Dominik ist Altenpfleger. Wir von gesundheitshelden.eu haben das zum Anlass genommen, ihn für unseren dritten Teil der Reihe „Gesunde Berufe“ zu interviewen und den Beruf des Altenpflegers vorzustellen.
Gesundheitshelden: Herzlich Willkommen, Dominik! Magst Du Dich, bevor wir zu inhaltlichen Fragen Deinen Beruf betreffend kommen, unseren Lesern kurz vorstellen und uns verraten, wo Du arbeitest?
Dominik: Hey, ich bin Dominik, 26 Jahre alt und wohne seit drei Jahren in Leipzig. Gebürtig bin ich aus dem Sauerland (NRW) und habe dort 2011 die Ausbildung zum Altenpfleger abgeschlossen. Nach dem Umzug hierher habe ich mich mittels Fernstudium zur gerontopsychiatrischen Fachkraft weitergebildet und arbeite in der stationären Altenpflege. Seit knapp einem Jahr bin ich stellvertretende Wohnbereichsleitung.
Gesundheitshelden: Jeder hat andere Gründe für seine Berufswahl. Warum hast Du Dich für den Beruf des Altenpflegers entschieden? Was hat Dich von Anfang an begeistert?
„Anfangs hat mich schlichtweg der Umgang mit Senioren begeistert; der Gedanke, sie auf ihrem letzten Abschnitt zu begleiten.“
Dominik: Ich muss gestehen, dass ich anfangs diese Frage nie richtig beantworten konnte. Ich habe während der Schulzeit zwei Praktika in der Pflege machen dürfen, wobei die Aufgaben nie großartig über die eines Praktikanten hinausgingen. Dennoch hatte ich anschließend den Wunsch, diesen Beruf zu wählen. Anfangs hat mich schlichtweg der Umgang mit Senioren begeistert; der Gedanke, sie auf ihrem letzten Abschnitt zu begleiten. Heute begeistert mich das immer noch, aber die ganzen Prozesse, die im Hintergrund ablaufen, sind dazugekommen. Medizinisches Wissen, Professionalität an den Tag zu legen, den Tag, die Woche und die nahe Zukunft im Überblick zu haben und Prozesse zu koordinieren, während der Alltag der uns anvertrauten Senioren weitestgehend ruhig und normal abläuft.
Was ich aber klar behaupten kann ist, dass ich mich bewusst für die Altenpflege und gegen die Gesundheits- und Krankenpflege entschied, da mir der Umgang mit Senioren eher zusagt und der ständige Wechsel von Patienten nicht gegeben ist.
Gesundheitshelden: Kein Beruf kommt ohne Routineaufgaben aus. Welche Aufgaben hat ein/e Altenpfleger/in im Alltag? Welche findest Du davon besonders spannend, welche eher nicht?
Dominik: Ich mag all’ meine Aufgaben. Manche mehr, manche eben weniger. Ich habe mich schließlich bewusst für diesen Beruf entschieden.
Altenpfleger sind Allrounder, aber zu unseren Hauptaufgaben gehören:
- Fachlich korrekte, pflegerische Versorgung
- Behandlungspflege wie Medikamentengabe, Injektionen, Verbandswechsel
- Arztvisiten
- Gespräche, Gespräche, Gespräche
- Neben der hohen Fachlichkeit, auch die menschliche Begleitung der uns anvertrauten Senioren
Gesundheitshelden: Welche drei Kernkompetenzen sollten Altenpfleger/innen mitbringen?
Dominik:
- Empathie
- Hohe Fachlichkeit
- Fähigkeit zur Koordination
Gesundheitshelden: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus?
Dominik: Er beginnt klassisch mit der Dienstübergabe, durch die wir uns einen Überblick darüber verschaffen, was kurz zuvor geschehen ist und was den Tag über noch ansteht.
