Pariser Frühlingswetter

Dicke Tropfen prasseln auf das Pflaster. Auch aus dem dritten Stock kann ich noch sehr gut dabei zusehen, wie sie klatschend auf den bereits komplett nass geregneten Asphalt aufschlagen. Platsch, platsch, platsch. Schon haben sich Pfützen gebildet, die immer größer werden. Gut, dass Paris eine einwandfrei funktionierende Kanalisation hat. Regelmäßig werden Bürgersteige und Straßen absichtlich geflutet und sauber gespült vom Großstadtschmutz. Aber normalerweise nicht alle auf einmal. Heute wird ganz Paris eine reinigende Dusche verpasst.

Einige Leute haben sich unter die Markise des schräg gegenüber liegenden Cafés gestellt und warten das schlimmste ab. Zwei, drei wagemutige Passanten dagegen setzen sich – mit Regenschirm oder zumindest Hut gewappnet – dem Wolkenbruch direkt aus. Vermutlich haben sie es eilig und keine andere Wahl. Ein bisschen tut es mir um leid um sie. Und um ihre schicken Schuhe erst! Mit hochgezogenen Schultern und schnellen Schrittes gehen sie ihrer Wege; zumindest bis zu den Knien dürften sie schon nach einigen Schritten vollkommen durchnässt sein.

Mein Fenster steht weit offen. Denn dieses Wetter macht Spaß! ‚Naturgewalt‘ ist für diese Stimmung vielleicht ein etwas zu groß gewähltes Wort, dennoch kommt es mir in den Sinn. So schön ich die letzten Tage auch fand (mit 26ºC wurde kürzlich wohl die Rekordtemperatur des jungen Jahres erreicht…) – die Luftqualität ist heute und in den letzten Tagen, die ebenfalls schon grau und durchwachsen waren, deutlich besser. Denn Paris hat ein Smogproblem. Und ganz besonders, wenn es sonnig und warm ist, bei Windstille und Trockenheit. Wenn es gar zu arg wird, ist sogar die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel kostenfrei. Der Verkehr in dem (zumindest im Zentrum) wunderschönen, aber dicht besiedelten Ballungsraum Paris soll dann so gering wie möglich gehalten werden. Nicht, dass die Stadt an sich selbst erstickt.

Heute sorgt die Natur selbst dafür, dass die Luft von Mikropartikeln, Staub und Pollen rein gewaschen wird. Gut gelaunt lausche ich Wind und Wetter. Und atme tief durch. La vie est belle.

P.S.: Übersetzung des letzten Satzes für diejenigen, die wirklich so gar kein Französisch oder Italienisch oder Spanisch (oder Latein?) können: ‚Das Leben ist schön‘.