Handystrahlung und WLAN – die elektromagnetischen Wellen, die von den Geräten ausgehen, steht seit Jahren in der Kritik. Wie bei allen diesen Fragen ist immer die Kernfrage nach der Richtigkeit der Aussagen unklar. Denn wenn man vom Blitz getroffen tot umfällt, dann ist klar, dass Blitze gefährlich sind und vermieden werden müssen.
WLAN und Handys sind mit Sicherheit keine „Sofort-Killer“. Auch Zigaretten und Drogen bringen die Menschen nicht nach wenigen Tagen um. Aber dennoch gelten sie als gefährlich. Andere „gefährliche Substanzen“, die der moderne Mensch gar nicht mehr als solche für sich einordnet, sind Zucker, Alkohol, genetisch modifizierte Nahrungsmittel und alle „leckeren“ chemischen Zutaten, die ein ordentliches industriell gefertigtes Nahrungsmittel ausmachen.
Aber bei Handystrahlung und WLAN wird die Angelegenheit noch undurchsichtiger, nicht zuletzt weil es hier an zuverlässigen wissenschaftlichen Studien fehlt, wie ich im Beitrag Elektromagnetische Felder: Handystrahlung, WLAN & Co versuche zu zeigen. Klar: Mein Beitrag kann auch nicht die Gefährlichkeit der elektromagnetischen Strahlungen „beweisen“. Er zeigt aber immerhin, dass das übliche Märchen der Industrie vom Legoland der „Unbedenklichkeit“ wirklich nur als Märchen angesehen werden muss.
Denn: Die wenigen Laborstudien haben Einflüsse auf die DNA gesehen und damit die Behauptungen der Protagonisten widerlegt. Auf der anderen Seite bleibt wirklich zu fragen, ob diese Ergebnisse eine praktische Relevanz haben. Und hier gibt es meines Wissens überhaupt nichts an Arbeiten, die sich dieser Fragestellung gewidmet hätten. Es wird hier wieder einmal der gute Glaube an die Sicherheit und Verträglichkeit der Handy- und WLAN-Strahlung als gesichertes Wissen verkauft, weil es der Industrie genau so in ihren Kram passt.
Die Bundesregierung warnt – die Industrie macht!
Ein „ältlicher“ Bericht des „Spiegel“ aus dem Jahr 2007 (spiegel.de/netzwelt/tech/drahtlose-netzwerke-bundesregierung-warnt-vor-w-lan-a-497684.html) zeigt aber doch, dass die Bundesregierung dieses Problem sehr wohl diskutiert, oder nicht? Auch hier werden ein paar richtige Ratschläge gegeben, zum Beispiel statt WLAN auf Kabelanschluss ans Internet zurückzugreifen. Es ist fast als Binsenweisheit anzusehen, dass man mit einem Kabelanschluss überhaupt nichts falsch machen kann. Oder wie man so schön sagt: „Man ist hier auf der sicheren Seite.“
Der Artikel zitiert auch eine kleine Anfrage der Grünen an den Deutschen Bundestag http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/060/1606022.pdf) mit 14 Fragen zu der Sicherheit von elektromagnetischen Strahlungen seitens WLAN. Aber zu diesem Zeitpunkt gab es noch weniger Antworten auf diese Fragen. Die einzige „gesicherte“ negative Wirkung des WLAN-Elektrosmogs ist eine Art „Placebo-Wirkung“, die bei psychisch fragwürdigen Aspiranten einsetzt, die auch bei ausgeschaltetem WLAN sterbenskrank werden: „Negativer Placebo: Elektrosmog wirkt auch ohne Strahlung“ (spiegel.de/wissenschaft/mensch/negativer-placebo-elektrosmog-wirkt-auch-ohne-strahlung-a-496623.html). Der „Spiegel“ zitiert hier eine Studie aus Großbritannien, in der 44 Personen mit und 114 Personen ohne gesundheitliche Beschwerden untersucht worden waren, die täglich mit Mobiltelefonen zu tun hatten.
