Gibt es ein Zaubermittel gegen Husten?

Und weiter geht’s zum Thema Husten. In meinem letzten Artikel „So lange Husten? Das ist doch nicht normal, oder?“  hatte ich beschrieben, wie unterschiedlich Husten klingen kann, wie unterschiedlich auch die Ursachen für Husten sind, was noch „normal“ ist, und ab wann man doch noch weitere Untersuchungen durchführen sollte.

Blieb noch die Frage offen: Was machen wir jetzt mit dem Husten?

Antwort: Das kommt auf die Ursache an.

Einige Ursachen erfordern eine spezielle Behandlung, die der Kinderarzt in die Wege leiten wird. Ich gebe nur ein paar Beispiele, damit du in etwa eine Vorstellung hast:

  • In den seltensten Fällen kann man die unmittelbare Ursache für den Husten beseitigen, wie zum Beispiel einen eingeatmeten Fremdkörper.
  • Sind die Atemwege verengt, wie bei Asthma oder einer sogenannten „spastischen“ Bronchitis, kann der Kinderarzt Medikamente zum Inhalieren oder auch zum Schlucken verschreiben, die die Atemwege wieder erweitern. Hier ist aber wichtig, noch genauer zu untersuchen und zu hinterfragen: gibt es Allergien, die das Asthma auslösen? usw…
  • Bei Krupp-Husten (auch Pseudokrupp genannt) gibt es für schwere Fälle Inhalationen oder Corticosteroide als Zäpfchen oder auch zum Schlucken.
  • Ist zum Beispiel eine bakterielle Lungenentzündung die Ursache für den Husten, kann man mit einem Antibiotikum weiterhelfen (was den Husten nicht sofort stoppt, klar, aber es bekämpft die Krankheit, die den Husten verursacht)

Bei diesen und allen anderen speziellen Fragestellungen ist wie gesagt der Kinderarzt gefragt.

Jetzt geht es darum: Was tun, wenn wir doch nur einen einfachen Virusinfekt haben? Also eine ganz normale Erkältung mit Husten? (Wie in den allermeisten Fällen…)

Dann brauchen wir keine Medikamente, die die Lungen erweitern, kein Cortison und auch kein Antibiotikum. Trotzdem gibt es auch sonst noch jede Menge „Hustensäfte“, die man verordnet bekommen, sich in der Apotheke besorgen oder selbst zusammenmischen kann.

Einteilen kann man diese Medikamente in sogenannte Hustenstiller, Schleimlöser und pflanzliche und homöopathische Medikamente, die reizlindernd, schleimlösend und/oder positiv auf das Immunsystem wirkend sein sollen.

Hustenstiller stillen – wie der Name schon sagt – den Husten. Das heißt: der Husten wird unterdrückt. Das ist allerdings nicht unbedingt sinnvoll: Denn der Husten ist ein wichtiger Schutzreflex des Körpers, und dazu da, dass aus der Lunge entfernt wird, was nicht hineingehört. Ob Schmutz oder Schleim – das alles soll raus. In Ausnahmefällen, also wenn es sich um starken Reizhusten (ohne viel Schleim in der Lunge, der raus muss) handelt, der dein Kind  – und dich – nachts nicht schlafen lässt, kann so ein Hustenstiller zur Erleichterung und Erholung verordnet werden.

Achtung: die Verwendung von Hustenstillern mit sehr starker Wirkung, die Codein enthalten, ist mittlerweile bei Kindern unter 12 Jahren wegen schwerer Nebenwirkungen untersagt (unter anderem gab es Atemstillstände mit Todesfolge). Und so würde ich auch bei Menschen über 12 von der Verwendung dieser Präparate abraten. Es gibt andere Hustenstiller ohne Codein, die allerdings auch weniger stark wirken.

Schleimlöser sollen dabei helfen, den Schleim in den Atemwegen besser los zu werden. Wie weit das gelingt ist die Frage. Es gibt keine Untersuchung, die eindeutig eine Verbesserung zeigt. Einige Eltern sagen, dass sich dadurch der Schleim noch vermehrt hat, und sie es als eher unangenehm empfanden, dass ihr Kind noch mehr husten musste. Andere empfinden es so, dass der feste Schleim lockerer wird und besser abgehustet werden kann, was für sie angenehmer ist.

Ich denke, dass man hier individuell entscheiden muss, ob es dem Kind gut tut. Abraten würde ich nur davon, die Schleimlöser abends zu geben, damit der Schlaf nicht durch vermehrten Husten gestört wird.

Bei pflanzlichen und homöopathischen Präparaten gibt es die unterschiedlichsten Zusammenstellungen und Wirkungsweisen. Ob nun reizlindernd, schleimlösend oder um den Körper zu unterstützen, mit der Erkrankung selbst fertig zu werden – das Angebot ist groß. Präparate mit Thymian, Primel oder Efeu werden in den ärztlichen Empfehlungen für Erwachsene als „mögliche Therapieoption“ erwähnt. Ansonsten – für die Freunde eindeutiger Beweislagen auch hier keine „harten Zahlen“. Aber immerhin: es ist wohl etwas dran.

Leider ist es einfach so, dass man bei vielen Medikamenten für Kinder (nicht nur bei Hustenmitteln) immer sagen muss: Es gibt Hinweise darauf, dass es wirkt, aber die „richtigen“ Studien fehlen noch. Oder: bei Erwachsenen ist es schon ausreichend getestet, aber bei Kindern nicht.

