Jetzt haben wir uns eine Woche mit dem Thema Gewalt gegen den Rettungsdienst beschäftigt, da möchte ich doch gerne nochmal auf meinen Artikel von Montag zurückkommen.
Was hat das nun alles mit Respekt zu tun?
Nun, wenn man uns respektieren würde (und mit “man” meine ich “die Gesellschaft”), dann wäre vieles davon gar nicht erst passiert.
Mit ein bisschen Respekt würde man uns nicht bei der Arbeit festhalten, fotografieren, mit Flaschen nach uns werfen … verlangen, doch gefälligst den RTW umzuparken, denn die Zeit müssten wir uns ja nehmen … uns die Türen wieder zutreten usw.
Warum ich Respekt erwarte?
Das habe ich in den Kommentaren schon einmal erklärt.
Ich bin nicht an der Einsatzstelle, weil ich mich gern in die Angelegenheiten anderer Menschen einmische.
Ich bin dort, weil jemand (in der Regel der Patient oder einer der Angehörigen) mich gerufen hat.
Ich wurde dorthin gerufen, weil die Leute selbst mit der Situation überfordert waren und Hilfe brauchten.
Jemanden zur Hilfe rufen und sich dann aber absolut respektlos verhalten, alles selber besser wissen wollen, über jede Maßnahme erstmal diskutieren wollen – das passt nicht zusammen.
Wer (professionelle) Hilfe will, muss diese auch annehmen.
Ich bitte Angehörige, die stressig umherwuseln und den Patienten noch mehr beunruhigen, nicht aus dem Raum weil ich ein herzloser Mensch bin. Ich treffe die Entscheidungen, die ich im Einsatz treffe, nicht weil ich spontan Lust darauf habe. Alles hat einen Sinn. Vielleicht haben manche jetzt eine falsche Vorstellung davon.
Ich suhle mich nicht in meiner Autorität und erwarte auch nicht, dass Patienten und Angehörige mit glänzenden Augen zu mir aufschauen oder willkürliche Befehle befolgen.
Aber ich treffe im Einsatz Entscheidungen, und dies aus einem guten Grund. Wenn man den nicht versteht, kann man gerne freundlich nachfragen. Aber diskutieren oder unfreundlich werden, das ist kontraproduktiv.
Natürlich kümmere ich mich auch um unfreundliche Patienten. Natürlich lasse ich einen Patienten nicht alleine, nur weil der Angehörige ein arroganter Besserwisser ist.
Aber es ist für alle Beteiligten (Helfer wie Hilfesuchende) ein viel angenehmeres Erlebnis, wenn die Atmosphäre nicht scheiße ist. Ganz zu schweigen von Einsätzen, bei denen man den Einsatzort zum Eigenschutz verlassen muss oder erst betreten kann, wenn polizeiliche Unterstützung da ist.
In meinem Erlebnis war die Patientin nicht akut vital bedroht. Aber auch, wenn sie reanimationpflichtig gewesen wäre, hätten wir den Einsatzort verlassen, nachdem der Angehörige begonnen hat, uns anzugreifen.
Eigenschutz geht immer vor.
Warum das? Nun, zum einen stelle ich das Leben oder die Gesundheit des Patienten nicht über mein eigenes Leben und meine eigene Gesundheit.
Wer sich in seiner Freizeit gern vor einen fahrenden Zug stürzen möchte, um einen Unbekannten zu retten, bitte. (Nein, im Ernst: bitte nicht!)
Zum anderen hat der Patient ja auch nix davon, wenn ich mich abstechen lasse, oder in ein brennendes Haus renne. Im schlimmsten Fall bin ich tot und kann dem Patienten auch nicht mehr helfen, im besten Fall bin ich nur verletzt und brauche selbst Hilfe. Dann kann ich dem Patienten ebenfalls nicht helfen.
Wir haben also alle bessere Karten, wenn ich den Einsatz unverletzt überlebe.
Danke an alle, die die Beiträge so unfassbar oft geteilt haben, die selbst Beiträge zu dem Thema verfasst haben, und an die, die in den Kommentaren mitdiskutiert haben!
Wann es die nächste Themenwoche geben wird und zu welchem Thema, das weiß ich noch nicht. Die nächsten Beiträge hier werden sich wieder hauptsächlich ums Medizinstudium drehen, aber ich hab noch einige Rettungsdienst-Artikel auf Halde, die ich dann und wann einstreuen werde.
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