Respekt.

Ich habe vor kurzem diesen Artikel über fehlenden Respekt vor Rettungsdienstlern gelesen, und ich möchte meine Antwort darauf nicht als Kommentar, sondern als eigenen Artikel schreiben.

Lest bitte zuerst den Artikel, und dann kommt zu mir zurück.

Ich sehe es anders.

Respektlosigkeit und Unfreundlichkeit sind zwei Paar Schuhe. 

Und nein, ich erwarte auch nicht, dass Notfallpatienten zu mir aufblicken.
Aber wer Hilfe ruft, soll diese auch annehmen. Wer den Rettungsdienst (oder den Krankentransport) ruft, soll dann bitte nicht alles besser wissen als wir und sich uns gegenüber respektlos verhalten. Wer mir meine Arbeit erklären will, der verhält sich respektlos. Wer meine Qualifikation anzweifelt, weil ich sage dass etwas nicht so gemacht werden kann, wie Patient oder Angehörige sich das wünschen der verhält sich respektlos.

Mir persönlich zieht sich der Magen immer ein wenig zusammen, wenn Personen deren Profession die Rettung von kranken und verletzen Mitmenschen ist, Respekt einfordern.

Nein, für mich ist Respekt nicht bloß eine leere Worthülse, und wem sich der Magen zusammenzieht weil ich von meinen Patienten und deren Angehörigen erwarte, nicht wie ein intellektuell terminal degenerierter Affe behandelt zu werden, ist mir relativ wumpe.

Unkommentiert stehenlassen kann ich so eine Aussage aber nicht. Nachher macht sowas noch Schule.
“Ich bin krank, also kann ich mir alles erlauben.”
„Das ist doch deren Arbeit, da muss ich doch nicht noch freundlich sein.“
„Die werden doch dafür bezahlt.“

Nein. Natürlich habe ich (und ich denke, da kann ich auch für den Großteil meiner Berufskollegen sprechen) Verständnis dafür, dass ein Patient in einer Notsituation, mit Angst und Schmerzen, manchmal nicht die Paradepferdchen der Freundlichkeit sind. Das ist okay.
Ich glaube, dass die meisten Patienten, die mal unfreundlich zu uns sind, das auch nicht mit böser Absicht sind.

Nicht okay ist, wenn sich das unverändert durch den gesamten Einsatz zieht, die Angehörigen auch noch pushen und der Umgang nicht nur unfreundlich, sondern auch respektlos ist.
Es gibt diese Menschen, die andere als ihre Bedienstete betrachten. Leute, die uns ins Gesicht sagen „Hätten Sie mal in der Schule besser aufgepasst, dann müssten Sie mich jetzt nicht in den zweiten Stock tragen. Haha.“ Menschen, die der Meinung sind auf alle anderen herabblicken zu können.
Menschen, die uns vor der Einsatzstelle anpöbeln, weil wir mit unserem Rettungswagen im Weg stehen. Menschen, die uns bei der Arbeit fotografieren oder filmen. Menschen, die uns Geld dafür geben wollen, damit wir sie mit Blaulicht und Horn ins Krankenhaus fahren, obwohl es nicht notwenig ist (und dann natürlich auch nicht gemacht wird).
Das ist nicht nur unfreundlich oder dreist, das ist respektlos.

Wenn jemand anders das anders sieht, okay. Meinungen und Ansichten unterscheiden sich. Aber bitte sag mir nicht, wie ich meine Gefühle wahrzunehmen habe.

Nein, ich mache mein Selbstwertgefühl nicht davon abhängig, wie Menschen in emotionalen Ausnahmesituationen und Menschen, die unsere “Stammkunden” (im Krankentransport) sind, mich behandeln. 
Aber ich erwarte, dass andere mich mit Respekt behandeln, ebenso wie ich von mir selbst erwarte, dass ich anderen Menschen respektvoll begegne.

Wie seht ihr das? – und da frage ich ganz besonders meine Berufskolleginnen und Kollegen und alle anderen im Blaulichtmillieu und in Gesundheitsberufen, aber natürlich auch alle anderen Leserinnen und Leser.

Danke übrigens an Alltag im Rettungsdienst und den Artikel über Gewalt gegenüber Rettungsdienstler*innen.
Auch eine Form des fehlenden Respekts.

Und genau darum wird es diese Woche hier ab morgen gehen.
Gewalt und Aggressivität uns gegenüber, das habe ich leider schon öfter erlebt als ich an zwei Fingern abzählen kann. Einige der Geschichten und meine Gedanken dazu will ich in einer kleinen Themenwoche mit euch teilen.

Es wäre schön, wenn ihr das Thema auf euren Blogs auch aufgreift und davon berichtet. Oder, Paul?

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