Die Rolle der Praxismanagement-Qualität
Es existieren verschiedene betriebswirtschaftliche Verfahren, um den Wert einer Arztpraxis für den Kauf / Verkauf oder die Kreditvergabe zu ermitteln. Diese berücksichtigen jedoch nicht die qualitativen Faktoren der Praxisführung, die zu einem großen Teil erklären, wie die Zahlen zustande gekommen sind. Hierbei spielt nicht nur die Person des Arztes / die Personen der Ärzte eine Rolle, sondern auch die Qualität des Praxismanagements. Vor allem im Hinblick auf die Prognose der finanziellen Entwicklung eines Praxisbetriebes, die unter Unsicherheit getroffen werden muss, ist es wichtig zu wissen, ob das Management bislang auf einer soliden Grundlage beruht oder eher ein Zufallsprodukt ist. Hieraus lässt sich ableiten, ob durch Veränderungen der Praxisführung bislang ungenutzte Leistungsreserven aktivierbar sind, die sich ergebnisverbessernd auswirken oder ob alle Optionen bereits ausgeschöpft sind.
Qualitativer Betriebsvergleich
Die benötigten Aussagen können mit Hilfe eines qualitativen Betriebsvergleichs ermittelt werden. Zu diesem Zweck wird zunächst eine 360-Grad-Statusbestimmung der Praxisarbeit aus Arzt-, MFA- und Patientensicht, bei spezialisierten Praxen zusätzlich aus der Perspektive zuweisender Ärzte, durchgeführt. Die so ermittelten Angaben für die im Praxisbetrieb eingesetzten Regelungen, Instrumente und Verhaltensweisen, ergänzt um die Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit (Zuweiser-Zufriedenheit) sowie Weiterempfehlungs- und Patient Experience-Status, fließen dann in ein doppeltes Benchmarking ein: der Fachgruppen-Vergleich zeigt den Marktbezug der Praxismanagement-Leistungsfähigkeit, die Best Practice-Relation indiziert, ob alle für eine reibungslose Praxisfunktionalität notwendigen Maßnahmen umgesetzt werden.
Das Praxismanagement-Bewertungsschema
Mit Hilfe des Practice Management Quality Scores (PMQS), der Relation der jeweiligen Praxisangaben im Vergleich zum Best Practice-Standard, lässt sich dann die Praxisführung im Hinblick auf ihre Untermauerung des Praxiswertes bewerten:
– 0% bis 40%: Minimalistisches Praxismanagement. Die Werte in dieser Ergebnisspanne beschreiben ein unterdurchschnittlich ausgebildetes Praxismanagement mit geringer Aktivierung des Leistungspotentials des Praxis-Ressourcen.
– 40% bis 60%: Borderline-Praxismanagement. Werte dieser Klassifizierung indizieren ein durchschnittliches Praxismanagement-Leistungspotential mit deutlichen Defiziten – vor allem, je näher ein Wert zur unteren Intervall-Grenze angesiedelt ist.
– 60% bis 80%: Best-Practice-orientiertes Praxismanagement. Die Werte in diesem Intervall kennzeichnen eine überdurchschnittlich ausgeprägte, bis auf kleine Ausnahmen solide fundierte Praxisführung. Das Leistungspotenzial ist bereits sehr weitreichend ausgeschöpft, allerdings existieren auch noch Verbesserungsmöglichkeiten, je näher der Wert zur unteren Grenze des Beurteilungs-Intervalls liegt.
– Über 80%: Best Practice-Praxismanagement
Teil 2 des Beitrags behandelt das Patientenmanagement-Bewertungsschema
© Klaus-Dieter Thill / IFABS