Eine Mail in meinem Blog-Account enthält folgende Bitte: „… daß die Seiten sehr gut sind und wir uns weiter auf Ihre Beiträge freuen und vielleicht hin und wieder einen Beitrag nur für Patienten geschrieben …“
Diese Bitte berührt mich – ebenso wie die Aussage in einer anderen Mail: „… Ich selber bin seit vielen Jahren an COPD erkrankt und bei vielen Ihrer Beiträge finde ich mich wieder. Vieles spricht mich an, manches macht mich nachdenklich, einiges auch traurig …“
Ich freue mich, daß meine Online-Auftritte ( www.monikatempel.de und http://news.doccheck.com/de/blog/483-sauerstoff-und-sinn/) von Patienten mit Chronischen Lungenerkrankungen besucht werden. Meine Beiträge sind ja als „psychopneumologische Denk- und Handlungs-Anstöße“ gedacht.
Beim Verfassen stelle ich immer wieder fest, daß es nicht leicht ist, das aktuelle psychopneumologische Wissen für „Krankheits-Betroffene“ und für „Gesundheits-Fachkräfte“ gleichzeitig zu präsentieren. Die beiden Mail-Aussagen sind deshalb eine gute Gelegenheit, ein „Zwei-Töpfe-Modell“ einzuführen:
- Im 1. Topf kocht ehrliche „Hausmannskost“ – sachlich fundierte, anschauliche und praxisbezogene psychopneumologische Informationen.
- Der 2. Topf enthält bekömmliche „Haute Cuisine“ – aktuelle, praxisrelevante Studienergebnisse aus dem Bereich der Psychopneumologie.
Natürlich darf sich jeder aus beiden „Töpfen“ bedienen …
Heute gibt es eine erste „Kostprobe“ aus dem Topf „Hausmannskost“. Deckel auf …!
Ängste bei Atemnot (Portion 1)
Es ist für uns unmöglich, gleichzeitig
- tief
- langsam
- und regelmäßig
zu atmen und panisch zu sein.
Was wäre also bei Ängsten das einfachste Mittel, um wieder ins Lot zu kommen?
Richtig:
- tief
- langsam
- und regelmäßig
zu atmen.
Deshalb nutzen Psychosomatiker den Atem als zuverlässiges Instrument, um Angst und Panik zu beeinflussen. Mit direkten oder indirekten Techniken bringen sie ihre Patienten immer öfter dazu
- tief
- langsam
- und regelmäßig
zu atmen.
„Schön und gut“, werden Sie als atemnotgeplagter COPD- oder Emphysem-Patient an dieser Stelle leicht genervt einwenden. „Das gilt vielleicht für ´Psychos`. Aber: Ich hab´s an der Lunge – und nicht am Kopf! Ich kann halt nicht
- tief
- langsam
- und regelmäßig
atmen – manchmal jedenfalls nicht!“
Recht haben Sie! Trotzdem kann es hilfreich für das Wohlbefinden von Lungenpatienten sein, sich mit dem Wechselspiel von Lunge und Psyche zu befassen.
Von „Spiralen“ und „Teufelskreisen“
„Kenn ich schon!“, werden Sie möglicherweise gleich einwerfen. Na klar: Lungenpatienten werden in (fast) jeder Schulung, jedem Vortrag, jedem Ratgeber und jeder Pharmabroschüre mit „Spiralen“ und „Teufelskreisen“ konfrontiert.
Warum wohl?
Weil diese Darstellungen
- wissenschaftlich fundiert
- verständlich
- und praxisnah
sind. Weil man mit ihrer Hilfe ziemlich verzwickte Zusammenhänge anschaulich erklären kann.
Deshalb folgen auch hier ein paar klassische „Spiralen“ mit den zugehörigen Erläuterungen.
Die COPD-Spirale
In dieser Spirale sind die Ängste bei Atemnot nicht ausdrücklich erwähnt. Der Abwärtswirbel startet mit „Luftnot bei Belastung“ und führt über die Folgen der körperlichen Schonung zu sinkender Lebensqualität, weiter über soziale Isolation schließlich zur Depression.
Wo verstecken sich die „Ängste bei Atemnot“?
- Luftnot bei Belastung macht Angst (vor erneuter Belastung)
- Leistungsabfall von Herz, Kreislauf, Muskulatur macht Angst (bei Belastung und vor erneuter Belastung)
- Soziale Isolation macht Angst (vor Vereinsamung und Vergessenwerden)
- Depression macht Angst (vor dem Alltag und der ungewissen Zukunft)
Die Atemnot-Angst-Atemnot-Spirale (für COPD- und Emphysem-Patienten)
Ein Atemnot-Angst-Teufelskreis wird in vielen Veröffentlichungen zum Thema „Angst“ verwendet.
Es gibt eine gezielte Abwandlung für COPD- oder Emphysem-Patienten. Sie zeigt die fatalen Zusammenhänge zwischen Atemnot – Angst – ungünstigem Atemmuster – Überblähung – vermehrter Atemnot. Der entscheidende Punkt ist hier die dynamische Überblähung durch das ungünstige Atemmuster.
Für die verhaltensmedizinische Arbeit am Atemnot-Angst-Teufelskreis eignet sich allerdings besser die folgende klassische Darstellung.
Der Atemnot-Angst-Zirkel
In zwei Schritten nähern wir uns dem „Springenden Punkt“.
- Schritt: Atemnot-Angst-Zirkel
- Schritt: Der „Springende Punkt“
Der klassische Atemnot-Angst-Zirkel durchläuft die Stationen Atemnot – Wahrnehmung der körperlichen Veränderung – Bewertung (GEFAHR) – Gefühl (ANGST) – Reaktion (ALARMREAKTION: „Kampf“, „Flucht“ oder „Erstarren“).
Haben Sie den „Springenden Punkt“ entdeckt?
Richtig: Es kommt auf die „Bewertung“ an!
Die „Bewertung“ entscheidet über einen „Ausstieg“ aus dem „Teufelskreis“ bzw. über einen „Umstieg“ in einen „Bewältigungskreis“.
Die Möglichkeiten, die sich durch „alternative“ Bewertungen (statt: Bewertung GEFAHR“) eröffnen, werden in der nächsten „Portion Hausmannskost“ vorgestellt.
Ich freue mich, wenn Sie wieder mitprobieren!