Gelesen im November

DerDezember war geprägt von Arbeitsanflutung in der Praxis, Vorbereitungen für Weihnachten, Deadlines für den Adventskalender im Blog – da blieb nur wenig Zeit für die schönen Lesestunden. Ein paar brachten:

Erschlagt die Armen! von Shumona Sinha (Übersetzt von Lena Müller)
War wohl ein Skandalbuch in Frankreich, da die Autorin als Dolmetscherin in Flüchtlings- und Behördeneinrichtungen gearbeitet hat und ihre Erfahrungen und Gefühle in diesem Roman verdichtete – nicht unbedingt immer politisch korrekt. Anstoß erregte vor allem, dass sie – selbst ehemaliger Flüchtling – niedere Beweggründe und Täuschungsmanöver der Geflüchtete ansprach. Interessant geschrieben, teils etwas gedankenflüchtig, nicht immer am Thema bleibend, aber vor allem in seiner Skandalträchtigkeit überschätzt. Für das ernste Thema beinahe zu blumig-poetisch, bei mir kam am Ende nur ein “So what?” heraus. Sicher ein Buch, dass jeder anders aufnimmt. (3/5)

Bilder deiner großen Liebe: Ein unvollendeter Roman von Wolfgang Herrndorf
Der letzte Roman des m.E. großen Schriftstellers, wie bekannt unvollendet, dennoch weitergesponnen durch Herrndorfs nahen Freunde Kathrin Passig und Marcus Gärtner. Isa ist die dritte Hauptperson in Herrndorfs “Tschick” und ihre Geschichte wird hier erzählt. Der Stil entspricht dem des Nachbarromans, daher flüssig und hintergründig lesbar. Dennoch bleibt der Roman eben unvollendet und am Ende fragt man sich – genau… Mein Lieblingsroman von Wolfgang Herrndorf bleibt “Sand”, extrem komplex und unterhaltsam, viel zu unbekannt. Dieser letzte Roman hier trotzdem: (4/5)

Huck Finn von Olivia Vieweg
Ich wollte nach “Antoinette” unbedingt noch eine graphic novel von Olivia Vieweg lesen, also “Huck Finn” – ich war ehrlicherweise etwas enttäuscht. Klar, die Geschichte war spannend und auch für Jugendliche sicher mitreißend, kein Wunder, Huckleberry Finn und so. Aber dann driftete die Geschichte zum Ende in eine Peng- und Knallgeschichte ab, etwas verstörend. Das ist zwar konsequent zur Originalvorlage von Mark Twain, aber für ein Buch der heutigen Zeit wohl eher unglaublich. Zum Schluß gibts eine schöne Kurve zum Guten, na denn. (2/5)

Wie ein leeres Blatt von Pénélope Bagieu und Boulet (Übersetzt von Ulrich Pröfrock)
Eine junge Frau erwacht auf einer Parkbank und erinnert sich an nichts. Einfache Idee, schon oft durchdacht, hier in Comicform. Toll gezeichnet, schöne Storyline und schnelle Identifikation mit der Hauptperson. Dazu viel Humor und nette Nebencharaktere. Rundum super. Dass die Geschichte am Ende so ganz anders ausgeht als gedacht, macht das Ganze nur noch besser- (5/5)

Fargo – Season 1
Oh yeah. Meine Serie des Jahres. Ich bin sowieso ein Fan aller Dinge, die die Brüder Coen so anfassen, hier waren sie Koproduzenten des eigenen Originalstoffes. Der Film war schon sensationell, die Serie ist in ihrem Genre mindestens ebenbürtig: Die schwangere Polizistin liebenswert, der Bösewicht zum Gruseln, dennoch faszinierend, alleine der “böse” Gute fand ich mit Bilbo Freeman etwas seltsam besetzt. Ok, aber auch interessant. Gewinner auf jeden Fall: Billy Bob Thornton. “Breaking Bad”? “Game of Thrones”? Ach was – Fargo! Einself! (5/5)

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… morgen geht die Praxis wieder los, dann gibt es hier auch wieder Geschichten daraus. Versprochen.

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