Die Studienbetreiber hatten einen Sendemast eingerichtet, der an- und abgeschaltet werden konnte. Und prompt berichteten die „Mimosen“ Unverträglichkeiten, wenn sie glaubten, dass der Mast auf Sendung war, auch wenn er abgeschaltet worden war. Es gibt im Artikel einen Link zur Studie, der allerdings ins Funk-Nirvana führt. Der Artikel weiß auch zu berichten, dass von der Handystrahlung keine Krebsgefahr ausgeht. Quelle: Der „Spiegel“ selbst, der in einem weiteren Artikel eine amerikanisch-dänische Studie ohne Quellenangabe zitiert. Hier sahen die Autoren angeblich in einem Zeitraum von 1982 bis 1995 deutlich weniger neue Krebserkrankungen als sie erwartet hatten. Und weil die Erwartung der Wissenschaftler untertroffen wurde, ist bewiesen, dass Handys und WLAN keinen Krebs erzeugen. Toll! Ich wusste nicht, dass Erwartungswerte von Wissenschaftlern heute (oder 2006) als universale Referenzwerte zu gelten haben. So einfach scheint „Wissenschaft“ zu sein: Wenn die Erwartung untertroffen wird, dann ist alles in Butter; wird sie übertroffen, dann ist Krebs.
Nachdem wir also erfahren haben, dass negative Wirkungen der elektromagnetischen Strahlung ihren Ursprung in der verrückten Psyche mancher Zeitgenossen haben und diese auf keinen Fall ernst genommen werden sollten, verstehe ich nicht, dass die Bundesregierung vor WLAN warnt, wo doch alles in Butter zu sein scheint? Sogar der Strahlenexperte vom Bundesstrahlenschutz gab in dem letzten Artikel Entwarnung.
Aber trotzdem warnte der Bund – und nicht nur der. Der Bayerische Landtag hatte schon Ende 2006 eine Empfehlung an die Schulen gegeben, auf keinen Fall unbedenkliche und sichere WLAN-Hotspots einzurichten, sondern auf Kabel umzusteigen. Warum aber, wenn alles in Butter ist? Antwort: Weil der „Spiegel“ in diesem Artikel ganz plötzlich behauptet, dass dies eine Empfehlung des Bundesamts für Strahlenschutz sei. Genau – rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. WLAN ist sicher und unbedenklich, weshalb man kein WLAN bei sich zu Hause oder in der Schule einsetzen sollte, sondern lieber Kabel-Internet. Ich beneide die „Experten“, die für einen solch ausgekochten Schwachsinn auch noch ein fettes Gehalt beziehen.
Nachdem wir also über die Betrachtung der Bedenklichkeit von WLAN und seinen Strahlen zum Schluss gekommen sind, dass es besser ist mit Kabel zu arbeiten, weil WLAN so sicher und unbedenklich ist, können wir feststellen, dass wir nicht nur den Eindruck erweckt haben, die Argumente der WLAN-Gegner ernst zu nehmen, sondern sie auch gleich noch ernster widerlegt zu haben. Damit hat der „Spiegel“ die wissenschaftliche Grundlage für eine industriefreundliche Betrachtungsweise geschaffen, die mit bestenfalls fragwürdigen Studien hausieren geht, um die Sicherheit und Verträglichkeit von WLAN und Co. zu beweisen.
Kinder beweisen, dass sie nichts beweisen
„N24“ brachte im Dezember 2013 gleich zwei Beiträge zu einem Experiment, dass dänische Schülerinnen durchgeführt hatten (WLAN macht Pflanzen krank) :
„Sie gingen der Sache nach, kauften zwei Schalen mit Gartenkresse-Samen und stellten eine in einen Raum mit einem W-Lan-Router. Die andere in ein anderes Zimmer ohne Router.
Die Mädchen achteten darauf, dass die Räume bis auf den W-Lan-Router nahezu identisch waren. Es herrschte annähernd die gleiche Temperatur und die gleiche Lichteinstrahlung. Penibelst achteten sie auch darauf, dass die Samen die gleiche Menge Wasser bekamen.
