Was machst du eigentlich den ganzen Tag?
Eine Blogaktion von Frau Brüllen, die ich ziemlich cool finde. Diesen Monat hab ich es endlich mal geschafft, es nicht zu verpeilen.
Wir haben Glück, dass ich heute Dienst hatte. So hab ich wenigstens ein bisschen was zu erzählen. Andernfalls hätte mein Tag eher so ausgesehen:
Es ist halb sieben, mein Wecker klingelt zum ersten Mal.
Wir beginnen unseren kleinen morgendlichen Tango, unseren täglichen Flirt – ich snooze. Er weckt nochmal. Ich snooze nochmal. Er weckt nochmal. Ich snooze nochmal.
Irgendwann (es ist bereits halb acht) entscheide ich mich, doch mal aufzustehen und die restliche Aufwachphase unter die Dusche zu verlegen. Voller Freude stelle ich fest, dass mein Duschschlauch undicht geworden ist und ich beim Duschen gleichzeitig das Badezimmer putzen kann. Cooles neues Feature!
Da ich vor dem ersten Kaffee nen IQ von 5 habe, hab ich es auch leider nicht geschafft, Spotify von Repeat auf Playlist zu stellen, sodass meine Nachbarn und ich das gleiche Lied sechs- bis achtmal hintereinander genießen können. Naja.
Das ist aber nur halb so schlimm, denn gleichzeitig klingelte auch der Wecker, den ich vergessen habe, auszustellen.
Meine Nachbarn durften also eine halbe Stunde lang mit mir gemeinsam aufwachen. Sie müssen mich sehr lieben.
Zum Frühstück bleibt keine Zeit mehr, ich pflücke also meine Kleidung von der Wäscheleine, schlüpfe hinein – nein, Mist, die Lieblingsjeans geht nur noch mit Gewalt – schnapp mir meine Tasche und starte meine morgendliche Joggingrunde zur Haltestelle. Ich pass zwar nicht mehr in meine Lieblingsjeans, aber den Run zur Bahn krieg ich immer noch problemlos in drei Minuten hin.
Die zwanzig Minuten Umsteigezeit nutze ich für einen Einkauf beim unfreundlichen Brötchendealer mit Monopolstellung an diesem Bahnhof. In diesem Backwerk ist jedes Mal jemand anderes an der Kasse, aber sie alle sind exorbitant langsam, mürrisch und verschwinden zwischendurch regelmäßig, während die Schlange der Kundschaft sich sekündlich Richtung Bahnsteig umsieht. Immer wieder ein Erlebnis.
Anschlussbahn bekommen, keine lauten Idioten oder besoffene potentielle Kundschaft von Samstagnacht übrig. Das ist das Schöne an Sonntagsdiensten, die zwar morgens beginnen, aber nach zehn Uhr. Würde ich zum “richtigen” Frühdienst um 6 Uhr fahren, hätte ich die ganzen Partypeople™️ mit dabei.
Auf der Wache hatte ich tatsächlich noch saubere Kleidung in meinem Schrank – das hat so einen Seltenheitswert, dass ich manchmal vor Freude eskaliere.
Sonntags ist es nicht so leicht, sich Dienstkleidung von jemand anderem zu organisieren, wenn mal nix da sein sollte, von daher ist es schon ganz schön, dass es mal ohne Improvisieren geht.
Dafür geht etwas anderes schief. Unser RTW stellt sich als nicht einsatzbereit heraus, sodass ich insgesamt viermal die Fahrerscheiben neu ausfüllen musste. Zweimal davon war aber mein Fehler, weil ich die Kennzeichen des geplanten RTWs und den Ersatz-RTWs lustig miteinander kombiniert habe.
Wir erinnern uns: ICH HATTE IMMER NOCH KEINEN KAFFEE!
Zu den Einsätzen, die wir heute hatten, kann ich aus Datenschutzgründen und um die Interessen meiner Patienten zu wahren, nicht tagesaktuell bloggen.
Nur soviel: wir haben heute bis Feierabend kein einziges Mal die Wache wiedergesehen.
Es sind ausschließlich nette Patienten und Angehörige. Und es ist sogar ein richtiger Notfall dabei; einer von denen, bei denen man wirklich mal wieder aktiv mitdenken muss. Ich mag ja solche Einsätze, an denen man rumrätseln muss. Es ist ein bisschen wie bei den guten alten Point&Click-Adventures.❤
Zwischendurch werden wir in unseren Zielkrankenhäusern mit Kaffee versorgt. So viel Liebe!
Und ich habe es geschafft, zwei weitere Kugelschreiber für meine Sammlung “Krankenhauskugelschreiber aus den Kliniken, die ich bereits angefahren habe” zu mopsen. Einer davon schreibt sogar schwarz. Ich liebe schwarzschreibende Kugelschreiber.
In einer Notaufnahme kommt es auch zu einem kleinen Meet&Greet mit alten Kollegen der Wache, auf der ich mein Anerkennungsjahr gemacht habe. Zu einem gemeinsamen Pappbecher Krankenhauskaffee hat die Zeit leider nicht gereicht.
Meine Lernsachen (genauer gesagt meinen Block) habe ich auch nicht ganz umsonst mitgeschleppt. Ich habe die Einwirkzeit unseres Desinfektionsmittels nach einem infektiösen Transport dafür genutzt, meine Notizen von gestern noch einmal durchzugucken. Ein zweites Mal habe ich sie vorhin auf der Rückfahrt nach Hause wiederholt. Wenn das mal nicht fleißig ist.
Bisheriges Tageshighlight war aber, dass ich die Menschheit ausgelöscht habe:
(Ja, meine Krankheiten bei Plague Inc. heißen immer Monday. Ich finde das herrlich, genau mein Humor!)
Tja, jetzt liege ich auf meinem Sofa und denke über ein Mittagsschläfchen nach.
Später muss ich noch ein bisschen Wäsche waschen und meine Tasche packen. Morgen geht es ja zurück nach Hogwarts. Ach ja, und für mein Physikpraktikum muss ich mich auch noch vorbereiten, das werde ich aber größtenteils auf die Zeit im Hogwarts-Express schieben.
Herr Haustier und ich werden uns zum Abendessen Natur-Sojajoghurt mit Blaubeeren teilen, da freuen wir uns schon sehr drauf. Also, ich freu mich jetzt schon, er wird sich freuen wenn er seinen Joghurt bekommt. Da steht er total drauf.❤
Vielleicht wasche ich jetzt schon einmal eine weitere Ladung Handtücher und guck solang irgendwas auf Youtube. Das klingt nach nem guten Plan.
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