Ich kann verstehen, dass so mancher derber Witz für Außenstehende erschreckend ist.
Aber wir machen solche Witze nicht, weil wir respektlos sind oder herzlose Menschen, die sich über ihre hilflosen Patienten lustig machen und keine Grenzen kennen.
Wir machen keine Witze über unsere Patienten, schwere Erkrankungen und über andere “Dinge, über die man keine Witze macht”, weil wir empathielose Arschlöcher sind. Eigentlich ist ja sogar das Gegenteil der Fall.
Ohne das Rumblödeln mit (Berufs-)Kollegen und anderen Menschen, die das Gefühl nachempfinden können, einen psychisch belastenden Einsatz durchgestanden zu haben, hätte ich schon längst den Verstand verloren bei der ganzen menschlichen Abgrundscheiße, die man so in einer durchschnittlichen Woche zu sehen bekommt.
Es ist eine Möglichkeit, wieder Abstand zu gewinnen zu Fällen – zu den Menschen hinter den Fällen – die einem doch irgendwie näher gegangen sind als sie dürfen.
Und Fälle, die einem näher gehen als man selbst gerne möchte, die gibt es leider immer wieder mal.
Da sagt es sich aus Außenstehende(r) leicht “Du darfst die Arbeit halt nicht mit nach Hause nehmen” oder “Ist doch gut, dass deine Patienten für dich nicht nur ne Einsatznummer sind”, aber die müssen ja auch nicht nach einer erfolglosen Kinder-Reanimation ein halbes Jahr lang jede Nacht dreimal aus den beschissensten Albträumen aufwachen. Die werden nicht mit schwer krebskranken Menschen konfrontiert, kurz nachdem ihr Stiefvater an Lungenkrebs verstorben ist. Die müssen nicht mit Demenzkranken arbeiten, während bei der eigenen Oma genau das als mögliche Diagnose im Raum steht.
Während der Arbeit bin ich hochprofessionell. Meistens. Jedenfalls, wenn es wirklich darauf ankommt.
Gelacht, gescherzt, gelästert – das wird manchmal hinterher. Nicht aus Boshaftigkeit, sondern als Abstandhalter zu meiner eigenen Seele.
Und manchmal, wie bei Team Asoziales Pack, sind es halt nicht die Patienten, sondern die Angehörigen, die man irgendwie verarbeiten muss. Sei es, weil sie gewalttätige Arschlöcher sind, die öfter mal bei Rot über die Straße gehen sollten😉 oder weil sie uns gegenüber besonders arrogant und unfreundlich sind, uns beleidigen oder angreifen.
Alles raus, was nicht im Kopf bleiben (und ein posttraumatisches Belastungssyndrom verursachen) soll.
Es ist ja vollkommen okay, wenn diese Art von Humor nicht jedem gefällt. Es ist auch okay, wenn jemand nicht verstehen kann, warum wir so “unmögliche” Witze machen. Ja Himmel, ich versteh ja sogar, wenn andere das überhaupt nicht lesen wollen, weil sie selber erst kürzlich nen entsprechenden Fall in der Familie oder im Freundeskreis hatten.
Aber: Niemand wird gezwungen, irgendwas zu lesen oder irgendwem zu folgen.
Ich erwarte nicht, dass Außenstehende nachvollziehen können, wie ich mich manchmal fühle. Aber ich erwarte definitiv, dass Außenstehende mir nicht erzählen wollen, wie ich mich zu fühlen (oder: nicht zu fühlen) habe.
Und: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Reply verkneifen.
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