Nach der Einteilung, wer wo arbeitet und für welche Aufgaben zuständig ist, geht’s am Morgen mit der Grundpflege los. Alle Bewohner werden versorgt und zum Frühstück begleitet. Zwischendurch müssen Blutzuckerwerte ermittelt, Insuline injiziert sowie die Medikamente ausgegeben werden.
Sind alle Bewohner versorgt, steht um 9:30 Uhr eine halbstündige Besprechung aller anwesenden Leitungs- bzw. diensthabenden Fachkräfte an, um den Tag zu koordinieren.
Im Anschluss ist, zumindest an ruhigen Tagen, Zeit für eine kurze Pause, bis dann die leider oft verhasste Schreibarbeit losgeht. Ein- und Ausfuhr- sowie Lagerungsprotokolle schreiben, Pflegeplanungen und Assessments evaluieren, Wunddokumentationen samt anstehender Verbandswechsel, Angehörigengespräche und Arztvisiten sind nur einige Beispiele aus dem Alltag.
Ehe man es merkt, ist es Mittag. Jetzt müssen erneut Blutzuckerwerte ermittelt, Insuline injiziert und Medikamente ausgegeben werden.
Bevor die Kollegen des Spätdienstes kommen, werden die Bewohner zur Mittagsruhe begleitet und anschließend die erbrachten Leistungen und Besonderheiten des Tages im PC dokumentiert.
Gesundheitshelden: Du hast mit Sicherheit schon von der geplanten generalistischen Pflegeausbildung gehört. Was sagst Du zu den Plänen der Regierung. (Wir haben kürzlich einen Artikel dazu verfasst.)
„Das Personal der Gesundheits- und Kranken- sowie der Altenpflege muss aufhören, so schlecht übereinander zu denken.“
Dominik: Ich zähle tatsächlich eher zu den Gegnern der generalistischen Pflegeausbildung. Als Fachkraft sehe ich den „Untergang“ der Altenpflege, wie es sie bis heute gibt. Was wir in den drei Jahren – speziell das hohe Lebensalter betreffend -lernen, lässt sich gewiss nicht in einem Jahr der „Spezialisierung“ verpacken. Sofern es überhaupt ein ganzes Jahr sein wird. Das dürfte die anderen zwei Berufsgruppen ebenso betreffen, denke ich.
Die Gerontofachkraft in mir sagt zudem, dass Demenzbetroffene, deren Anzahl in den nächsten Jahren erheblich zunehmen wird, noch mehr vernachlässigt werden, als es bisher schon der Fall ist. Das ist für mich das stärkste Contra-Argument.
Ich erzähle gerne von meinem Krankenhauseinsatz während der Ausbildung. Alle haben sich verrückt gemacht, da die KollegInnen aus der Gesundheits- und Krankenpflege ja solch schlimme Vorurteile gegen uns zu haben schienen. In meiner Beurteilung stand letzten Endes: „Konnte Erfahrungen aus der Altenpflege einbringen.“ Das zeigt für mich heute noch sehr deutlich, dass diese Berufe auch Unterschiede haben, obwohl wir alle Pflegekräfte sind.
Eine zusammengelegte Ausbildung wird uns nicht zu mehr Personal verhelfen. Auch nicht zu besserem Personal, wenn so viel Inhalt in so wenig Zeit gestopft wird. Dem Image der Pflegeberufe auf die Sprünge zu helfen und sie attraktiver zu gestalten; das sehe ich als Lösung. Das Personal der Gesundheits- und Kranken- sowie der Altenpflege muss aufhören, so schlecht übereinander zu denken.
Gesundheitshelden: Die Regierung muss auf jeden Fall sicherstellen, dass spezifisches Fachwissen weiterhin vermittelt wird. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt. Vielen Dank, Dominik, für den Einblick in den Altenpflegeberuf. Wir wünschen Dir alles Gute für deine berufliche und private Zukunft.
Bild: Dominik
Quelle: BERUFENET
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