Vor Kurzem habe ich die Einweihung des St. Augustinus-Memory-Zentrums in Neuss besucht. Hier werden Seniorenwohnheim, Kurzzeitpflege, Ambulante Hilfen, Institutsambulanz, Beratung, Forschung und Lehre zusammengebracht.
Sehr schön finde ich die Idee, dass in diesem auf Demenzerkrankungen spezialisierten Seniorenwohnheim vieles getan wird, damit sich die Bewohner wohlfühlen und besser orientieren können. Die Zimmer werden nicht nach Stationen benannt, sondern nach Straßen. So wohnt man beispielsweise in der Pappelalle 5. Das ist das Zimmer 5 auf der Station Pappelallee. Pappelallee 5 ist doch eine ordentliche Adresse, oder?
Bei den Zimmern kann man zwischen drei Grundtypen wählen: Modern, Landhaus oder Rustikal. Da die unterschiedlichen Typen nicht nur unterschiedliche Möbel haben, sondern auch unterschiedliche Zimmertüren, kann man sich auch von außen gut orientieren. An den Zimmertür-Klingeln ist ein kleines Regal, in das man persönliche Dinge tun kann, auch das hilft bei der Orientierung. Selbst der Therapieplan sieht liebevoll gestaltet aus. Auf den Fluren gibt es “Kabinette” mit unterschiedlichen Themen, die zum gemeinsamen Ausprobieren einladen. Wirklich alles sehr schön gemacht.
Besonders beeindruckt hat mich allerdings etwas, was die Leitende Sozialarbeiterin der Einrichtung gesagt hat. Sie hat darüber gesprochen, dass bei dementen Patienten zwar die intellektuellen Fähigkeiten Schritt für Schritt verloren gehen. Aber die Gefühle bleiben genau so stark und genau so wichtig, wie bei Gesunden. Wenn ein dementer Patient Angst hat, dann ist diese Angst genau so furchtbar und bedarf genau so einer Zuwendung, wie wenn ein Gesunder solche Angst hat. Und wenn ein dementer Patient sich freut und mit einem anderen Menschen lacht, dann geht genau so die Sonne auf… Und das fasste sie in dem Satz zusammen:
Das Herz wird nicht dement
Wenn die Betreuer diese Haltung haben, kann man auch mit einer Demenz würdevoll wohnen.
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