Depressionen sind mehr als nur eine permanent schlechte Laune. Depressionen sind oft sogar eine schwere Krankheit. Im Beitrag „Depressionen“ gehe ich darauf ja näher ein. Und Schätzungen zufolge sollen rund 60 % aller Suizide auf das Konto der psychischen Störung gehen. Doch schon mittelgradige Depressionen schränken die Lebens-Qualität der Patienten enorm ein. Daneben ist auch der wirtschaftliche Schaden immens, denn Depressive erbringen am Arbeitsplatz nicht die „gewünschte“ Leistung. In den USA wird dieses Produktivitäts-Defizit auf 23 Milliarden Dollar geschätzt.
Ein US-amerikanischer Verband von Fachleuten des Gesundheits-Systems fordert deswegen ein flächendeckendes Screening ihrer Landsleute auf Depressionen. Die Experten des US Preventive Services Task Force (USPSTF) stützen ihren Vorschlag auf mehrere Begleit-Aspekte depressiver Krankheitsbilder. Denn bei vielen depressiven Patienten wird die Krankheit gar nicht diagnostiziert, wodurch sie auch nicht in den Genuss einer Therapie kommen. Ein Grund dafür ist, dass die Kranken sich nur ungerne offenbaren, weil das Thema „Depression“ immer noch mit einem gesellschaftlichen Tabu belegt ist. Daher sprechen Betroffene ihr Leiden auch beim Arzt selten an. Nach Meinung der USPSTF müssten Mediziner effektivere Frage-Techniken erlernen, um Depressionen besser zu erkennen. Oft übersehen Ärzte auch, dass sich die pathologische Schwermut hinter körperlichen Beschwerden verstecken kann. Bei diesen larvierten Depressionen äußert sich die Erkrankung zum Beispiel in Rückenschmerzen, Bauchschmerzen oder Herzproblemen. Dass diese Zusammenhänge ganz konkret sind, habe ich z.B. in Beiträgen wie: Depression und Herzinfarkte oder Rückenschmerzen und Depressionen versucht zu zeigen.
Das geplante landesweite Screening in den USA soll mithilfe eines Fragebogens stattfinden, der erste Anhaltspunkte für Depressionen liefern soll. Eine eingehende psychologische Untersuchung soll die Verdachtsdiagnose dann bestätigen oder eben verwerfen. Besonderes Augenmerk widmen die Gesundheits-Experten jungen Müttern und schwangeren Frauen. Denn diese Gruppe ist nicht nur besonders anfällig für die seelische Störung, sondern auch die Kinder der Patientinnen können in Mitleidenschaft gezogen werden.
Als Mittel der Wahl zur Behandlung von Depressionen gilt eine Psychotherapie. Den Nutzen einer medikamentösen Behandlung schätzen die Fachleute der USPST ebenfalls als hilfreich ein, obwohl Antidepressiva auch teils schwere Nebenwirkungen haben können. Schön, dass die Fachleute auf die gravierenden Nebenwirkungen hinweisen. In meinem Beitrag: Antidepressiva – Lebensgefährliche Placebos?, gehe ich ja auf diese (für mich) sehr fragwürdigen Medikamente ein.
Die Therapie müsste nach Ansicht des Verbandes auch besser überwacht werden. Dies soll nach Meinung der Experten durch Pflegedienste geschehen. Bessert sich die Symptomatik nicht innerhalb von 2 Wochen, könnten die Ärzte umgehend eine Optimierung der Therapie vornehmen.
Ihre Forderungen veröffentlichten Dr. Jill Jin und Dr. Albert L. Siu von der USPST im Fach-Magazin „The Journal of the American Medical Association“ (JAMA) im Januar 2016.
Dieser Beitrag US-Mediziner wollen Bürger auf Depressionen testen wurde erstmalig von Yamedo.de (René Gräber) auf Yamedo BLOG veröffentlicht.