Schwester Paula ist völlig aufgelöst.
Chef hat sie mit ernstem Gesicht zur Seite genommen, im Nebenzimmer ein paar Minuten mit ihr gesprochen und jetzt ist sie wieder zurück und den Tränen nahe.
„Was ist los?“, fragt Jenny, „War das die Kündigung?“
Schwester Paula schüttelt den Kopf.
„Schlimmer!“
„Schlimmer als Kündigung?“
„Ich muss zur Polizei!“
„Was ist los?“
„Jemand hat mich angezeigt!“
„Angezeigt? Warum denn? Weil mal wieder alle Parkplätze belegt waren und die Anwohner….“
Schwester Paula macht eine wegwerfende Handbewegung.
„Schlimmer! Es geht um Mord!“
„Hey, ein richtiger Krimi!“, feixt Jenny und ich werfe ihr einen strafenden Blick zu.
Schwester Paula setzt sich. Jenny schenkt ihr Kaffee ein.
„Erzählen Sie, wenn Sie möchten!“, ermuntere ich sie.
Schwester Paula schaut auf.
„Herr Immenburger ist gestern verstorben!“
Ich erinnere mich.
„Der lag doch letztens bei uns! Schweres Tumorleiden, metastasiertes Bronchialkarzinom im Endstadium, wir hatten ihn nach Hause entlassen…“
„…zum Sterben entlassen!“, ergänzt Jenny.
„Der wohnt ja bei mir in der Nachbarschaft!“
„Und?“
„Naja, ich kenne halt seine Familie. Also habe ich ihn ab und zu besucht. Vor allem Frau ist ja völlig aufgelöst, die ist doch von der ganzen Situation völlig überfordert…“
„Toll, dass Sie sich so um Ihre Nachbarn kümmern!“
„…aber Herr Immenburger hat einen Neffen. Nun ja, der Junge war immer schon irgendwie komisch. Und jetzt hat er bei der Polizei angerufen und behauptet, ich hätte seinen Onkel vergiftet!“
„Der Kerl spinnt doch!“
Jenny tippt sich an die Stirn.
„Ich schwöre, ich habe nichts Böses getan!“, schluchzt Schwester Paula, „Ich habe Frau Immenburger höchstens mal geholfen, die Tabletten zu richten für ihren Mann!“
„Damit kommt der doch nie durch!“, sagt Jenny.
Wollen wir es hoffen, denke ich. Trotzdem muss Schwester Paula heute Nachmittag zur Polizei.