Die Trias der patientenzentrierten Pharma-Strategien: Eine Säule wackelt

Ein zentraler Trend der Aktivitäten pharmazeutischer Anbieter ist eine verstärkte Patientenorientierung und -fokussierung, um nachhaltigen therapeutischen Nutzen und gesundheitsbezogene Werte für diese Zielgruppe zu schaffen.  Die meisten der hierfür entwickelten Konzepte basieren auf drei Säulen:
(1) Im Bereich „Delving“ werden in den jeweils relevanten Indikationsfeldern die Anforderungen und Wünsche der Patienten detailliert erforscht. Hierbei geht es nicht allein um die Beobachtung medizinischer Parameter, sondern vor allem um
- die Analyse persönlicher, mit den Erkrankungen verbundener Prioritäten, Anforderungen und Gefühle, 
die Erhebung der Wege bzw. Routinen zur Krankheitsbewältigung und um 
- eine Erfassung des tatsächlichen Informationsbedarfs. 
In einigen Unternehmen sind hierbei alle Funktionsbereiche einbezogen, um die Ausrichtung möglichst umfassend zu gestalten.


(2) Im Aktionsbereich „Consulting“ erhalten Patienten über alle relevanten Kommunikationskanäle
- generelle Informationen zu Prävention, Entstehung, Diagnostik, Therapie und Begleitmaßnahmen 
- Hinweise zum Umgang mit den Krankheitsbildern sowie
- Angaben zu konkreten Hilfsmöglichkeiten, z. B. in Form von Verzeichnissen spezialisierter Ärzte oder Adressen von Patientenorganisationen etc. 
Basis hierfür sind u. a. die Delving-Informationen. Aber auch Erinnerungshilfen für die Einnahme oder App-gestützte Monitoring-Möglichkeiten krankheitsrelevanter Parameter fallen in diesen Zusammenhang.
(3) Die dritte Säule ist der Bereich „Enabling“. Hier geht es um die Synchronisierung der Patientenanforderungen, die aus den Delving- und Consulting-Maßnahmen sowie den von Patienten eigeninitiativ durchgeführten Recherchen resultieren, mit den Empfehlungen der behandelnden Ärzte. An dieser Stelle stockt das System jedoch, da Praxisinhaber ihre Patienten bislang nur in einem Minimal-Umfang über Medikamente aufklären und mit dem Verhalten vieler Praxisbesucher, bezüglich der Arzneimittelinformation vom Akzeptanz- in den Forderungsmodus zu schalten, (noch) nicht umgehen können. 

Synchronisierung durch Adhärenz

So ist es auch nicht erstaunlich, dass der gegenwärtig in Arztpraxen durchschnittlich realisierte Adherence Materialization Score (AMS), der Anteil der für ein Adhärenz-zentriertes Praxismanagement notwendigen Regelungen und Instrumente in Relation zum Best Practice-Standard, nur bei 46% liegt (Optimum: 100%). Der  hieraus resultierende Adherence Impact Score (AIS), die Relation von erzielter Patientenzufriedenheit im Verhältnis zu den Anforderungen erreicht gerade ein Niveau von 39%. Nur knapp zweihundert Gestaltungsaspekte – so ergaben die Benchmarking-Untersuchungen unseres Instituts – formen ein Adhärenz-zentriertes Praxismanagement, die aber erst in knapp 15% der Arztpraxen – über alle Fachrichtungen betrachtet – bislang realisiert werden
An dieser Stelle besteht somit für die Pharma-Industrie akuter Handlungsbedarf, Ärzte organisatorisch und inhaltlich in die Lage zu versetzen, Patienten-anforderungsgerecht Therapien zu verordnen.

© Klaus-Dieter Thill / IFABS

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