, als erklären zu müssen, wieso man weint.
Das Lächeln fällt schwer, aber wie würdest du sagen, Schmolli: Wat mutt, dat mutt!
Dieser letzte gemeinsame Moment, für den ich unendlich dankbar bin, macht es etwas einfacher zu lächeln und zu denken, dass es dir jetzt gut geht, ganz gleich wo du bist. In meinem und vielen anderen Herzen wirst du für immer weiterleben und damit immer bei uns sein.
Zum Abschluss gilt ein großer Dank Wolfgangs Familie, die es uns ermöglicht hat, an der Trauerfeier teilzunehmen. So wie es Schmollis Art war, wollte er so eine Feier eigentlich nicht.
Aber an dem Tag war strahlend blauer Himmel, und die Sonne hat geschienen. Zu sehen, wie viele Familienmitglieder, Freunde und Wegbegleiter für dich den teils sehr weiten Weg auf sich genommen haben, scheint dir, Schmolli, also nicht so schlecht gefallen zu haben. Mit diesem Gedanken fällt es uns allen sicher etwas leichter, zu sagen:
„Mach´s gut, Schmolli!“