Am 23. Februar warnte die Webseite der „Tagesschau“ vor dem Verzehr von „Mars“ und „Snickers“ Riegeln und den Produkten der Marke „Milky Way Minis“ (). Der Auslöser für die Warnung und eine gleichzeitig gestartete Rückrufaktion war der Hersteller selber. Grund für die „Aufregung“ waren Plastikteilchen, die ein oder mehrere Kunden in Schokoladenriegel(n) gefunden hatten. Von Seiten des Herstellers wird die Rückrufaktion damit begründet, dass man kein Risiko eingehen wolle. Immerhin besteht die Gefahr von Verletzungen, da die Plastikteilchen möglicherweise auch scharfe Kanten haben können, die zu inneren Verletzungen führen könnten (tagesschau.de/wirtschaft/mars-rueckrufaktion-101.html). Dies berichtete die Webseite der „Tagesschau“ einen Tag später.
Der „Focus“ ( Nach Mega-Rückrufaktion: Mars könnte Schokoriegel zu Tierfutter verarbeiten) berichtet fast eine Woche später von dem Ansinnen, die Rückruf-Riegel als Tierfutter zu verwerten. Damit kämen unsere lieben Vierbeiner endlich auch einmal in den Genuss von „süßen Verführungen“. Als Alternative wurde die Verwendung als Gärstoff in Biogasanlagen diskutiert… oder als Müll, der als „Gewerbeabfall“ entsorgt werden soll. Gegen die letzte Variante der Verwertung sträubte sich ausgerechnet die Verbraucherzentrale NRW, die dieses Ansinnen als „gigantische Lebensmittelverschwendung“ bezeichnete. Verschwendung von Lebensmitteln? Ah, da schau her!
Der vorläufig letzte Stand der Dinge scheint zu sein, dass die Schokoladenriegel jetzt doch nicht zu Tierfutter verarbeitet werden ( +++ Mars-Rückruf +++: Doch kein Schoko-Whiskas: Mars will Rückruf-Riegel nicht zu Tierfutter machen).
Wie ein Lebensmittel zurück ruft
Es ist zuerst einmal zu bemerken, dass es lobenswert ist, dass der Hersteller Mars diese Rückrufaktion durchführt, auch wenn in diesem Zusammenhang behauptet wird, dass „die Wahrscheinlichkeit, im Lotto zu gewinnen, sei größer, als auf ein Mars, Milky Way oder Snickers mit Plastikinhalt zu stoßen.“ Aber wer Rückrufaktionen startet aufgrund von Lotto-Wahrscheinlichkeiten und deren möglichen Gefährdung der Gesundheit der Konsumenten durch scharfkantige Plastikteilchen, der hat mit der wirklichen Gefährdung durch diese Riegel offensichtlich überhaupt kein Problem.
Dass die Verbraucherzentrale NRW diese Riegel als „Lebensmittel“ bezeichnet, halte ich für einen oberschlechten Witz, über den es nichts zu lachen gibt. Denn wenn man sich einmal anschaut, was außer Plastikteilchen noch so in diesen Riegel enthalten ist, dann sehe ich ein viel größeres Gefährdungspotential, das eben nicht auf Lotto-Wahrscheinlichkeiten beruht, sondern so sicher ist, wie das Amen in der Kirche: Das ist drin – Mars Riegel 51 g.
Denn wer 64 Gramm Zucker von 100 Gramm Riegel als „Lebensmittel“ bezeichnet und dessen Entsorgung als „Verschwendung“, der scheint nicht zu wissen, wovon er redet. Es ist klar, dass Plastikteilchen weder in Riegel, noch in andere Essenswaren gehören, gleichgültig ob es sich hier um Lebensmittel oder Genusswaren handelt. Was mir extrem sauer aufstößt, ist die Tatsache, dass alle Welt sich über den Splitter im Auge (diesmal aus Plastik) aufregt und dabei zielsicher den Balken (aus Zucker) übersieht.
Zucker – ein übler Balken? Brauchen wir nicht alle Zucker „für die Nerven“? Richtig! Ohne Zucker, speziell Glukose verabschiedet sich unser Gehirn in weniger als 5 Minuten. Aber das heißt noch lange nicht, dass wir durch unsere Ernährung kräftig nachhelfen müssen, die Versorgung mit Zucker zu gewährleisten. Denn eben weil unser Gehirn so empfindlich auf Glukose reagiert und ebenso angewiesen ist wie auf Sauerstoff, deshalb hat der Organismus eine Reihe von Kompensationsmechanismen parat, die eine Unterzuckerung verhindern beziehungsweise beim Eintreten schnell kompensieren. Unser Organismus kann aus allen möglichen Stoffen, wie Fetten, Proteinen, Aminosäuren etc., Glukose herstellen. Und genau deshalb ist ein Einspringen unsererseits nicht nur unnötig, sondern oft schädlich, da der Organismus überlastet wird und die Unmengen an Zucker verstauen muss. Hierzu muss er das Zuviel an Zucker in Fette umwandeln und in Fettdepots verstauen. Resultat: Zunehmendes Körpergewicht bis hin zum Übergewicht.
Und was das für den Organismus bedeutet, dass habe ich hier beschrieben: Zucker – der süße Kassenschlager. In diesem Artikel sind weiterführende Links enthalten, die die desaströse Wirkung von Zucker auf den Organismus auch aus biochemischer Sicht beschreiben. Ein besonders fieser Vertreter der Zucker ist dabei die Fruktose, für die der Körper kaum bis keine Verwendung findet und die fast ungenutzt in Fette verwandelt und deponiert wird.
Wenn man sich dann die „Inhaltsstoffe“ des „Lebensmittels“ Mars-Riegel anschaut, dann könnte man fast die Plastikteilchen vergessen. Nur ein einziger Riegel deckt über 20 Prozent des täglichen Energiebedarfs ab. Und der wird zu 64 Prozent vom Riegel-Zucker abgedeckt. Da fällt es mir schwer, die Bezeichnung „Lebensmittel“ in seiner wahren Bedeutung für ein solches Produkt zu akzeptieren – denn „leben“ tut in diesem Ding NICHTS. Wenn die Verbraucherzentrale NRW hier von „Suchtmittel“ gesprochen hätte, dann wäre ich eher zu einer Zustimmung bereit. Und normalerweise werden Suchtmittel einfach entsorgt, auch ohne dass sie Plastikteilchen enthalten, oder?
Fazit
Plastikteilchen in Mars Schoko-Riegeln sorgen für Aufregung. Der Giftstoff Zucker, der zu 64 Prozent in den Riegeln enthalten ist, dagegen wird noch als „Lebensmittel“ veredelt. Damit wird klar, dass man auch Verbraucherzentralen nicht alles als „gebongt“ abnehmen sollte.
Plastikteilchen gehören in kein „Verzehrsgut“ (ich kann auch Beamtendeutsch). Aber Zucker, der in solchen Produkten unvermeidlich ist, hat langfristig schlimmere Konsequenzen als Plastikteilchen mit Lotto-Wahrscheinlichkeit. Aber der Zucker gehört dazu, um das Produkt gut schmecken zu lassen. Oder anders gefragt: Würden Plastikteilchen den Geschmack der Riegel verbessern, wären sie dann auch erlaubter Bestandteil dieser „Lebensmittel“?
Dieser Beitrag MARS: Jetzt als Tierfutter? Sondermüll? Oder doch: Lebensmittel? wurde erstmalig von Yamedo.de (René Gräber) auf Yamedo BLOG veröffentlicht.