Der Grund, warum Goethe so inflationär zitiert wird, ist schnell benannt: Der Mann hat einfach immer Recht. Beispiel gefällig? „Ein Kranz ist gar viel leichter binden, als ihm ein würdig Haupt zu finden.“ So – na gut, so ähnlich – formulieren es die Juroren des Publizistik-Preises der Stiftung Gesundheit jedes Jahr in ihren Urteilen. Nicht, weil es keine würdigen Häupter gäbe – sondern eher zu wenig Kränze. Grund genug, rund zwei Wochen vor der Preisverleihung auf dem Jahresempfang 2016 zu erklären, wie in einem zweistufigen Jury-Verfahren herausragende Beiträge im Gesundheits- und Medizinjournalismus identifiziert werden.
Stufe 1: Die Qual der (Voraus)wahl
Jedes Jahr im Dezember, kurz vor Bewerbungsschluss, sieht es auf mehreren Tischen in den Räumen der Stiftung aus wie hoffentlich unterm Weihnachtsbaum ein paar Tage später: Päckchen über Pakete, Briefe und Kisten – die Einsendungen aus der ganzen Republik müssen geöffnet, sortiert und erfasst werden. Die eigentliche Arbeit beginnt aber erst, und zwar im Januar. Mitarbeiter der Stiftung sowie Mediziner und Gesundheitsjournalisten analysieren die eingesendeten Medien und erstellen eine Shortlist mit besonders wertvollen Beiträgen, die dann an eine Experten-Jury gehen. Das können Bücher sein, Zeitungsartikel, Online-Features oder Rundfunk- und Fernsehbeiträge – die mediale und thematische Vielfalt war auch in diesem Jahr beeindruckend. Weil sie zeigt, was im deutschsprachigen Journalismus derzeit alles möglich ist, und beweist, dass die Nachfrage nach ebenso verständlichen wie interessanten Beiträgen zum höchsten Gut des Menschen ungebrochen hoch ist.
Stufe 2: Auch eine Shortlist ist noch zu lang
Doch zurück zur Experten-Jury – übrigens ein Wort, das mindestens so oft bemüht wird wie die von Goethe. Im Falle des Publizistik-Preises aber ist es berechtigt: Denn hier entscheiden in jedem Jahr journalistische Hochkaräter in ständig wechselnder Besetzung. In diesem Jahr waren dabei:
- Pia Heinemann, stellvertretende Ressortleiterin Wissenschaft, Welt
- Claudia Heiss, Redakteurin, WDR
- Sarah Bernhard, Redakteurin, Nordbayerischer Kurier
- Walter Schmidt, freier Journalist und Autor
- Willi Reiners, Redakteur, Stuttgarter Nachrichten
Unterschiedliche Köpfe, unterschiedliche Medien – aber eines haben sie gemeinsam: Sie sind selbst Preisträger der Stiftung Gesundheit und kennen beide Seiten der Preisverleihung. Oft hören wir, dass die Juroren die Rolle als Bewerber leichter fanden. Denn aus der Shortlist die wirklich preiswürdigen Beiträge zu bestimmen, hat nichts mehr damit zu tun, nur die Spreu vom Weizen zu trennen. Die Jurymitglieder müssen neben dem journalistischen Handwerk, der Verständlichkeit und dem Aufzeigen von Zusammenhängen vor allem auf Alleinstellungsmerkmale schauen: Gab es das Thema schon mal? Ist es innovativ erzählt? Und nicht zuletzt: Welchen Mehrwert bietet es den Rezipienten?
Mit diesem Anspruch hat die Jury auch in diesem Jahr drei Gewinner gekürt. Wer das ist, wird natürlich noch nicht verraten. Die Preisverleihung findet auf dem Jahresempfang der Stiftung Gesundheit am 12. Mai in Berlin statt. Alle Preisträger werden die Auszeichnung in der Hörsaalruine der Charité persönlich entgegennehmen – und als Jurymitglied vielleicht selbst irgendwann Gewinner küren.