Warum findet der Jahresempfang einer Hamburger Stiftung eigentlich in Berlin statt? Das hat mindestens zwei gute Gründe: Zum einen spielen sich große Teile der deutschlandweiten Stiftungsarbeit ohnehin in der Hauptstadt ab, zum anderen hätten sich unsere rund hundert Gäste zwischen den 35 Schreibtischen bei uns in der Zentrale doch recht arg drängen müssen. Bereits zum vierten Mal haben sich daher rund 100 Besucher in der Hörsaalruine des Medizinhistorischen Museums der Charité in Berlin versammelt. In diesem Jahr kamen sie auch zusammen, um den zwanzigsten Geburtstag der Stiftung Gesundheit zu feiern.
Die ehrwürdigen Mauern des ehemaligen Rudolf-Virchow-Hörsaals bieten eine eindrucksvolle Kulisse für Vorträge und interessante Gespräche – damit letztere nicht zu kurz kommen, folgte auf die Begrüßung unseres Vorstandsvorsitzenden Dr. Peter Müller auch gleich die Keynote von Jochen Niehaus, Chefredakteur von Focus-Diabetes und Redaktionsleiter von Focus-Gesundheit. Sein Thema: „20 Jahre Suche nach dem guten Arzt“. Denn ebenso lange wie die Stiftung Gesundheit, nur mit etwas anderem Ziel und vor allem methodisch anders, hat Focus die Erhebung seiner – heute schon traditionellen – Ärztelisten entwickelt.
Stiftung Gesundheit und Focus kooperieren
Die Suche nach dem guten Arzt verbindet Niehaus mit der Stiftung, denn mit dem Ziel der Erhebung der regionalen Top-Mediziner kooperiert Focus mit der Stiftung Gesundheit. „Rund sechs Millionen Leser profitieren von der Focus-Gesundheit Arztsuche, die wir nicht mehr nur als Magazin, sondern auch als App oder im Web veröffentlichen“, so Niehaus. Dass das Magazin seit 1993 seine Focus-Ärztelisten publizieren darf, sei allerdings nicht immer eine Selbstverständlichkeit gewesen. Wie die Stiftung Gesundheit für die Veröffentlichung ärztlicher Therapieschwerpunkte auch, musste sich Focus für die Veröffentlichung der Ärztelisten anfangs noch vor Gericht verteidigen – nur eine von mehreren Parallelen zwischen den beiden Kooperationspartnern. Was damals strittig war, das ist heute nun schon lange selbstverständlich, die alten Battaglien sind nur noch Geschichte.
Zeitreise durch 20 Jahre Stiftung Gesundheit
Weitere Berührungspunkte haben die Vorstände Stefanie Woerns und Peter Müller bei einer Zeitreise durch die zwanzigjährige Stiftungsgeschichte aufgezeigt. Deutlich wurde dabei, wie das Satzungsziel, mehr Transparenz im Gesundheitswesen zu schaffen, durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Arzt-Auskunft und der Zertifizierung von gesundheitsbezogenen Medien und Websites stetig vorangetrieben wurde. Heute versorgt die Stiftung mit der Arzt-Auskunft und der Arzt-Auskunft Professional gesetzliche wie private Krankenversicherungen, bei denen zusammen rund 75 Millionen Menschen in Deutschland versichert sind. Eine beeindruckende Zahl – besonders, wenn man sie zu den Anfängen ins Verhältnis setzt, als damals die Stiftungsarbeit ausschließlich im Ehrenamt bewältigt wurde.
Publizistik-Preis für Annette Hoth
Nicht nur die Stiftung fördert Transparenz – auch viele Journalisten bieten Orientierung im Dschungel der Gesundheitsthemen. Drei der besten Redakteure, Filmemacher oder Autoren werden jährlich mit dem Publizistik-Preis der Stiftung Gesundheit ausgezeichnet. In diesem Jahr erhielt die ZDF-Redakteurin Annette Hoth den ersten Preis für ihre Dokumentation „Letzte Tage, gute Tage? Palliativversorgung in Deutschland“. „Mir ist ein Thema noch nie so schwer gefallen“, sagte Hoth. „Auch, weil ich sehr vielen sehr klugen Menschen sehr dumme Fragen stellen musste.“
Wobei die dümmsten Fragen bekanntlich jene sind, die überhaupt nicht gestellt werden. Davon gibt es, was die menschliche Sexualität betrifft, immer noch eine Menge. Daher hat Sabina Maier mit der X:enius-Dokumentation „Verhütung – hat die Pille bald ausgedient?“ nach Ansicht der Jury einen wichtigen Beitrag zum Diskurs über Verhütung geleistet und dafür den zweiten Platz erhalten.
Auch die drittplatzierte GEO-Reportage „Auf Mikroben-Jagd mit Dr. Shit“ von Christopher Piltz beschäftigt sich mit einem Thema, über das nur ungern gesprochen wird: Die Darmflora enthält wichtige Informationen zur Bekämpfung zahlreicher Krankheiten. Piltz begleitete einen Wissenschaftler in Tansania, der das menschliche Mikrobiom unkonventionell – und am eigenen Leib – erforscht.
Berlin hat ja schon vieles gesehen. Aber ein Jahresempfang, auf dem die Gäste bei Schnittchen und Sekt angeregt und ungezwungen über Palliativversorgung, Verhütung und Darmflora diskutieren, dürfte in dieser Kombination sogar in der Bundeshauptstadt eine Premiere gewesen sein. In diesem Sinne: Bis zum nächsten Jahr! Ob in Berlin oder mal wieder in Hamburg – oder ganz etwas anderes – wird man seh’n.