Viele, die dann entsprechende Mittel ausprobieren, merken eine Besserung. Das kenne ich auch von mir selbst – und von meinen Kindern. Ob das nun einfach das angenehme Gefühl im Hals ist, wenn man den Saft oder die Tropfen schluckt, oder ob der Placeboeffekt hier hilft, oder ob wir durch die Medikamente wirklich schneller wieder gesund sind, kann man im Einzelfall nicht sagen. Klar, denn wir wissen ja nicht, wie es verlaufen wäre, wenn wir sie nicht eingenommen hätten.

Womit wir fließend übergehen in die Kategorie „Tut gut, ohne dass es jemand (ausreichend) bewiesen hat“:

Inhalationen tun gut, besonders auch wenn die Nase/Nebenhöhlen mit betroffen sind. Hier zu beachten: Möchte man zum Beispiel Kochsalzlösung inhalieren, und man tut das, indem man Salzwasser erhitzt und den Dampf inhaliert, wird man hinterher den größten Teil des Salzes unten im Topf wiederfinden. Hier eignet sich besser ein Inhalationsgerät, das Tröpfchen per Ultraschall vernebelt.

Heilsame Wirkstoffe findet man weiterhin in vielen Pflanzen, die als Hausmittel wie Zwiebelsaft oder Wickel mit Ingwermehl oder Einreibungen mit Lavendel- oder anderen Ölen verwendet werden. Die Frage ist nur: wie soll man selbstgemischte Säfte etc. dosieren? Ich denke, dass man da bei Zwiebelsaft nicht viel falsch machen kann. Aber gerade bei Einreibungen mit ätherischen Ölen bitte aufpassen, die können die Atemwege deines Kindes noch mehr reizen. Und die Augen und die Haut auch.

Wohltuender ist da vielleicht der Klassiker: Tee mit Honig (Honig aber erst ab dem ersten Geburtstag!). Oder Salbei-Bonbons (auch nicht für Säuglinge zu empfehlen…).  😉

Aaaber jetzt, ganz wichtig: Was nützt es uns, wenn unsere Kinder eingerieben und eingewickelt werden, dieses ganze Zeug schlucken, lutschen und inhalieren, aber ein Elternteil raucht in der Wohnung?

Also: frische Luft her. Die trockene Heizungsluft im Winter ist übrigens auch ein Reizfaktor für die Atemwege. Also Kind warm einpacken und nach draußen.

Jetzt interessiert es dich vielleicht, was ich mache, wenn eines meiner Kinder hustet. Oder ich selbst.

Erst einmal habe ich Geduld. Meistens mehr als die Kinder. Dann heißt es irgendwann: „Mamaa, der Husten nervt!“.  Wenn ich sicher bin, dass es nur eine harmlose Erkältung ist (im Zweifel höre ich auch mal die Atemwege ab),

  • frage ich, wie viel sie denn schon getrunken haben und erinnere sie auch immer wieder ans Trinken,
  • achte ich noch mehr als sonst darauf, dass sie viele Vitamine in Form von Obst und Gemüse zu sich nehmen
  • achte ich noch mehr als sonst darauf, dass sie zeitig ins Bett gehen und genug Schlaf bekommen
  • schicke ich sie gut eingepackt an die frische Luft, lasse sie aber ansonsten eher ausruhen und es sich gemütlich machen
  • sage ich gefühlte 100x am Tag: „In die Ellenbeuge husten“ und „Hände waschen“ (gegen die Ansteckung)
  • gebe ich Tee mit Honig
  • und manchmal gibt es dann auch ein pflanzliches und / oder homöopathisches Mittel (ich bin eine Freundin davon, selbst auszuprobieren und Erfahrungen zu machen, wenn ich sicher bin, dass es nicht schaden wird).

Ein einziges Mal brauchte ich aber leider wirklich ein „Zaubermittel“, nämlich als mein Sohn einen starken Krupp-Husten hatte. Ich glaube, dass ich noch nie so dankbar dafür war, dass ich zufällig Kinderärztin bin und Cortison-Zäpfchen zu Hause hatte.

So ein Krupp-Anfall kann wirklich sehr beängstigend sein, und ich verstehe jede Mutter, die den Notarzt ruft, weil sie denkt, dass ihr Kind gleich erstickt.

Nach dem Zäpfchen und dazu ein bisschen Ablenkung, Geschichten erzählen und so weiter, war der Husten endlich weg, wir konnten wieder schlafen, und es kam nichts mehr nach.

Aber das zählt wie gesagt zu den Sonderfällen. Ab und zu kann man „zaubern“, nur gilt das leider nicht für den ganz normalen Erkältungshusten.  Andererseits: wir können doch froh sein, wenn es sich nicht um eine ernstere Erkrankung handelt, bei der stärkere Medikamente eingesetzt werden müssen.

Und in dem Vertrauen darauf, dass unser Körper – oder der Körper unseres Kindes – das nach ein paar Tagen geregelt hat, können wir ihn ein bisschen dabei unterstützen, und in der Zeit der Krankheit versuchen, gemeinsam mit unseren Kindern mal ein bisschen kürzer zu treten…

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