Das Ergebnis nach zwölf Tagen: Die Samen in dem Raum ohne W-Lan-Router waren prächtig gediehen, in einem satten Grün. Komplett anders verhielt es sich im anderen Zimmer: Die Kresse war braun, kaum entwickelt – und sogar leicht mutiert. Anschließend machten die Schülerinnen den Test noch einmal – das Ergebnis war das Gleiche.“
Aufgrund dieses Ergebnis beeilte sich der Schreiber dieses Artikels darauf hinzuweisen, dass „das Experiment selbstverständlich [sic!] keinen Anspruch auf wissenschaftliche Gültigkeit“ erheben kann. Selbstverständlich können Ergebnisse, die nicht in den eigenen Kram passen, nicht als wissenschaftlich bewertet werden. Das hatten wir ja schon mal vor rund 500 Jahren, wo die Erde eine Pizza war und das Universum um die Erde torkelte. Jede andere Auffassung galt schon damals als nicht zeitgemäß.
Es ist schön zu lesen, dass die fleißigen Kinder dann doch noch mit 1000 Kronen (135 €) belohnt worden waren. Denn bei so wenig Wissenschaft dürfen die Blagen sich doch freuen, überhaupt was bekommen zu haben, vor allem wenn man das üble und verstörende Ergebnis mit einbezieht. Vielleicht wären es 10000 Kronen geworden, wenn die Mädels bewiesen hätten, dass die Kresse unter WLAN viel schneller wächst und noch grüner wird als ohne…
Der zweite Artikel ( Wie schädlich ist WLAN-Strahlung für den Menschen? ) lässt einen Strahlenbiologen zu Wort kommen, der die Beurteilungsgrundlagen für die Frage, was ist gefährlich und was nicht bei WLAN-Strahlen, kritisiert. Aber auch hier beeilt man sich, den Bundesstrahlenschutz zu zitieren, der auch hier „Entwarnung“ verkündet. Denn es gibt Grenzwerte und die schützen uns alle vor Ungemach und Co. KG. Aber auch hier scheint man nicht wirklich verheimlichen zu können, dass man nichts weiß, sondern nur so tut, als wenn man was weiß. Denn eine Pressesprecherin des Bundesamts wird wie folgt zitiert: „Dennoch können Langzeitfolgen, wie zum Beispiel Gehirntumore, nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden.“ Rein in die Karotten, raus aus den Karotten… Daher der wiederholte Vorschlag, sicheres WLAN durch ein Netzwerkkabel zu ersetzen. Und das alles ist ja viel wissenschaftlicher als das, was die dänischen Mädchen durchgeführt haben. Prost Neujahr!
Fazit
Man weiß heute genau so viel wie vor 10 Jahren. Und das wird auch noch als wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt verkauft. Die Studien zu diesem Thema sind umwerfend selten und dann noch umwerfend lächerlich. Erwartungshaltungen von Studienbetreibern sind die Beurteilungsgrundlage; und das ist „große Wissenschaft“. Dänische Kinder, die in ihrem einfach ausgerichteten Verständnis einen einfachen, aber logischen Versuchsaufbau mit folgerichtigen Ergebnissen erstellten, werden herablassend mit Almosen vertröstet, was ihnen, und den Lesern natürlich, klar machen soll, dass nur der Versuch des Versuchs zählt, nicht aber das Ergebnis, schon gar nicht, wenn man ein so alarmierendes Ergebnis vorzuzeigen hat.
Fazit vom Fazit: Niemand weiß nichts. Daher komme ich für mich zu dem Schluss, dass WLAN und Co. keine unmittelbare Lebensgefahr darstellen, aber auch nichts zur Gesundheit ihrer Betreiber beitragen. Die Frage nach negativen Effekten scheint man auf das nächste Jahrhundert vertagt zu haben. Zur Vorsicht kann man ja mal zum Gebrauch vom Netzwerkkabel raten. Da ist man auf der sicheren Seite und tritt der Industrie nicht allzu heftig auf die Füße…
Ich rate dazu seine Geräte zu Hause zu verkabeln. Wer das nicht will / kann usw., dem rate ich seinen Router zu einzustellen, dass dieser wenigstens in der Nacht abschaltet.
Dieser Beitrag Problemfaktor WLAN wurde erstmalig von Heilpraktiker René Gräber auf NaturHeilt.com Blog veröffentlicht.