Teil 1 des Beitrags behandelte das Praxismanagement-Bewertungsschema
Die Rolle der Praxismanagement-Qualität
Es existieren verschiedene betriebswirtschaftliche Verfahren, um den Wert einer Arztpraxis für den Kauf / Verkauf oder die Kreditvergabe zu ermitteln. Diese berücksichtigen jedoch nicht die qualitativen Faktoren der Praxisführung, die zu einem großen Teil erklären, wie die Zahlen zustande gekommen sind. Hierbei spielt nicht nur die Person des Arztes / die Personen der Ärzte eine Rolle, sondern auch die Qualität des Praxismanagements. Vor allem im Hinblick auf die Prognose der finanziellen Entwicklung eines Praxisbetriebes, die unter Unsicherheit getroffen werden muss, ist es wichtig zu wissen, ob das Management bislang auf einer soliden Grundlage beruht oder eher ein Zufallsprodukt ist. Hieraus lässt sich ableiten, ob durch Veränderungen der Praxisführung bislang ungenutzte Leistungsreserven aktivierbar sind, die sich ergebnisverbessernd auswirken oder ob alle Optionen bereits ausgeschöpft sind.
Qualitativer Betriebsvergleich
Die benötigten Aussagen können mit Hilfe eines qualitativen Betriebsvergleichs ermittelt werden. Zu diesem Zweck wird zunächst eine 360-Grad-Statusbestimmung der Praxisarbeit aus Arzt-, MFA- und Patientensicht, bei spezialisierten Praxen zusätzlich aus der Perspektive zuweisender Ärzte, durchgeführt. Die so ermittelten Angaben für die im Praxisbetrieb eingesetzten Regelungen, Instrumente und Verhaltensweisen, ergänzt um die Mitarbeiter- und Patientenzufriedenheit (Zuweiser-Zufriedenheit) sowie Weiterempfehlungs- und Patient Experience-Status, fließen dann in ein doppeltes Benchmarking ein: der Fachgruppen-Vergleich zeigt den Marktbezug der Praxismanagement-Leistungsfähigkeit, die Best Practice-Relation indiziert, ob alle für eine reibungslose Praxisfunktionalität notwendigen Maßnahmen umgesetzt werden.
Das Patientenmanagement-Bewertungsschema
Neben der Klassifizierung des Praxismanagements ermöglicht der Ansatz, mit Hilfe des Patient Care Quality Scores (PCQS, das Verhältnis der erzielten Patientenzufriedenheit in Relation zu den Anforderungen der Praxisbesucher) die Betreuungsqualität des zu bewertenden Betriebs zu bestimmen, um Rückschlüsse auf die Entwicklung des Patientenpotentials ziehen zu können. Hierbei wird unterschieden zwischen
– Best Practice-Betreuungsqualität, das ist der anzustrebende Ideal-Zustand, den aber nur wenige Praxen erreichen.
– weitgehend anforderungsgerechter Betreuungsqualität, die Patientenkritik hält sich in engen Grenzen. Ihr kann in den meisten Fälle durch wenige Korrekturmaßnahmen begegnet werden.
– grenzwertiger Betreuungsqualität, in dieser Konstellation bezieht sich die Unzufriedenheit der Patienten auf eine Vielzahl verschiedener Aspekte. Werden keine Veränderungen vorgenommen, entwickelt sich eine Negativ-Spirale, die zu einem weiter sinkenden PCQS führen kann.
– Unzureichender Betreuungsqualität, die Versorgung dieser Arztpraxen ist aus Patientensicht indiskutabel uns müsste von Grund auf neu entwickelt werden.
Eine analoge Kategorisierung kann auch zur Beurteilung der Kooperationsqualität mit zuweisenden Ärzten verwendet werden.
© Klaus-Dieter Thill / IFABS