Die diesjährige Blogaktion der Blog-Kollegin Quadratmeter dreht sich um das #älterwerden. Wie geht man selbst oder auch andere damit um? Denkt man darüber positiv oder negativ? Ein heikles Thema. Und ein Versuch der Selbstreflexion.
Berufsbedingt habe ich im Gegensatz zu den meisten anderen Teilnehmern der Aktion vermutlich eine etwas andere Sicht auf die Dinge. Man sieht viel Elend und denkt sich eigentlich viel zu oft, dass man so definitiv nicht enden will wie der Patient, mit dem man es gerade zu tun hat. Das wirft zwei Probleme auf: Zum einen hat man teils recht wenig „Mitspracherecht“ hinsichtlich der eigenen Gesundheit. Der Körper macht halt hin und wieder einfach Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Zum anderen wird man selbst immer älter, die schwer kranken Patienten aber teils auch immer jünger.
Das erste einschneidende Erlebnis, dass mich eiskalt darauf hin wies, dass das Leben vielleicht nicht so laufen könnte wie gewünscht ereilte mich in meinem Zivildienst, was nun auch schon knapp 19 Jahre her ist. Ich arbeitete in einem Krankenhaus auf einer inneren Station mit recht viel Onkologie. Und dort gab es unter anderem einen Patienten, der nur wenige Jahre älter war, gerade fertig mit dem Studium. Voll mit Krebs und nach einem guten halben Jahr voller Kampf, Chemo und massiven Schmerzen verstarb er dann doch. In einer der letzten Konversationen, die wir führten, fragte er mich schließlich, warum er denn jetzt überhaupt studiert hätte. Die Zeit hätte er auch deutlich besser nutzen können. Tja. Warum?
Mein Leben ging weiter, ich machte meine erste Ausbildung, arbeitete auch eine Zeit lang in diesem Beruf, aber irgendwann wurde die Frage immer stärker, ob ich diesen Job wirklich mein Leben lang machen will. Nach reiflicher Überlegung entschied ich mich dagegen.
Neuanfang mit 25 Jahren. Deutlich härtere Arbeit, Schichtdienst, schlechtere Bezahlung, aber ein Job, der deutlich mehr Spaß machte. Meistens zumindest. Meine damaligen Pläne, auch irgendwann in die Luftrettung zu gehen, verflüchtigten sich mangels Angebot bzw zu vielen Bewerbern mehr und mehr. Aber wie es der Zufall so will hat sich das Blatt jetzt innerhalb weniger Wochen gewendet. Nach 13 Jahren im Job geht es in den nächsten Wochen los mit der Luftrettung. Ein kleiner Lichtblick in der ach so trist gewordenen Arbeitswelt. Sofern denn der Fliegerarzt sein Okay gibt. Also abwarten. Bin ja auch nicht mehr der jüngste
So viel zur Arbeit. Aber was kommt danach? Bis zur Rente sind es noch rund 30 Jahre, sofern denn das Rentenalter bis dahin bleibt, wo es ist. Und dann? Wenn man bis jetzt noch nicht selbst vorgesorgt hat mit privater Altersvorsorge wird es mit der Rente schwierig. Sehr sehr schwierig. Denn vom Staat werden wir vermutlich nicht mehr viel zu erwarten haben. Danke auch dafür.
Zudem bin ich allein. Keine Frau/Freundin, von Kindern oder eigenem Haus mal ganz zu schweigen. Aber so ganz alleine alt werden? Stelle ich mir schlimm vor. Von daher bleibt zu hoffen, dass sich da irgendwann noch etwas tut.
Und wenn man dann auch noch richtig alt wird und ins Pflegeheim muss? In rund 13 Jahren Rettungsdienst habe ich wirklich viele Pflegeheime gesehen. Und ich muss sagen, dass ich es mir bei kaum einem der Pflegeheime vorstellen kann, dort selbst zu wohnen. Sei es wegen des Personals bzw Personalmangels oder auch der Ausstattung, Hygiene, etc. Es gibt heute schon viel zu wenig Personal und es wird in den nächsten Jahren vermutlich nicht besser. Eher ganz im Gegenteil.
Aber man weiß ja nie, was sich so in 30 Jahren tut. Alles entwickelt sich weiter. Wenn ich mir ansehe, dass die Kinder heute im Kindergarten- aber auch Grundschulalter schon nicht mehr wissen, was ein kabelgebundenes Telefon mit Hörer ist bzw wie es zu benutzen ist komme ich mir sehr alt vor. Von daher bleibt abzuwarten, wie es einem in 30 Jahren geht.
Wie ist das also mit dem #älterwerden? Der obige Text zeichnet ein recht negatives Bild meiner Zukunftsaussichten. Von daher kann ich einfach nur hoffen, dass ich noch lange körperlich und geistig fit bleibe und einfach irgendwann friedlich einschlafe. Meine Großeltern hatten alle 4 keinen schönen Tod und dienstlich aber auch bei Twitter und Co sieht man immer wieder auch jüngere Menschen, die mit Krebs, MS oder anderen heimtückischen Stinkern zu tun haben. Ich will nicht leiden, niemandem zur Last fallen und auch nicht jahrelang als Pflegepatient vor mich hin vegetieren. Es bleibt zu hoffen, dass im Ernstfall meine Patientenverfügung respektiert und auch akzeptiert wird.
In der Hoffnung auf ein schönes Leben ohne Einsamkeit und Leid.
„Älter werden heißt auch besser werden.“
Jack Nicholson
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