Die von Arztpraxen ist nur zu 47% Best Practice-ausgerichtet. Ermittelt mit dem OCQ©
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Ärzte Zeitung: "Bezahlte Redaktion" (Update 4)
In den Kommentaren zu einem Science-Blogs-Artikel über die “Ärzte Zeitung”, den wir hier bereits angesprochen hatten, findet sich ein bemerkenswerter Beitrag. Er gibt möglicherweise fundierte Einblicke in die Arbeitsweise dieses Blättchens, das viele Ärzte mit einer seriösen Informationsquelle verwechseln.
Der Kommentator gibt als Absender den Namen und akademischen Titel eines früheren Chefredakteurs der “Ärzte Zeitung” an. Auf jeden Fall erweckt er den Eindruck, gut mit den dortigen Gepflogenheiten vertraut zu sein.
Zum einen äußert sich der Kommentator zu der merkwürdigen Praxis der Online-Ausgabe des Blattes, Artikel über Arzneimittel mit deutlich werblichem Charakter entgegen den Vorschriften des Heilmittelwerbegesetzes öffentlich freizuschalten, während z.B. berufspolitische Artikel häufig nur nach Registrierung zugänglich sind:
Noch interessanter seine Bemerkung über die Arbeitsweise der Redaktion bei medizinischen Fragestellungen:
Der Anschein spricht seit Jahren nicht nur bei alternativmedizinischen Präparaten, sondern auch und vor allem bei verschreibungspflichtigen Medikamenten dafür, dass diese Einschätzung nicht weit von der Realität entfernt ist.
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Update: Bei dem Autoren des zitierten Kommentars (und der weiteren mit dem gleichen Namen versehenen Kommentare im gleichen Thread) handelt es sich wie vermutet um den Ex-Chefredakteur der Ärzte Zeitung. Das hat eine Nachfrage des ScienceBlogs-Autors bestätigt.
Update 2: Inzwischen hat er auch telefonisch bestätigt, Autor der Beiträge zu sein. (Danke, Marcus)
Update 3. 31.7.: Die ScienceBlogs-Redaktion hat den zitierten Kommentar mittlerweile ohne Begründung dort gelöscht.
Update 4 31.7.: Von einem Unternehmen beanstandete Behauptungen wurden gelöscht.
Strategie-Skizze für die Entwicklung des Pharma-Vertriebs
Ausgeschöpfte Kundenpotenziale, erschwerter Praxiszugang, Stagnation – immer häufiger berichten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des pharmazeutischen Außendienstes über derartige Situationen bei ihren Kunden. Doch Vertriebsanalysen zeigen häufig: die Einschätzungen der Pharma-Berater und die Kunden-Realität stimmen oft nicht überein, es existieren durchaus substanzielle ungenutzte Steigerungs- und Ausbaumöglichkeiten der Betreuungsqualität. Die Ergebnisse aus mehreren Untersuchungen zu diesem Themenkreis zeigen, […]
Medizin-Marketing mit falschem Facebook-Profil
Medizin lebt von Vertrauen. Vertrauen in die Kompetenz der Ärzte, die Akribie der Aufsichts- und Zulassungsbehörden, die Korrektheit der wissenschaftlichen Evidenz. Wie die ins Pharma- und Gesundheitsmarketing schwappende Social Media-Welle, diesen Kredit unterspült – in Sachen Pharmarketing kann könnte man auch von dem Restvertrauen sprechen … – zeigt ein aktuelles Facebook-Beispiel.
Sara Baker gibt vor ein Patient wie du und ich zu sein, aber dennoch ist es nur ein Fakeprofil bei Facebook.
Erschaffen von dem Unternehmen Medseek, das eHealth-Lösungen verkauft. Bis auf die Enthüllung in den persönlichen Angaben, deutet in ihrem Stream nichts darauf hin, dass es sich um ein Marketing-Geschöpf handelt. Sie kommuniziert mit den Facebook-Usern, wenn gleich ihre Status-Updates ein wenig automatisiert und hölzern wirken. Es wird eine catchy emotionale, sehr persönliche Story erzählt: Sara Baker ist schwanger und erwartet Zwillinge. Dank Medseek kann sie sich mehr um die Geburtsvorbereitungen kümmern.
Natürlich ist das unethisches Marketing, keine Frage. Nur sehen wir bei der Werbung und PR im Gesundheitsbereich täglich, dass ethische Grenzen verschieden definiert bzw. überschritten werden, und nicht einmal Gesetze oder Kodizes Unternehmen von irreführender Werbung und der Nichtbeachtung von gesetzlichen Einschränkungen bei der Heilmittelwerbung abhalten.
In diesem Fall wird offengelegt, dass es sich bei Sara Baker um eine Kampagne handelt. Wer die Begeisterung der Pharmaindustrie und der Pharmawerbeagenturen für “below-the-line”-Marketing kennt, wird sich sofort fragen, wieviele Patienten-Profile bei Facebook oder Twitter derzeit schon ohne Offenlegung im Dienste der Pharmakonzerne für Therapien und Produkte werben. Für below-the-line ist Social Media die ideale Plattform, da es darum geht unkonventionell und meist persönlich und direkt die Marketingbotschaften zu platzieren – zielgenau, konstengünstig, weitgehend konkurrenzlos – und für Sanktionen durch Gerichte und Branchen-Schiedsstellen kaum fassbar.
Man könnte einfach sagen, ein Medium wird erwachsen. Social Media ist, wie andere Medien auch, nicht gegen Manipulation immun. Wenn es um Gesundheitsthemen geht, birgt Social Media jedoch besondere Gefahren, da Informationen mit persönlichen Schicksalen verknüpft sind. Was das Heilmittelwerbegesetz zu verhindern versucht, wie etwa die Wiedergabe von Krankengeschichten, die Erzeugung von Ängsten, die Aufforderung zur Selbstdiagnose oder das Sammeln von Patientendaten, gehört bei Facebook zum Business-Modell.
Erfahrungen miteinander teilen, Patienten besser informieren, Verantwortung für die eigene Gesundheit stärken, Ärzte, Unternehmen und Patienten auf Augenhöhe kommunizieren lassen – das sind so die Träume der Social Media Berater für das Gesundheitswesen. Unterstützt wurde dies durch die Zurückhaltung der Unternehmen, die lange Zeit sich vor Aktivitäten in sozialen Netzwerken gefürchtet haben, aus rechtlichen wie auch kommunikativen Gründen.
Mittlerweile twittern Pharmaunternehmen, haben YouTube-Kanäle oder scharen “Fans” bei Facebook um sich. Der Traum ist aus. Die “Healthcare Social Media” Welt verwandelt sich zum Marktplatz der Industrieinteressen.