Im vorausgegangenen Beitrag haben Sie Bekanntschaft mit diversen „Spiralen“ und „Teufelskreisen“ gemacht. Die heutige Portion „Hausmannskost“ liefert noch zwei wichtige Zutaten für den Schritt zu „alternativen“ Bewertungen. Außerdem können Sie erste Übungen für den Ausstieg aus dem Atemnot-Angst-Teufelskreis erproben.
Ängste bei Atemnot (Portion 2)
Hilfreich ist eine anschauliche Gegenüberstellung von
- Teufelskreisen
- und Bewältigungskreisen.
Zunächst die körperlichen und psychischen Teufelskreise.
Und jetzt die körperlichen und psychischen Bewältigungskreise.
Sieht so einfach aus! Doch wie gelangen Sie immer leichter und immer öfter aus den Teufelskreisen in die Bewältigungskreise?
Der Weg zu „alternativen“ Bewertungen
Den Weg der „alternativen“ Bewertungen können Sie wagen:
- allein
- mit Ihren Angehörigen
- mit oder ohne Unterstützung durch Experten
Sie haben es vermutlich schon geahnt: Ohne Fleiß – kein Preis!
Darum geht es im nächsten Schritt. Vorher gönnen Sie sich aber bitte eine Pause – z. B. mit einem gemächlichen Gang zum Kühlschrank und einem erfrischenden Glas Wasser.
Zwei Bewertungs-Grundmuster
Man kann es nicht oft genug wiederholen: Die Bewertung ist der „Springende Punkt“ – denn sie bestimmt das Verhalten.
Lungenpatienten zeigen zwei typische Bewertungs-(und Verhaltens-)Muster bei Atemnot:
- Katastrophen-Denken
- Ignorieren und Vermeiden
Beide Grundmuster enden in verstärkter Atemnot. Neue Wege aus der Angst führen also weder über Katastrophen-Denken noch über Ignorieren– sondern über:
- Mehr Wissen
- (Richtig) Aktiv sein
- Achtsame Wahrnehmung
- Ablenkung
- Bewusstes Standhalten
- und wenn´s sein muss: „Chemie“
Ich lade Sie ein zu einer Erkundungstour entlang dieser sechs Wege. Let´s go!
1. Mehr Wissen beruhigt
Entscheidend ist nicht das theoretische Wissen, sondern vor allem das praxisbezogene Bescheid wissen. Konkret:
- Was tue ich in welcher Situation?
Genau das lernen Lungenpatienten bei Patientenschulungen zum Selbst-Management. Struktur und Inhalt einer typischen COPD-Schulung sehen beispielsweise so aus:
1.Atemwegserkrankung: Definition, Auslöser, Raucherentwöhnung
- Handhabung der Dosier-Aerosole
- Peak-flow-Meter: Handhabung, Befindens-Tagebuch
- Atemtherapie, Umgang mit Atemnot
- Arzneimitteltherapie
- Atemwegserkrankungen und körperliche Aktivität
- Weiterführende Therapie
- Ärztlich kontrollierte Selbstmedikation
- Die Exazerbation
- Der Notfall
Zu „alternativen“ Bewertungen der Angst führen insbesondere die Einheiten:
- 4. Atemtherapie, Umgang mit Atemnot
- 9. Die Exazerbation
Für beide Einheiten folgen hier Beispiel-Übungen aus einem interaktiven Programm.
4. Umgang mit Atemnot
Lernen Sie zunächst Walter kennen. Walter hat COPD.
Er denkt im stillen: „Niemand versteht, was es bedeutet, keine Luft zu bekommen.“
Schreiben Sie einige Dinge auf, die Walter über seine Atemnot sagen könnte,
- wenn er frustriert ist: „……………………………………………………………….“
- wenn er niedergeschlagen ist: „……………………………………………………“
- wenn er besorgt ist: „………………………………………………………………….“
- wenn er Angst und Panik hat: „……………………………………………………“
Negative Bewertungen, Katastrophen-Denken, aber auch Ignorieren-Wollen und Vermeidung führen in der Regel zu verstärkter Atemnot.
Walter kann seine Atemnot besser bewältigen mit „alternativen“ Bewertungen. Er kann sich selbst beispielsweise entschieden zusprechen:
- „Es wird mir wieder besser gehen.“
- „Es wird nichts Schreckliches geschehen.“
- „Meine Atmung wird sich wieder beruhigen.“
Was Walter dabei tun sollte:
- „Runterschalten“ (z. B. mit inneren „Ruhe-Bildern“ – dazu später mehr!)
- in eine entspannte Position gehen (z. B. atemerleichternder Kutscher- oder Pascha-Sitz)
- oder sich entspannt bewegen (z. B. zur Lieblings-Musik)
- dabei Atemtechniken anwenden (z. B. Lippenbremse, achtsames Atmen)
Dieses Verhalten wird Walters Angstgefühle mindern. Weniger Angst-Gefühle führen dazu, dass sich die körperlichen Angstsymptome ebenfalls abmildern. Dadurch erlangt Walter ein stärkeres Gefühl der Kontrolle über seine Atmung: „Ich kann mit meiner Atemnot umgehen!“
Jetzt hat Walter genug getan. Sie sind wieder an der Reihe: Diskutieren Sie die „alternativen“ Bewertungen und ihre Folgen mit Ihrem Partner.
Und lesen Sie beim nächsten Mal, was Walter machen kann, wenn sich die gewohnte Atemnot deutlich verstärkt. Bis dahin: Luftige Tage …